Serie Unser Verein Elferrat Kempen Eine besondere Session für den Kempener Elferrat

Kempen. · Die Gesellschaft blickt auf eine lange Geschichte zurück. In diesem Jahr ist ihr Sitzungspräsident auch der Prinz.

 Das Sitzungspräsidium des 11-er-Rats Kolping Kempen bei einer Sitzung vor einigen Jahren auf der Bühne des Kolpinghauses in Kempen.

Das Sitzungspräsidium des 11-er-Rats Kolping Kempen bei einer Sitzung vor einigen Jahren auf der Bühne des Kolpinghauses in Kempen.

Foto: Achim Hüskes

Für den Elferrat-Kempen 1947 ist die aktuelle Session wieder eine besondere. Das liegt an der Amtszeit von Prinz Peter II. und Prinzessin Brigitte I. (Wolters). Der Prinz stammt nämlich aus den Reihen des Elferrates, dort ist er außerdem der Sitzungspräsident. Neben dem Rosenmontagszug werden von den Mitgliedern der Karnevalsgesellschaft mit großer Spannung der 8. und der 16. Februar anvisiert. Am ersten Termin ist die große Kostümsitzung, und am zweiten Termin findet die Herrensitzung des Elferrates statt.

Die Geschichte des Elferrates Kolping Kempen – so der Gründungsname – beginnt kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Menschen wünschten sich damals nach den düsteren Jahren wieder Frohsinn und Heiterkeit. Innerhalb der damaligen Kempener Kolpingsfamilie kam der Gedanke auf, eine Karnevalssitzung zu organisieren. Doch es sollte noch ein wenig dauern, bis sich diese Idee durchsetzte. 1947 kann als das eigentliche Gründungsjahr der Gesellschaft bezeichnet werden. Die Vorbereitungen für die erste Sitzung liefen an. „Das hieß damals, dass alle mit anpackten“, erzählt der heutige Vorsitzende Bernd Berger.

 Armin Horst, Jürgen Pascher und Bernd Berger (v.l.) vom Elferrat präsentieren den Sessions-Orden.

Armin Horst, Jürgen Pascher und Bernd Berger (v.l.) vom Elferrat präsentieren den Sessions-Orden.

Foto: Norbert Prümen

Weil die Propsteikirche durch den Krieg zerstört war, diente der Saal des alten Kolpinghauses damals als Notkirche. So musste noch nach Ende der am Samstagabend stattfindenden Sitzung alles wieder abgebaut werden, damit der Gottesdienst am Sonntagmorgen stattfinden konnte. Nach dem Gottesdienst erfolgte dann der erneute Aufbau für die Sitzung am Sonntagabend. Ein Kraftakt, der aber bestens gemeistert wurde. Ein gekauftes Programm gab es nicht, alles selbst bestritten.

Der Kolping-Karneval kam bestens an. 1953 hatte sich die Zahl der Sitzungen bereits auf vier gesteigert. In den Unterlagen von 1955 heißt es, dass „die Kolping-Söhne mit einem sauberen Programm die Angehörigen und die Bürger der Stadt Kempen verwöhnt haben“. Die Zahl der Sitzungen stieg in den Hochzeiten auf sieben.

Mitglieder müssen nicht mehr aus der Kolpingsfamilie stammen

Eintrittskarten zu bekommen, war indes keine einfache Sache. „Wer jemanden kannte, der im Elferrat aktiv war, sprach diesen an. Mit Beziehungen ging es einfach leichter. Einen offiziellen Kartenverkauf im klassischen Sinne gab es nicht“, berichtet Berger. Im Kohlengroßhandel von Hans Averbrock konnten so Karten beim Einkauf des Heizmaterials gleich mitgeordert werden. „Ich weiß noch, wie wir uns gefreut haben, als mein Vater nach Hause kam und voller Stolz berichtete, dass er Karten für eine Sitzung bekommen hatte“, erzählt Geschäftsführer Jürgen Pascher, der selber seit 2004 dem Elferrat angehört.

Die sehr gut besuchten Veranstaltungen sorgten dafür, dass sogar die Musiker aufpassen mussten, damit sie einen Stuhl erhielten. Der Spaß an der Freud hielt lange an. So manche Sitzung am Montag, die so genannten Bäcker- und Metzgersitzungen, zog sich bis in den frühen Dienstagmorgen hinein. „Es endete mit einem Frühstück bei einem Bäcker oder Metzger“, erzählt Berger.

Seit 1974 zeichnet der Elferrat Persönlichkeiten, die sich besonders um den Karneval verdient gemacht haben, mit dem Titel „Dr. humoris causa“ aus. Dazu gibt es eine Ernennungsurkunde, lebenslang den Sessionsorden und eine jährliche Leibrente von 111 Pfennigen beziehungsweise heute 111 Cent. Die Ehrung erfolgt dabei nicht nach einem festen Rhythmus, sondern dann, wenn ein Bürger da ist, der diese spezielle Auszeichnung besonders verdient. „Einmal haben wir vergessen, die Rente zu zahlen, und haben prompt einen Mahnbescheid erhalten“, berichtet Berger.

Verdiente Aktive, die beim 11er-Rat-Kempen aus der ersten Reihe zurücktreten, können seit 2011 als passive Mitglieder weiter Teil der Gemeinschaft sein. Sie werden zu Ehrensenatoren ernannt. Was einst aus der Kolpingsfamilie erwachsen ist, steht seit Ende 2018 auf eigenen Beinen. Damit entfällt unter anderem die Klausel, dass jedes 11-er-Rat-Mitglied auch Mitglied der Kolpingsfamilie sein muss, so wie es vorher der Fall war. „Wir sind nun zwar in Eigenregie unterwegs, stehen aber weiterhin unter der Schirmherrschaft von Kolping“, berichtet Armin Horst, der seit Eintritt ins Rentenalter endlich Zeit gefunden hat, sich aktiv beim Elferrat Kempen einzubringen.

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