Thomasstraße: Die Suche nach der Bombe

Der Kampfmittelräumdienst untersuchte am Freitag das Grundstück an der Ecke Thomasstraße/Spülwall.

Kempen. Meter für Meter, Loch für Loch arbeitet sich Johannes Weyrauch mit seinem Bagger voran. Am Arm des Fahrzeugs der Firma P-H-Röhll hängt ein sieben Meter langer Bohrer, den er vorsichtig in die Erde des Grundstücks an der Ecke Thomasstraße/Spülwall dreht. Sein Kollege Harald Kirsch sichert die Löcher mit sogenannten Sondierrohren, um dort später Metalldetektoren einführen zu können, die geomagnetische Felder messen sollen.

Mögliche Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg sind der Grund für die Arbeiten. Sollten sich noch Kampfmittel im Erdreich befinden, müssten diese beseitigt werden, bevor mit dem Bau der geplanten elf Eigentumswohnungen durch die Firma Tecklenburg begonnen werden kann.

„Luftbildauswertungen haben zwar ergeben, dass in dem Bereich kein Blindgängerverdacht besteht. Die Bohrungen sind aber eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme“, sagt Stefanie Paul von der Bezirksregierung in Düsseldorf. „Pfähle, auf denen das Fundament des geplanten Gebäudes zukünftig stehen soll, werden mit viel Energie in den Boden getrieben. Träfen diese auf eine Bombe, könnte es zur Detonation kommen.“

Wie tief der Kampfmittelräumdienst bohrt, hängt von der Beschaffenheit des Bodens ab. „In Köln lauten die Vorgaben fünf bis sechs Meter, in Kempen sind es sieben“, sagt Johannes Weyrauch. „Das liegt daran, dass der Boden hier weicher ist und eventuelle Fliegerbomben tiefer liegen könnten.“

Nach den Messungen werden die Daten jetzt in den Räumen der Firma Röhll in Düren mit Hilfe eines Feuerwerkers am Computer ausgewertet. „Anschließend werden die Informationen der einzelnen Bohrlöcher wie ein Puzzle zusammengefügt und an die Bezirksregierung weitergegeben“, sagt Weyrauch. Gibt es keine Anzeichen für eine Fliegerbombe, kann nach der Freigabe durch die Bezirksregierung mit den Bauarbeiten begonnen werden. Wenn sich ein großer Metallgegenstand im Boden befinden sollte, muss dieser ausgehoben werden, um zu überprüfen, ob es sich dabei um einen Sprengsatz handelt. Dieser würde dann entschärft oder gezielt gesprengt, bevor gebaut werden kann.

Mehr als 40 Fliegerbomben haben die Mitarbeiter der Kampfmittelräumung Röhll im vergangenen Jahr in NRW gefunden, sagt Weyrauch. Dementsprechend wichtig sei auch die genaue Untersuchung. Rund 35 Bohrungen waren für das Grundstück in Kempen notwendig.

Was sonst passieren kann, hat im Februar ein Fall in Ludwigshafen gezeigt: Bei Bauarbeiten auf dem Werksgelände des Chemiekonzerns BASF war es zur Detonation einer Fliegerbombe gekommen, nachdem eine Pfahlbohrmaschine auf einen Sprengkörper gestoßen war. Der Führer der Baumaschine, die durch den Druck hochgehoben wurde, hatte dabei allerdings Glück und verletzte sich nur leicht.

Ob der Boden an der Ecke Thomasstraße/Spülwall wegen eines Fundes ausgehoben werden muss, entscheiden die Untersuchungsergebnisse, die im Laufe der kommenden Woche feststehen. Laut Weyrauch sah es gestern jedoch danach aus, als würde es nicht dazu kommen.

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