Sportliche Inklusion: Fußball ohne jede Barriere

Zur 2. Damenmannschaft gehören fünf Spielerinnen mit Handicap. Beim Sport sind eben alle gleich.

Grefrath/Mönchengladbach. Der Schnee, der den Rasenplatz am Eisstadion bedeckt, kommt Nathalie, Sarah und Yvonne nicht unbedingt gelegen — denn er macht Fußballspielen unmöglich. Seit Sommer 2012 sind die jungen Frauen mit geistiger Behinderung feste Mitglieder in der 2. Damenmannschaft, einem Inklusionsprojekt, ins Leben gerufen von der Evangelischen Stiftung Hephata in Mönchengladbach und dem Sportverein Grefrather (SVG).

Sarah Weyers brachte den Stein dafür ins Rollen. Die 29-Jährige spielt seit 18 Jahren beim SVG und ist heute Fußballerin bei der Ersten Damen. Mit 16 Jahren fing sie an, ehrenamtlich geistig behinderte Mädchen und junge Frauen aus der Hephata-Stiftung zu trainieren. Eine Tätigkeit, der sie auch heute, 13 Jahre später, noch nachgeht. Mit Erfolg: Weyers’ Team siegte im vergangenem Jahr bei den Special Olympics in München. „Das war ‘ne geile Zeit“, erinnert sich Sarah Hopp. Die 15-Jährige spielt seit sieben Jahren in der Abwehr der Hephata-Mannschaft.

Der Spaß am Sport und die Spielfreude der jungen Frauen brachten Weyers auf eine Idee: „Ich wollte meiner Mannschaft zeigen, dass zum Fußball mehr dazu gehört. So was wie ein Vereinsleben, große Rasenplätze, ein Vereinsheim, der ganz normale Spielbetrieb am Wochenende eben. Und natürlichauch das Knüpfen vieler sozialer Kontakte.“ Bei Hephata und dem SV Grefrath kamen Sarah Weyers’ Pläne gut an, die 2. Damenmannschaft nahm die fünf Spielerinnen bei sich auf. Seit dem vergangenen Sommer sind die jungen Frauen aus dem Team nicht mehr wegzudenken.

„Wir haben sowieso keine feste Zahl an Spielerinnen, weil viele aus beruflichen und familiären Gründen nicht immer zu Training und Spielen kommen können. Wir sind immer dankbar für Zuwachs“, sagt Fußballerin Sandra Köhnen. „Manches wird etwas langsamer gestaltet, ansonsten läuft das Training aber völlig normal ab. Wir machen alles zusammen. Das klappt gut!“

„Integration ist ein Prozess, Inklusion ein Zustand“, sagt Sonja Zeigerer bei der Vorstellung des Projekts im Klubhaus des Sportvereins. Die Öffentlichkeitsreferentin von Hephata erklärt damit auch dessen Ziel: Nämlich die Teilnahme der geistig Behinderter im sportlichen Betrieb als Selbstverständlichkeit. „Wenn ihr zum Beispiel die Trabby mit zum Spiel nehmt, dann lebt ihr Inklusion“, lobte Zeigerer die Spielerinnen.

Bernhard Lommetz dankte der Mannschaft für ihre Offenheit. „Ihr habt es möglich gemacht, so eine kleine Idee zu so einer großen Sache zu machen“, sagt der Vorsitzende des SV Grefrath. „Wenn man ein Trikot trägt und gemeinsam dem Ball hinterherjagt, sind sowieso alle gleich. Das gilt auch für soziale Unterschiede, Hautfarben oder Religionen“, findet Bürgermeister Manfred Lommetz.

Die Kosten für die Fahrt von Mönchengladbach nach Grefrath zahlen zurzeit Hephata- und Sepp-Herberger-Stiftung. Eine Fortführung des Projekts ist damit bis zum Ende der Saison gesichert. „Wir sind guten Mutes, dass wir bis dahin eine dauerhafte finanzielle Lösung finden“, sagt Weyers. Spenden sind dafür erforderlich. Ganz im Sinne des Projektes: „Damit Inklusion keine Illusion bleibt.“

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