Spannende Begegnung musikalischer Genies

Konzert & Lesung: Ex-Mr.Tagesschau Wilhelm Wieben und ein Instrumental-Trio lassen in der Paterskirche eine erlesene Zusammenkunft lebendig werden.

Kempen. Es riecht noch nach Weihnachtskerzen, der Duft von Punsch verbreitet sich im Haus des Geigers Adolf Brodsky, der Peter Ujitsch Tschaikowsky nach Leipzig eingeladen hatte. Brodsky und Tschaikowsky hatten sich am Moskauer Konservatorium kennen gelernt, Brodsky hatte das Violinkonzert, das als unspielbar bezeichnet wurde, populär gemacht. Und nun weilte Tschaikowsky in Leipzig.

In seinem Haus fanden sich zu Silvester die berühmtesten Musiker zusammen, schreibt Klaus Mann in seinem Roman "Symphonie Pathétique." Der Dirigent Reincken ist da, der Geiger Joachim Edvard Grieg bringt eine neue Komposition mit, Ethel Smith erscheint mit Windhund- alle warten auf Johannes Brahms.

Distanziert begegnen sie sich, Tschaikowsky und Brahms, hegen sie doch keine besonderen Gefühle füreinander.

Wilhelm Wieben gelang es am Dienstagabend in der Paterskirche, die Zuhörer durch seine Stimme und die Schattierungen seiner Interpretation der Romanfiguren, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Das Gewandthaus, die Wohnung Brodskys, die Begegnung der Komponisten, all das erstand vor dem inneren Auge.

Dazu hatten die Musiker des Klaviertrios ein Programm gefunden, das eben diese Aussagen entsprechend in Klang umsetzte: Laurent Albrecht Breuinger (Violine), Thomas Duis (Klavier), Nicolas Altstaedt (Violoncello).

Aus Tschaikowskys Violinkonzert D-Dur erklang die Canzonetta, für Trio bearbeitet, Gounods melodische Intensität wurde in "Le Soir" durch eine klangschöne Gestalt vom Violoncello präsentiert. Brahms Musik, zunächst das Scherzo aus dem Klaviertrio op. 87 C-Dur und nach der Pause das Vivace aus dem Konzert für Violine, Violoncello und Orchester (arr. für Klavier) brachten die Musiker spannend und intensiv.

Dabei fielen die klangvollen Töne des Cellos immer wieder auf. Der Ton der Violine erschien im Forte teilweise gepresst, konnte sich erst in langsamen Pianopassagen entfalten. Und die Klavierbegleitung hätte ein wenig differenzierter sein können.

Tagesschau Wilhelm Wieben (72) ist Fernsehmoderator, Schauspieler und Autor. Von 1972 bis 1998 war er Sprecher der ARD-Tagesschau.

Herkunft Geboren ist der 72-Jährige in Hennstedt nördlich von Hamburg.

Schauspieler Wieben absolvierte eine Schauspielausbildung an der Max-Reinhardt-Schule für Schauspiel in Berlin und moderierte danach bei Radio Bremen.

Falco Im Titel Jeanny des verstorbenen österreichischen Sängers Falco aus dem Jahre 1985 sprach Wieben den darin vorkommenden "Newsflash".

Inge Meysel Von der Volksschauspielerin Inge Meysel wurde Wilhelm Wieben versehentlich geoutet, als sie in einem Zeitschriften-Interview verriet: "Eigentlich habe ich nur schwule Freunde. Ich verreise zum Beispiel gerne mit Wilhelm Wieben."

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