Grefrath „Trauer hat viele Facetten“

Seit sechs Monaten ist die ehemalige Friedhofskapelle ein Kolumbarium. Für eine erste Zwischenbilanz hat die WZ dem Betreiber Andreas Camps einen Besuch abgestattet.

Grefrath: „Trauer hat viele Facetten“
Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Ein Sessel steht noch so herumgedreht, dass derjenige, der dort zuvor gesessen hat, gleich auf die Urne schauen konnte. Ein Foto zeigt die Frau, deren Asche in der Urne hinter der Schreibe ihre letzte Ruhestätte hat. Im November ist sie gestorben, verrät das Schild. Auf dem Boden vor der Urnennische stehen Rosen und Kerzen.

Grefrath: „Trauer hat viele Facetten“
Foto: Friedhelm Reimann

Seit sechs Monaten bietet das Kolumbarium „Haus Heribert“ am Friedhof an der Schaphauser Straße eine Ruhestätte für Urnen und den Angehörigen der Verstorbenen einen Ort des Abschiednehmens und des Gedenkens. „Trauer gibt es in ganz unterschiedlichen Facetten“, weiß Andreas Camps, Inhaber des gleichnamigen Bestattungshauses, der die alte Friedhofskapelle mit Nebengebäude für den neuen Zweck umgebaut und saniert hat.

Diese Facetten sieht man auch im Kolumbarium. In einer Urnennische verraten ein Bild, Skat-Karten und ein Brief viel Persönliches über den Verstorbenen. In einem anderen Fach lässt die Taube auf der Urne die Leidenschaft des Verstorbenen erahnen. Andere Fächer sind neutral gehalten.

In der kalten und dunklen Jahreszeit und auch in den Wochen rund um Weihnachten und den Jahreswechsel kann Trauer für Angehörige noch einmal wichtiger werden. Das Kolumbarium bietet Hinterbliebenen einen Anlaufpunkt fürs Abschiednehmen und Gedenken. Unabhängig von Jahreszeit und Wetter und ohne sich um die Grabpflege kümmern zu müssen, haben Besucher die Möglichkeit, sich in warmer, angenehmer Atmosphäre der verstorbenen Person zu erinnern und ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen.

Dezente Klavierklänge sind im Hintergrund zu hören. Aber es ist auch ein Ort des Austauschs, an dem sich Menschen begegnen und ins Gespräch kommen können, hat Andreas Camps festgestellt. Im Gebäude gibt es ebenso Sitzgelegenheiten dafür wie auf dem Außengelände.

Im Juli wurde das Haus durch die Geistlichen Johannes Quadflieg und Barbara Münzenberg eingesegnet. Auch Heribert Möller war dabei, der als Architekt das 1963 fertiggestellt Gebäude entworfen hat. Ihm zu Ehren wurde auch der Name „Haus Heribert“ gewählt.

Rund 20 Fächer sind mittlerweile mit Urnen gefüllt. In den eichernen Urnenkästen können auch mehrere Urnen Platz finden. Die Ruhezeit beträgt 20 Jahre. Die Nachfrage ist groß — nicht nur von Grefrathern, sondern auch von Menschen aus den umliegenden Kommunen.

Auch zu Lebzeiten kommen Menschen ins Bestattungshaus, planen ihren eigenen Abschied und können dann auch schon einen Platz im Kolumbarium reservieren. Bei der Auswahl der Urne sind kaum Grenzen gesetzt. Es gibt Modelle in verschiedenen Größen, Formen und Materialien, wie Metall, Holz, Granit, Keramik und Ton.

Der Trend zum individuellen Gestalten des Abschieds und der Trauer zeigt sich auch bei den Beerdigungen. Neben der klassischen Form der Trauerfeier werden auch immer öfter persönliche Details miteingebaut. So erlebte es Camps kürzlich zum ersten Mal, dass ein Sarg mit einem Traktor zum Grab geleitet wurde. „Der Verstorbene war Oldtimer-Liebhaber. Wir haben seinen Freunden ermöglicht, ihn in einer Oldtimer-Traktor-Kolonne zu Grabe zu tragen.“

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