Lokale Wirtschaft Stadt Kempen ist mit Amazon-Start zufrieden

Kempen · Seit Ende März wird von Kempen aus geliefert, was das Zeug hält – Verkehrsprobleme gibt es laut Stadt derzeit nicht.

 Mit diesen angemieteten Liefer-Vans gehen die Fahrer für den Konzern Amazon am Industriering Ost in Kempen auf ihre Auslieferungstouren.

Mit diesen angemieteten Liefer-Vans gehen die Fahrer für den Konzern Amazon am Industriering Ost in Kempen auf ihre Auslieferungstouren.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Der Handels-Riese Amazon baut seine Marktmacht weltweit weiter aus und wird immer wertvoller. Durch die Corona-Krise gefördert, ist der Unternehmenswert des US-Konzerns im Zeiraum von Anfang März bis Anfang Juli um 702 Milliarden auf 1536,8 Milliarden US-Dollar gestiegen. Das berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Die Ausbreitung des Online-Lieferdienstes ist seit einigen Monaten in Kempen noch spür- und sichtbarer geworden. Bei nahezu jeder Fahrt über den Außenring sieht man meist weiße Lieferwagen, die im Auftrag von Amazon für deren Subunternehmen im Einsatz sind. Diese bringen Pakete, Päckchen und Co. von Kempen aus zu den Kunden am Niederrhein.

Gestartet ist Amazon am Industriering Ost Ende März mitten in der Corona-Krise. Und das auf einer Art Baustelle, denn das Umfeld des Logistikzentrums mit Parkflächen und Co. auf dem früheren Naafi-Gelände ist immer noch nicht fertig. Amazon musste aber in Kempen an den Start gehen – angesichts wachsender Umsatzzahlen wurde das zusätzliche Verteilzentrum am Niederrhein benötigt. Vor dem Start gab es in der Bevölkerung und auch in Teilen der Unternehmerschaft eine gewisse Unsicherheit, ob das Verkehrsnetz die zusätzliche Belastung verkraftet.

Zumindest aus Sicht der Stadt Kempen sind diese Sorgen unberechtigt. „Die ersten Monate haben uns gezeigt, dass es gut funktioniert“, sagte Wirtschaftsförderer Stefan von Laguna jetzt in einem Pressegespräch. Er selbst habe sich in den ersten Tagen und Wochen nach dem Start mehrfach persönlich ein Bild von der Lage rund um den Standort gemacht. „Da hatte ich den Eindruck, dass das Unternehmen das sehr gut managt.“ Auch aus der benachbarten Unternehmerschaft – zum Beispiel Bauer Funken – habe von Laguna die Signale bekommen, dass alles reibungslos läuft.

Abzuwarten bleibt nun, wie sich der Kempener Standort des US-Konzerns entwickelt. Denn derzeit ist Amazon noch auf Sparflamme unterwegs. Genehmigt ist derzeit ein Umfang von etwa 200 Lieferfahrzeugen, die täglich von Kempen aus auf die Reise gehen. Langfristig sollen es dann durchschnittlich 400 Fahrzeuge pro Tag sein. Wobei in Spitzenzeiten – zum Beispiel in der Weihnachtszeit – 600 bis 700 Fahrzeuge von Kempen aus zu den Kunden rollen werden. Das hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr bei einer Informationsveranstaltung ­kundgetan.

Voraussetzung für diese Erweiterung des Fuhrparks sind aber zwei Umbauten im Bereich des Außenrings. Zum einen muss die Ampel-Kreuzung Industriering Ost/B 509 mit einer neuen Signalschaltung versehen werden. Zum anderen droht der Kreuzung Kerkener Straße/ B 509, die vor allem in Richtung Autobahn 40 (Kerken) ein wichtiges Thema ist, eine größere Baumaßnahme. Dort empfiehlt der Landesbetrieb Straßen NRW die Verlängerung der Rechtsabbieger-Spur in Richtung Kerken. Diese beiden Voraussetzungen müssen erfüllt werden, damit Amazon die Kapazitäten erhöhen darf. Das hatte die Landesbehörde in einem Verkehrsgutachten festgestellt.

Für diese nötig werdenden Umbaumaßnahmen ist Amazon als sogenannter Vorhabenträger finanziell verantwortlich. Entsprechende Planungen laufen. Das sei in erster Linie eine Sache des Landesbetriebs, so von Laguna. Konkrete Termine oder Überlegungen für einen Baustart lägen im Kempener Rathaus noch nicht vor.

In dem Verteilzentrum bekommt Amazon nach eigenen Angaben während der Nacht per Lkw die Pakete, die dort „feinsortiert“ werden. Die 22 500 Quadratmeter große Halle ist zweigeteilt. Auf der einen Seite wird sortiert, auf der anderen Seite fahren die Fahrzeuge zum Beladen an. „Wir gehen nicht in einem Schlag auf die Straße, sondern in Wellen“, so Standortleiter Stephan Brings. Im Zuge der reduzierten Menge werden derzeit 72 Fahrzeuge in drei 24er-Gruppen auf die Straße gelassen. Bei diesen Fahrzeugen handele es sich um sogenannte Transport-Vans. Amazon benutze eine eigene Routenplanung, an die sich die Fahrer genau halten müssten, so der Kempener Standortleiter.

In diesem Zusammenhang sieht die Stadt Kempen für die innerörtlichen Straßen derzeit ebenso keine Probleme. Auch hier spricht von Laguna von einem reibungslosen Verlauf.

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