St. Hubert: Geburtstag an Heiligabend Zwei Gründe Heiligabend zu feiern

St. Hubert · Die St. Huberterin Margarete Gnoyke wird heute, am 24.Dezember, 90 Jahre alt.

 Margarete Gnoyke feiert heute Geburtstag und Weihnachten. An ihrer Seite ist dabei Ehemann Oskar.

Margarete Gnoyke feiert heute Geburtstag und Weihnachten. An ihrer Seite ist dabei Ehemann Oskar.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Für Margarete Gnoyke begann das Fest immer schon am Heiligmorgen. Wenn sie als Kind am 24. Dezember die Augen öffnete, stand auf dem Tisch neben ihrem Bett der Geburtstagskuchen, auf dem die Kerzen brannten. Margarete Gnoyke hat an Heiligabend Geburtstag – in diesem Jahr wird sie 90 Jahre alt.

Die Erinnerungen an diesen besonderen Tag in ihrer Kindheit sind sehr lebendig. Oft hatte es draußen geschneit, sodass die hügelige Landschaft weiß war rund um den Bauernhof der Familie Bastian im kleinen Örtchen Suckow in Mecklenburg. Dort wuchs Margarete zusammen mit einer jüngeren Schwester auf.

Für ihre Mutter war es immer wichtig, dass die Tochter beides feiern konnte: Geburtstag und Weihnachten. „Ich durfte immer viele Kinder einladen“, erinnert sich das Geburtstagskind. Gemeinsam wurde Kuchen gegessen und Kinderbowle aus Saft getrunken.

„Meine Mutter hat immer gefragt: ‚Möchtest du das große Geschenk morgens oder abends auspacken?‘ Ich habe natürlich immer morgens gesagt“, erzählt Margarete Gnoyke und schmunzelt. An den Tag, als sie eine große Puppe und einen Puppenwagen von ihrem Opa geschenkt bekam, erinnert sie sich noch gut.

Pfeffernüsse gehörten zum Fest immer dazu. Zwei große Milchkannen voll mit Plätzchen wurden im Ofen des Bäckers gebacken. Denn für die Knechte und Mägde gab es natürlich auch Süßes. Die Arbeit ruhte in der Winterzeit auf dem Hof weitgehend. Zu Weihnachten wurde der Tannenbaum aufgebaut und Lieder wurden gesungen. „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ und „Alle Jahre wieder“ fallen ihr ein. Am ersten Weihnachtstag ging die Familie in die Kirche und es kamen auch die Erwachsenen zum Gratulieren und Feiern beim Kaffee vorbei.

Weg an den Niederrhein führte über Berlin, Hamburg nach Hüls

Margarete wurde Lehrerin. Bei einem Lehrerfest lernte sie Oskar Gnoyke kennen. Am 10. Oktober 1952 heirateten sie. Doch schon kurze Zeit später musste das Paar seine Heimat verlassen. Landwirte hatten es in der DDR in dieser Zeit nicht leicht. Die Staatsführung war dabei, die Kollektivierung voranzutreiben. Die Bauern sollten sich zu Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) zusammenschließen. Der Vater war eines Wirtschaftsvergehens angeklagt worden. Er hatte verbotenerweise ein Ferkel versteckt. Nun drohte ihm Haft. Die Kriegsgefangenschaft war ihm noch in Erinnerung. Das wollte er nicht noch einmal erleben, erinnert sich die Tochter. Und so verließen auch Oskar und Margarete Gnoyke mit den Eltern die DDR.

Sie flohen nach West-Berlin und wurden von den Amerikanern nach Hamburg ausgeflogen. Von dort wurden Oskar und Margarete Gnoyke an den Niederrhein geschickt. Was sie nicht wussten: Sie erwarteten zu dieser Zeit bereits ihr erstes Kind.

In Hüls wurden sie zunächst im Saal einer Gaststätte zusammen mit mehreren Familien untergebracht. Man schlief auf Feldbetten. Nur Pappwände und Vorhänge sorgten für etwas Privatsphäre. Das erste Weihnachtsfest am Niederrhein, das sie dort feierten, bot da keine allzu festliche Stimmung.

In den folgenden Jahren aber umso mehr. Das Paar zog in das Haus an der Orbroicher Straße in die obere Etage. Im Erdgeschoss lebten ihre Eltern. Sie bekamen fünf Kinder. Zu Weihnachten wurde der Tannenbaum aufgestellt. Und Oskar Gnoyke las das Weihnachtsevangelium nach Lukas vor. „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste …“ Den Anfang kann er auswendig. Zusammen wurden Weihnachtslieder gesungen.

Beide wurden wieder am Niederrhein als Lehrer tätig. „Wir haben einen netten Freundeskreis gefunden“, erinnert sich Oskar Gnoyke, der auch im Heimatverein und im Bund der Vertriebenen aktiv wurde.

Drei der fünf Kinder sind Lehrer geworden, wie ihre Eltern. Und sie leben in Deutschland verteilt: in Hüls, Grevenbroich, Essen, Baden-Württemberg und in der Nähe von Bremen. Zum Weihnachtsfest kommen die vier Töchter, der Sohn, die Schwiegerkinder und zwei Enkel  am Niederrhein zusammen, um doppelt zu feiern: Weihnachten und den Geburtstag von Margarete Gnoyke.

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