NRW Erdbeeren aus dem Automaten kaufen

St Hubert · Auf dem Spargel- und Erdbeerhof Goetzens in Kempen-St. Hubert hat die herbstliche Erdbeerernte begonnen. Erstmals gibt es auch einen Verkaufsautomaten. Der Anbau im Treibhaus ist aufwendig.

 Josi Feegers bestückt mit ihren Söhnen Anton (vorn) und Noah den neuen Verkaufsautomaten vor dem Hofladen.

Josi Feegers bestückt mit ihren Söhnen Anton (vorn) und Noah den neuen Verkaufsautomaten vor dem Hofladen.

Foto: Norbert Prümen

Erdbeeren, so weit das Auge reicht. Dicke rote Früchte hängen in bequemer Pflückhöhe von 1,30 Meter über die Topfränder hinaus. Die Töpfe stehen dicht an dicht auf 50 Meter langen Rinnen, die rechts und links entlang des breiten Weges im Treibhaus verlaufen. „Das ist unser größtes Treibhaus. Wir haben 91 Rinnen pro Seite. 2,75 Töpfe stehen auf einem Meter Rinne. In jedem Topf wachsen vier Pflanzen. Das sind elf Pflanzen auf dem laufenden Meter“, sagt Karl Goetzens, der gerade einen Kontrollgang durch das mit einem Hektar Fläche größte Treibhaus auf seinem Hof macht.

Auf dem Spargel- und Erdbeerhof ist die Ernte der roten Früchtchen in vollem Gange. Im August zogen die Erdbeeren als Tray-Pflanzen in den insgesamt fünf Treibhäusern mit einer Fläche von 1,5 Hektar auf dem Hof ein. Dabei handelt es sich um Ableger einer Mutterpflanze, die in sogenannte Tray-Platten mit speziellem Substrat gesteckt werden. Diese Stecklinge wurden im August vergangenen Jahres in einer Produktionsstätte gezogen. Bis Anfang Dezember waren sie fertig durchwurzelt, trugen erstes Blattgrün und legten Blütenanlage an. Es folgte die Sortierung und die Einlagerung in ein Kühlhaus bis ins nächste Jahr. Die Tray-Pflanzen, die bei Goetzens in der zweiten Augustwoche gepflanzt wurden, befanden sich somit seit Dezember 2020 beim Produzenten im Kühlhaus – und das bei leichten Minustemperaturen von durchschnittlich vier Grad Minus.

Treibhäuser müssen noch
nicht geheizt werden

Die Tray-Pflanzen herzustellen ist aufwendig, aber sie ermöglichen ein weiteres Erntefenster. „Die ersten Erdbeeren für die Familie zum Naschen haben wir bereits am 12. September gepflückt. In der Regel können wir bis Dezember ernten. Am 24. Dezember vergangenen Jahres hatten wir zu unserem Eis beim Weihnachtsessen noch eigene frische Erdbeeren“, erzählt Goetzens Tochter Josi Feegers. Wer die hiesigen Erdbeeren der Sorte „Magnum“ probieren möchte, kann sie nun auch direkt auf dem Hof kaufen. Waren die Erdbeeren in den vergangenen Jahren nur für den Großhandel vorgesehen, so hat Karl Goetzens nun einen Verkaufsautomaten angeschafft, der gerade im Vorraum des Hofladens installiert wurde. Der Automat wird täglich mit frischen Erdbeeren in 500-Gramm-Schalen bestückt. „Wenn wir im Herbst und Winter von unseren hiesigen Erdbeeren erzählen, werden wir immer fragend angesehen. Viele wollen nicht glauben, dass es um diese Jahreszeit Erdbeeren vom Niederrhein gibt“, sagt Josi Feegers, die gerade zusammen mit ihren Söhnen Anton und Noah frisch gepflückte Erdbeeren in den Verkaufsautomaten stellt, während ihr Vater auf den Gabelstapler gestiegen ist. Der Lkw für den Großmarkt ist da, es gilt, die Paletten voller Erdbeerkörbchen in den Wagen zu laden.

Bei den derzeitigen Temperaturen müssen die Treibhäuser noch nicht geheizt werden. Die 20 Grad, die sich Erdbeeren wünschen, erreicht die Sonne im Alleingang. Wenn die Gaskessel zum Heizen eingesetzt werden, wird das bei der Wärmeproduktion durch die Gasheizung entstehende CO2 genutzt: Es wird aufgefangen, die Pflanzen erhalten es als Dünger. Unter den Rinnen befinden sich Schläuche, in die das CO2 gegeben wird. „Die Pflanzen assimilieren. Sie geben Sauerstoff ab und benötigen CO2 für ihr Wachstum“, erklärt Karl Goetzens. Zum Schädlingsschutz werden gelbe Fangbänder genutzt: Weiße Fliegen und Fruchtfliegen bleiben an ihnen kleben. So muss keine Chemie eingesetzt werden. Bei den weißen Töpfen, die von der Decke baumeln, handelt es sich um Schwefelverdampfer, die vor Pilzerkrankungen wie Mehltau schützen. Weil die Pflanzen so hoch hängen, können die Mitarbeiter die Erdbeeren bequem ernten. In jeder Rinne ist außerdem eine Tröpfchenbewässerung integriert, über die bewässert wird und auch Nährstoffe zugeführt werden können. Alles ist dabei computer-überwacht.

Wenn die Ernte im Dezember abgeschlossen ist, zieht die Winterruhe ein. Bei vier bis acht Grad halten die Pflanzen in dieser Zeit ihren „Winterschlaf“. Im Januar erfolgt nach dieser Ruhephase das Abschneiden der Blätter und mittels LED-Lampen werden die Pflanzen danach angeregt, neue Blätter und Blüten zu bilden. Anfang April startet dann bei Goetzens die nächste Erdbeerernte. Und ab dann gibt es wieder hiesige Erdbeeren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort