St. Hubert: Voescher Loch wird größer

Der Baggersee in St. Hubert wird in den nächsten Jahren fast doppelt so groß. Im Landschaftsbeirat gab es dazu kritische bis ablehende Stimmen.

Sankt Hubert. "Schon wieder neuer Kiesabbau. So wird unser Kreis und der Niederrhein zum Schweizer Käse." Dem Kempener Landwirt Heinz-Josef Tölkes platzte am Mittwochabend im Landschaftsbeirat der Kragen. In der Sitzung, die im Landschaftshof Baerlo in Leutherheide stattfand, ging es um die Kiesgrube in St. Hubert-Voesch.

In diesem Karree in der Sektion Escheln zwischen Schwarze Rahm, An der Furth, Pielmay und Autobahn40 unterhalten die "Rheinischen Baustoffwerke" (RBS) mit Zentrale in Bergheim eine 30Hektar große Kiesgrube. RBS zählt zu den größten Sand- und Kiesproduzenten mit Schwerpunkt im Rheinischen Braunkohlerevier (Rheinbraun).

Laut Landschaftsplan5 "Untere Niers/Tönisberger Höhe" soll dieses 25 Meter tiefe Wasserloch in den nächsten elf Jahren in östliche Richtung um 18Hektar wachsen; das entspricht einer Fläche so groß wie 40Fußballplätze. Die Grube wird dann an die Ländereien des Pleineshofs Fricke (Obstanbau) mit Anschluss ans Naturschutzgebiet Schadbruch stoßen.

Beirats-Vorsitzender Georg Sennert (Grefrath) konnte die starken Bauchschmerzen von Bauer Tölkes zwar nachvollziehen, musste aber eingestehen: "Wir können nichts machen. Wir nehmen zur Kenntnis und stimmen nur den Ausgleichsmaßnahmen zu."

"Es ist kein Schutzgebiet betroffen", erläuterte Umwelt-Amtsleiterin Christa Eicher vom Kreis Viersen die Planung. Abgebaggert werde lediglich ein ehemaliger Feldweg mit zwei Birken, einer Stileiche, Strauchweiden, Holunder und Röhricht, der verpflanzt wird.

Als Ausgleich würden an anderer Stelle heimische Gehölze wie Hasel, Esche und Eiche angepflanzt. Eicher: "Auch das Landschaftsbild wird nicht beeinträchtigt."

Ulla Hoeke (Hinsbeck) vom Umweltverband BUND war wie Tölkes nicht gewillt, "einfach den Kiesabbau abzunicken". Hartmut Kropp, Dezernent beim Kreis Viersen, warnte davor: "Wir sind im Kreis angesichts der riesigen Kiesflächen noch gut weggekommen. Eine Resolution würde erst in zehn Jahren greifen." Der Regionalrat Düsseldorf habe die Abgrabungsflächen festgelegt.

In diesem Zusammenhang erinnerte Christa Eicher an das Beispiel Nettetal, wo Umweltverbände, Bürger, Stadt und sonstige Gremien sich erfolgreich gegen ein Riesenbaggerloch zwischen Breyell und Kaldenkirchen gewehrt hätten.

Kropp appellierte: "Nutzen Sie die nächsten zehn Jahre für die politische Argumentation in Parteien und Verbänden und wirken so rechtzeitig auf den Regionalrat ein."

Mit fünf Ja- bei drei Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen stimmte der Landschaftsbeirat der Vorlage zu.

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