St. Hubert „Wie sehr es gefehlt hat“

St. Hubert. · In der Tradition englischer Gesänge hatte Kantor Christian Gössel die musikalische Begleitung einer Abendmesse arrangiert.

Ein grünes laminiertes Kärtchen heißt die Besucher in der Kirche St. Hubertus an ihren Plätzen willkommen. „Ihr Sitzplatz. Schön, dass Sie da sind“. Jeweils am Ende einer Kirchenbank zwischen zwei frei zu lassenden Reihen liegen die kleinen Schilder. Es das erste Mal, dass die Kirche wieder komplett – nun nach Corona-Vorschriften – gefüllt ist. 46 Sitzplätze hat man markiert, so dass für etwas mehr als 50 Personen Platz ist.

Nach dem Ende des Glockenläutens erklingt Gesang aus der Taufkapelle. Den gregorianischen Kanon „Laudemus Virginem“ singend zieht das Vokalquartett (Milva Reehuis, Henriette Kluchert, Christian Gössel und Stefan Thomas) in den Hochchor und stellt sich dort im gebührenden Sicherheitsabstand auf.

In der Tradition des musikalischen Abendlobs aus England hat Kantor Gössel nicht nur einige Gesänge für das Gesangsensemble geschrieben, sondern auch historische Lieder aus dem Ursprungsland ausgewählt. So singt das Ensemble die irische Alltagshymne „Lord of all hopefulness“ in einer andächtigen Weise. Das Traditional bewegt sich in seiner Interpretation zwischen Meditation und Wiegenlied. Eine schöne Stimmung entsteht im Kirchenraum, die sich mit einem Abendlied von William Monk (1823-1889) fortsetzt.

Die Lesung von Propst Thomas Eicker begleitet das Ensemble mit Liedern von Thomas Tallis (1505-1585). Den Abschluss des Evensong bildet die Komposition „Bevor des Tages Licht vergeht“ von Gössel. Für den Kantor war die Choreographie des Vokalensembles eine besondere Herausforderung. Beim Gang aus der Taufkapelle in den Chor und die Aufstellung dort mussten schließlich neben der Konzentration auf den Gesang immer die Abstandsregeln eingehalten werden, was auch gelang. „Es war schon speziell, so weit auseinander zu sein,“ meint Gössel. „Es ist auch für Profis gesanglich schwierig und eine Herausforderung.“ Dann fügt er noch hinzu: „Wir haben gemerkt, wie sehr uns der vierstimmige Gesang gefehlt hat.“

Die Freude über den Evensong führt auch zwei Zuhörerinnen zum Kantor. „Danke! Es war war herzergreifend!“ sagt die eine begeistert und die andere Zuhörerin gesteht: „Wie sehr es gefehlt hat!“

Der Kantor überlegt derzeit auch, ob die Evensongs als eine neue Reihe im Gemeindeleben etabliert werden solltne. Es gibt nicht mehr so viele Abendgottesdienste in der Gemeinde und da wäre dieses Format eine gute Möglichkeit, „ein Loch zu befüllen“, sagt er.

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