Kreis Viersen : Personaldecke der Polizei ist dünn
Kempen/Kreis Viersen Sondereinsätze sorgen für lange Fehlzeiten. Mit zusätzlichem Personal rechnet man im Kreis Viersen ab 2020.
„Wer Polizeibeamte so behandelt, verdient die Ächtung der Gesellschaft.“ Landrat Andreas Coenen war es im Rahmen der Pressekonferenz zur Kriminalitätsentwicklung ein Anliegen, auf den Umgang mit den Polizisten bei den Sondereinsätzen im Hambacher Forst einzugehen. Bei den Protesten gegen die Rodung des Waldes und den Kohleabbau sollen Polizisten attackiert und zum Beispiel mit Fäkalien beworfen worden sein. Auch die Kollegen aus dem Kreis Viersen, die dort im Einsatz waren, hätten von „unzumutbaren Zuständen“ berichtet, so der Landrat.
Einsätze wie im Hambacher Forst oder bei Fußballspielen und Demonstrationen im Land lassen die Personaldecke bei der Polizei im Kreis Viersen noch dünner werden als sie ohnehin ist. Wenn Beamte aus dem Kreis für solche Einsätze abgeordnet werden, entstünden „extrem lange Abwesenheitszeiten“, wie Abteilungsleiter Manfred Krüchten betont. Durch die Einsätze in anderen Regionen des Landes würden die Überstundenkonten aufgefüllt, die Mehrarbeit müsse abgebaut werden.
Altersstruktur macht den Verantwortlichen zu schaffen
Ein weiteres Problem in den Polizeibehörden des Landes ist die Altersstruktur. Da bildet der Kreis Viersen keine Ausnahme. Rund 50 Prozent der Beamtinnen und Beamten im Kreis sei über 50 Jahre alt, so Krüchten. Eine Struktur, die unter anderem dazu führt, dass die Abwesenheitszeiten bei Krankheit länger werden.
„Viele Kräfte sind länger abwesend“, so der Polizeidirektor im Kreis Viersen, der auch für das Wohlergehen der Mitarbeiter verantwortlich ist. Ältere Kollegen seien eben nicht mehr imstande, permanent im Schicht- bzw. Nachtdienst zu arbeiten.
Um dieses Problem zu entzerren, habe man im Kreis Viersen eine Maßnahme erfolgreich umgesetzt. Die Rede ist von der Konzentration auf die beiden Hauptwachen in Viersen und Kempen. Nur diese beiden sind noch an sieben Tagen 24 Stunden mit Personal besetzt. Die Wachen in Willich und Nettetal-Kaldenkirchen sollen langfristig nachts nicht mehr besetzt sein. Schon jetzt gebe es dort nur noch einen reduzierten Nachtdienst auf der Wache. Wer künftig nachts die Wachen in Nettetal und Willich aufsucht, werde über eine Sprechanlage mit der Leitstelle verbunden. Präsenz zeigt die Polizei nach eigenen Angaben in allen Städten und Gemeinden gleichermaßen mit Streifenwagen – so wie in der alten Struktur mit vier Hauptwachen.