St. Hubert Bauern werben für mehr Rücksicht

St. Hubert. · Aufgrund der engen Wege gibt es oft Konflikte mit Radfahrern und Fußgängern.

 Für gegenseitige Rücksichtnahme gerade auf den Wirtschaftswegen werben die St. Huberter Landwirte.

Für gegenseitige Rücksichtnahme gerade auf den Wirtschaftswegen werben die St. Huberter Landwirte.

Foto: Norbert Prümen

Auf dem Wirtschaftsweg Schauteshütte in St. Hubert sind Sprayer unterwegs. Legaler Art. Die Landwirte Konrad Gleumes, Johannes Dörkes, Stefan Küppers und Herbert Platen sprühen ein Logo auf den Asphalt. Es zeigt einen Landwirt im Traktor und einen Fahrradfahrer. Sie winken einander zu. Darunter steht: „Rücksicht macht Wege breit. Danke! Ihre Landwirte.“ Zwischen den beiden Fahrzeugen befindet sich ein angemessener Abstand.

Und um den geht es. Mit der Aktion werben die Landwirte um mehr Rücksicht bei anderen Verkehrsteilnehmern, die wie sie die Wirtschaftswege benutzen. Vor zwei Jahren wurde eine ähnliche Aktion im Umfeld von Alt-Kempen durchgeführt. „Das war ein Erfolg“, meint Landwirt Stefan Küppers aus Klixdorf: „Die Fahrradfahrer haben öfter angehalten und nett gegrüßt, wenn wir vorbeigefahren sind.“ Jetzt steht St. Hubert im Fokus. „Wir wollen an fünf Stellen dieses Logo auf die Straßen sprühen“, sagt Johannes Dörkes, Vorsitzender der Ortsbauernschaft St. Hubert.

Landwirtschaftliche Fahrzeuge sind heute bis zu drei Meter breit

Denn die Wirtschaftswege im Außenbereich werden von vielen Personen genutzt. Und sind einfach nicht breit genug. Worum es geht, lässt sich am aktuellen Standpunkt sehr gut beobachten. Der asphaltierte Wirtschaftsweg mag 3,50 Meter breit sein. Rechts und links sind die Bankette aufgeschottert, um die Fahrbahn zu verbreitern. Nach dem aktuellen Regen haben sich dort teilweise Pfützen gebildet. Landwirte mit schweren Maschinen nutzen die Straßen. Hinzu kommen zahlreiche Autos, die wohl nicht alle auf der Anliegerstraße fahren dürfen. Viele Wirtschaftswege werden auch als Schleichwege genutzt. Viele Schüler aus St. Hubert nehmen den Weg mit der Unterführung unter der B 509 als Schulweg zu den Kempener Schulen. Bei besserem Wetter sind hier zudem viele Freizeitradfahrer und Spaziergänger mit ihren Hunden unterwegs. Das bietet Konfliktpotenzial. Allein die landwirtschaftlichen Fahrzeuge sind zwischen 2,55 Meter und drei Meter breit. Dörkes: „Da kann ich den Mindestabstand beim Vorbeifahren kaum noch einhalten.“ Und auch wenn die Spaziergänger zu Seite gingen, werde es oft eng. Etwa wenn sie sich zu beiden Seiten der Straße aufstellten. „Oder sie setzen den Hund auf das Bankett. Und stellen sich selbst auf die Straße, um den Hund zu schützen“, erzählen die Landwirte.

Auch mit den Fahrradfahrern sei es manchmal schwierig. „Letztens kam mir ein 16-jähriger Junge mit seinem Fahrrad entgegen. Er fuhr freihändig, trug Ohrstöpsel und schaute auf sein Handy. Ich habe lange laut gehupt, bis er mich überhaupt wahrgenommen hat“, erzählt Platen. „Auch wir müssen warten und anhalten“, sind sich alle einig. Doch das Ausweichen auf die Bankette mache auf Dauer die Wege kaputt, befürchten die Landwirte. „Die Teerdecke hält das nicht aus“, sagt Gleumes.

Im Gespräch räumen die Landwirte ein, dass auch die schweren 40-Tonner-Laster, die die Bauernhöfe ansteuern, die Wege stark strapazieren. Letztlich sind die jetzigen Wirtschaftswege die ehemaligen Feldwege, die in den 1960-er Jahren asphaltiert wurden. Was natürlich auch den Landwirten zugute kam.

Die Qualität der Wege mag sich gebessert haben, die Breite entspricht jedoch nicht mehr aktuellen Anforderungen. Eigentlich müssten die Wege vier Meter breit sein. Doch das sei kaum zu realisieren. Und so geht es wohl nur mit gegenseitiger Rücksichtnahme. Auf der Rückfahrt biegt ein Traktor mit Anhänger von der Landstraße in die Schauteshütte ein. Er wartet und lässt das entgegenkommende Fahrzeug passieren. Danke, möchte
man sagen.

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