Steinerne Werke, die von Liebe erzählen

Der Bildhauer Eddious Nyagweta aus Simbabwe macht in Hinsbeck Station. Er arbeitet an einer Mutter-Kind-Figur.

Hinsbeck. Schnelle Schläge, unermüdlich, präzise. Mit dem Hammer auf den Meißel auf den Stein. Kleine Splitter fliegen aus einem Wölkchen aus feinem Staub. Einmal kurz den Staub weggepustet, und der Künstler lächelt zufrieden: Aus dem groben rauen Stein hat er ein Gesicht freigelegt, das Gesicht einer Frau. „Jetzt kannst Du schon sehen, dass daraus eine liebevolle Mutter wird“, sagt Eddious Nyagweta. Bis morgen soll seine Figur fertig sein, an der er auf dem Platz vor der Sparkasse in Hinsbeck arbeitet.

Eddious Nyagweta aus Simbabwe ist einer der bekanntesten afrikanischen Bildhauer. Für drei Monate ist er nun in Deutschland. Vergangene Woche hat er vor der Sparkasse in Lobberich gewerkelt, nun in Hinsbeck. Immer wieder bleiben Leute stehen, staunen, suchen das Gespräch mit dem freundlichen Künstler. Wie Gu-drun Becker: „Das ist einfach faszinierend, was er aus dem Stein herausholt“, lobt die Lobbericherin. Sie hat ihm schon mehrmals begeistert zugeschaut, winkt ihm zum Abschied: „Bye, bye, Eddy!“

Der Bildhauer freut sich über die Reaktionen: „Kunst bringt die Menschen in Kontakt zueinander“, hat er festgestellt, obwohl er sich nur auf Englisch verständigen kann. Und er wundert sich, dass viele Deutsche seine Werke modern finden: „Dabei ist es typische Bildhauerei aus meinem Heimatland.“ So ragen bei seinen Figuren aus den Gesichtern mit der glatten Steinhaut Augen, Nase und vor allem Mund prägend hervor.

Ob Paare, die Heilige Familie oder die einsame Frau — auf den ersten Blick nur scheinen die Figuren fremd, andersartig, doch so viel Wärme spricht aus den Gesichtern, dass sie schnell vertraut wirken. „Meine Arbeiten erzählen immer von Liebe, von Gefühlen“, sagt Eddious Nyagweta. Diese Gefühle allerdings müssen wachsen, reifen: „Meine Vorstellung von der Skulptur ist erst in meinem Kopf, bei der Arbeit entwickelt sie sich weiter.“

Seit die Temperatur gesunken ist, trägt Eddy eine Mütze, erwärmt sich dabei an afrikanischer Musik aus seinem Radiorekorder. Nimmt wieder Hammer und Meißel zur Hand und legt los. Schlägt unermüdlich, präzise. Und hat bald ein zweites, kleines Gesicht freigelegt: Ein Kind, das in den Armen der liebevollen Mutter liegt.

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