So feiert der hohe Norden

Schon mal vom Julbock gehört? Über diese und andere skandinavische Traditionen informiert das Kramer-Museum.

Kempen. Merkwürdige Wesen sind ins erste Obergeschoss des Kramer-Museums eingezogen. Weihnachts-Elfen und 13 Weihnachtsgesellen aus Island begrüßen die Besucher am Beginn der Ausstellung „Trolle, Tomte, Nisse - Weihnachten in Skandinavien“. Hier deutet sich schon an, dass sich in den Weihnachtsbräuchen im hohen Norden manches aus vorchristlicher Zeit erhalten hat.

So feiert der hohe Norden
Foto: Friedhelm Reimann

Die ganzen Scharen von Fabelwesen, an die man als aufgeklärter Mensch des 21. Jahrhunderts natürlich nicht glaubt (Aber man weiß ja nie. . .) gehören mit zu den Bräuchen. An Weihnachten stellt man ihnen Essen und Trinken hin, um sie zu besänftigen und ihren Schutz für das neue Jahr zu „erkaufen“.

In ihrer Begrüßung zur gestrigen Eröffnung erklärte Doris Morawietz vom Kramer-Museum, dass es für skandinavische Verhältnisse keinesfalls zu früh sei, eine Weihnachtsausstellung schon Anfang November zu eröffnen. So würde man in Dänemark auch schon im Oktober mit den Weihnachtsfeiern anfangen.

Bräuche und ihr Zubehör aus Schweden, Norwegen, Finnland, Island sowie Dänemark und den Färöer-Inseln sind im Kulturforum Franziskanerkloster zu sehen. Die meisten weihnachtlichen Ausstellungsstücke stammen aus der Sammlung von Monika Lennartz, die damit als ausgewiesene Expertin auch eine kleine Einführung gab.

So ist es kein Zufall, dass manche der nach Landestradition geschmückten Weihnachtsbäume frei im Raum stehen. Schließlich gehört der Reigen bzw. Tanz um den Baum zur Tradition. Überraschend ist bei manchen Bäumchen ein Teil der Dekoration. Girlanden mit kleinen Fähnchen des jeweiligen Landes werden um das natürliche oder künstliche Grün drapiert. In der schwedischen Weihnachtsstube ist zu sehen, dass es dort noch die Variante gibt, die Landesfahne mit Figürchen eines Leporellos aufzustellen.

In der norwegischen Ecke der Ausstellung hat man einen festlich geschmückten Tisch aufgestellt. Kein Prunk, sondern gediegenes Geschirr aus Porzellan und blank poliertem glänzenden Zinn auf der vermutlich besten Tischdecke des Hauses geben der Mahlzeit einen besonderen Rahmen.

Typisch ist für die Länder, die während der Polarnacht ohne viel Tageslicht auskommen müssen, dass man besonders zur Weihnachtszeit Kerzen in die Fenster stellt, um auch nach außen ein bisschen mehr Licht zu bringen.

Bei der Farbgestaltung seiner Weihnachtsdekorationen bleibt man in Skandinavien traditionsbewusst. Grün, Rot und Weiß dominieren, genauso wie die Naturmaterialien. Strohsterne oder auch aus Stroh gefertigte Ziegenböcke gibt es in allen Größen zum Aufhängen oder Hinstellen.

Der Julbock erfreut sich in ganz Skandinavien großer Beliebtheit. Auch er beweist, dass sich nordische Mythologie — die Ziegenböcke ziehen dort den Streitwagen des Gottes Thor — und Brauchtum bis in unsere Tage mühelos verbinden lassen. Bis ins 19. Jahrhundert war es vielerorts üblich, dass Bauernkinder, von denen eines mit Ziegenhäuten als Julbock verkleidet war, nach dem Weihnachtsessen von Hof zu Hof gingen, um mit Gedichten und Liedern Süßes zu sammeln. Diese Tradition erfreut sich vor allem in Norwegen wieder steigender Beliebtheit, erfährt man in dem Begleitheft zur Ausstellung.

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