Erinnerung an die Verfolgung der Juden im Nationalsozialismus Stolpersteine werden verlegt

Kempen · Start ist an der Oedter Straße in Kempen. Schüler gestalten die Veranstaltung.

 In Kempen werden am Donnerstag Stolpersteine verlegt.

In Kempen werden am Donnerstag Stolpersteine verlegt.

Foto: Norbert Prümen (nop)

(biro/hk) Zum achten Mal werden in Kempen am Donnerstag, 9. Juni, Stolpersteine verlegt für Menschen, die Opfer der Nationalsozialisten wurden. Dazu laden die Initiative „Projekt Stolpersteine“ Kempen sowie Schüler der weiterführenden Schulen ein, die die Verlegung gestalten. Schüler der Gesamtschule Kempen beispielsweise bereiten sich derzeit auf die Verlegung vor. Unter Anleitung des Kempener Historikers Hans Kaiser üben Zehntklässler, Texte laut und deutlich vorzutragen, die vom Schicksal der von den Nazis verfolgten und ermordeten Menschen erzählen.

Vor dem Haus der Familie Winter an der Kerkener Straße 1 wollen sie etwa an Karl, Berta, Mirjam und Ruth Winter erinnern, die als Juden von den Nazis verfolgt und zur Flucht gezwungen wurden. Die Familie flüchtete zunächst nach Venlo, dann nach Eindhoven, der Vater, eigentlich Notar mit Kanzlei an der Kuhstraße, betätigte sich als Krawattenhändler. Hilfsbereite Niederländer versteckten die einzelnen Mitglieder der Familie, bis die Winters im niederländischen Sevenum ankamen und dort das Kriegsende erlebten. Im Schulunterricht, in Gesellschaftslehre, sei über die Zeit des Nationalsozialismus und den Holocaust gesprochen werden, erzählen die Schüler, in einer Doppelstunde habe ihnen Kaiser auch mehr über das Schicksal der Kempener Juden erzählt. Die Geschichte dieser Menschen zu hören, sensibilisiere sehr, sagt ein Schüler.

Start der Stolpersteinverlegung am Donnerstag ist nun um 15.30 Uhr an der Oedter Straße 82, wo an den Politiker Theodor Schlagermann erinnert wird, der als SPD-Mitglied Widerstand leistete. Weiter geht es zur Kurfürstenstraße 13 (gegen 16 Uhr), um an Johanna Lambertz zu erinnern, die wegen ihres jüdischen Glaubens verfolgt und zur Flucht gezwungen wurde, zur Thomasstraße 4a (16.20 Uhr), um Helene Simon zu gedenken, die Jüdin war, von den Nazis verfolgt und ermordet wurde, zur Heilig-Geist-Straße 21 (16.40 Uhr), um an die jüdische Familie Siegmund, Carola und Else Winter zu erinnern, die verfolgt und ermordet oder zur Flucht gezwungen wurde, und abschließend zur Kerkener Straße 1 (17 Uhr), um die Geschichte der jüdischen Familie Winter zu hören. Der Schulchor des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums begleitet die Veranstaltung. Zum Auftakt der Stolpersteinverlegung gibt es schon am Mittwoch, 8. Juni, 19.30 Uhr, einen Vortrag im Rokokosaal des Kulturforums Franziskanerkloster, Burgstraße 19, den Matthias Schneeberger zum Thema „Der Stadtraum als Gedächtnisort – Kempen und sein Gedenken an die Opfer der Shoah“ hält. Der junge Historiker verfasste zu diesem Thema seine Diplomarbeit an der Uni Graz. Der Eintritt ist frei.

(biro/hk)
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