St. Tönis: Fotografin will Frauen über 50 Jahre in Szene setzen Sie hat Frauen über 50 im Fokus

St. Tönis · Die Fotografin Ines Schäfer will 50 Frauen im Alter von 50 plus mit einem Projekt in Szene setzen. Bewerbungen dafür sind noch möglich.

 Ines Schäfer betreibt ein Fotostudio im Business-Park Mays-Werk auf dem ehemaligen Kress-Gelände in St. Tönis.

Ines Schäfer betreibt ein Fotostudio im Business-Park Mays-Werk auf dem ehemaligen Kress-Gelände in St. Tönis.

Foto: Ines Schäfer

Frau Schäfer, vor kurzem haben Sie das Foto-Projekt „50 Frauen über 50“ gestartet. Warum?

Ines Schäfer: Frauen über 50 werden nicht gesehen. Dies bestätigen zahlreiche Gespräche mit Kundinnen. Daraus entwickelte sich die Idee. Mich persönlich stört in diesem Kontext auch massiv, dass Frauen über 50 in unserer Medienwelt  auf Werbung für Inkontinenzartikel oder Schmerzsalbe reduziert werden. Mit meinem Projekt möchte ich eine Plattform schaffen für jene Frauen in unserer Gesellschaft, die sich nicht mehr gesehen oder gehört fühlen. Ich möchte der Welt zeigen, dass Frauen über 50 heutzutage noch längst nicht zum alten Eisen gehören. In meiner Wahrnehmung haben diese Frauen im Leben viel erreicht: Sie haben erfolgreich Kinder großgezogen, haben beruflich was geschafft, vielleicht auch schon heftige Rückschläge im Leben gemeistert oder sich komplett neu orientiert und stehen in unserer Gesellschaft „ihre Frau“.

Was genau möchten Sie mit den „Vorher/Nachher“-Aufnahmen zeigen?

Schäfer: Wenn wir durch diverse Mode-Magazine am Zeitungsstand blättern, fangen wir gerne an, uns zu vergleichen und denken: „Boah, die schaut aber toll aus: So dünn, jung, weiblich, dynamisch, sportlich etc.“ Dabei vergessen wir oft, dass diese Models professionelle Visagisten haben, die ihnen die Haare und das Make-Up richten, Stylisten, die ihnen die Klamotten aussuchen und auf den Leib pinnen. Was wir „Normalos“ nicht sehen, ist das „Vorher“-Bild. Denn dass diese Magazin-Menschen morgens nach dem Aufstehen beim Blick in den Spiegel genauso aussehen wie wir, verdrängen wir. Und genau dafür möchte ich mit meinen „Vor dem Styling/Nach dem Styling“-Aufnahmen sensibilisieren.

Ein Slogan lautet: „Sei ein Covergirl für einen Tag!“  Liegt nicht genau darin ein großes Problem? Dass gesellschaftliche Beachtung und Akzeptanz, zugespitzt formuliert, durch Schminke und die richtige Beleuchtung erzeugt werden soll?

Schäfer: Das eigentliche Problem in der heutigen Gesellschaft liegt wohl eher darin, dass insbesondere Frauen tagtäglich suggeriert bekommen, nicht gut genug zu sein. Und genau das möchte ich für jede Frau da draußen ändern. Denn sind wir doch mal ehrlich: Wann nehmen wir Frauen uns im Alltag Zeit für uns - ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, weil wir mal ans uns denken? Ich bin selbst eine Frau, die im Alltag die Herausforderungen Kinder, Ehe, Haushalt, Business, Freundeskreis hat. Deshalb weiß ich ganz genau, wie wenig Zeit für uns selbst bleibt. Was ich „meinen“ Frauen mitgebe am Ende einer solchen Glamour-Session ist weit mehr als nur ein phänomenales Foto. Denn selbst an „schlechten“ Tagen sehen sie in ihren Porträts die Frau, die in ihnen steckt. Und sie erkennen, dass sie gut genug sind, so wie sie sind.

Die Bilder werden einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wie schwierig ist es vor diesem Hintergrund, Frauen für das Projekt zu gewinnen

Schäfer: Die Frauen, die sich bisher gemeldet haben, haben mit Begeisterung auf genau diese Tatsache reagiert. Denn anscheinend hat mich meine Wahrnehmung nicht getäuscht und Frauen über 50 haben das Bedürfnis, gesehen und wahrgenommen zu werden. Wir alle haben unser Päckchen im Leben zu tragen und diese Päckchen haben uns zu dem Menschen gemacht, der wir heute sind. Alle diese Frauen haben Geschichten, die gehört werden sollten. Sei es eine chronische Krankheit oder Zwänge im Leben, die überstanden und gemeistert wurden - wir schauen unserem Gegenüber nur bis zur Stirn. Deswegen verbindet ich in dem Projekt Fotos mit Interviews, die veröffentlicht werden.

Es ist ja auch ein Akquise-Instrument: Sie bieten das entsprechende Paket mit Hair-Styling, Make-Up und Fotoshooting zur Hälfte des in Ihrem Studio üblichen Preises an. Ist dieser Nachlass für viele Teilnehmerinnen entscheidend?

Schäfer: Nein, das glaube ich nicht. Kundinnen, die mich aufsuchen, schätzen den Rundum-Service, den mein Boutique-Portrait-Studio bietet. Es ist natürlich ein schönes „Goodie“, das ich den Kundinnen anbiete, die sich zur Teilnahme bereit erklären. Da ich mit professionellen Visagistinnen zusammenarbeite und den vollen Service anbiete, ist dies natürlich auch mit Kosten verbunden. Auch wenn dies ein persönliches Projekt ist, bin ich immer noch Unternehmerin und würde gerne zumindest kostendeckend arbeiten.

Wann kommt das Projekt „50 Männer ab 50“?

Schäfer: Ich bin offen für alles und insbesondere für Themen, die unsere Gesellschaft in irgendeiner Form sensibilisieren und dazu anregen können, mal über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen. Wenn es da draußen Männer gibt, die sich angesprochen fühlen und vor meine Kamera trauen: Meldet Euch bei mir! Auch Männer sind es wert, gesehen zu werden!

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