Telekommunikation Seit zwei Monaten Großstörung im Mobilfunk von Telefonica

St. Hubert. · Telefonate mit dem Handy werden ständig unterbrochen, die Übertragung von mobilen Daten funktioniert schlecht bis gar nicht. In St. Hubert klagen etliche Kunden der Telefongesellschaft Telefonica (E-Plus und O2 sind darin aufgegangen) über massive Störungen.

 Mit dem Smartphone telefonieren oder im Internet surfen – das geht in weiten Teilen St. Huberts derzeit nur mit großen Problemen.

Mit dem Smartphone telefonieren oder im Internet surfen – das geht in weiten Teilen St. Huberts derzeit nur mit großen Problemen.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Sowohl im sozialen Netzwerk Facebook als auch in mehreren E-Mails an die WZ-Redaktion gibt es entsprechende Hinweise, dass mit dem Smartphone in nahezu ganz St. Hubert im Moment nichts geht, wenn man in den E-Plus- und O2-Netzen unterwegs sein will. Das, was für die meisten Nutzer unbegreiflich ist: Die Störung besteht schon seit fast zwei Monaten.

Einer der Kunden, die sich inzwischen veralbert fühlen, ist Heinz Barth, der am Unterweidener Weg wohnt. „Die Kunden werden mit der Aussage ,Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung’ im Drei-Tage-Rhythmus per SMS vertröstet. Hotlines werden wegen Corona nicht mehr betrieben und eine Online-Beschwerdestelle gibt es nicht“, schreibt Barth in einer E-Mail an die Redaktion. „Es verwundert mich, dass dieser Zustand von so vielen Menschen kommentarlos ertragen wird. Für mich kann es bei so einem Geschäftsgebaren nur eine Lösung geben: kündigen und vielleicht doch mal wieder zu einem anderen Anbieter wechseln.“

Kunden erhalten
unterschiedliche Begründungen

Was viele Kunden auch ärgert ist, dass das Unternehmen unterschiedliche Gründe für die Störung angibt. Barth will von Telefonica erfahren haben, dass der Hauptverteiler auf die neue 5G-Technologie umgerüstet wird. Andere Kunden berichten der WZ, dass der Konzern nur allgemein von „technischen Schwierigkeiten“ spricht. „Ihr Anliegen wird von unseren Spezialisten untersucht, um diesen Mangel schnellstmöglich abzustellen“, heißt es in einem Formbrief, den Heinz Barth am 24. April von Telefonica bekommen hat. „Jedoch nehmen die Arbeiten an der Basisstation eine gewisse Zeit und hohen Aufwand in Anspruch.“ Mehr als interessant wird es in dem Schreiben, als Telefonica auf Barths Frage nach einem Sonderkündigungsrecht reagiert: „Da es sich nicht um eine dauerhafte Einschränkung handelt, können wir Ihrem Wunsch einer vorzeitigen Kündigung nicht nachkommen. Vielen Dank für Ihr Verständnis.“

Das kann Heinz Barth nach so vielen Wochen nicht mehr aufbringen. Ähnlich sehen es andere Kunden aus St. Hubert. Und es dürften noch weitaus mehr Telefonica-Nutzer betroffen sein. Denn das Unternehmen selbst teilte auf Anfrage der WZ mit: „Neben St. Hubert sind in der Region auch Standorte in Kempen, Grefrath, Oedt, Wachtendonk und Straelen sowie Geldern von dem Ausfall betroffen, da diese über Richtfunk mit der Station in St. Hubert in Verbindung standen.“

Und dann überrascht das Unternehmen mit einer Begründung für den Ausfall, die noch keiner der Kunden, mit denen die WZ Kontakt hatte, erfahren haben will. „Der Ausfall ist auf eine mutwillige Zerstörungsabsicht zurückzuführen“, heißt es aus der Pressestelle in Hamburg. „Am Mobilfunkstandort in St. Hubert wurde die gesamte Verkabelung mutwillig zerschnitten und entwendet. Da dies einen schwerwiegenden Eingriff in die Telekommunikationsinfrastruktur darstellt und dieser strafbewehrt ist, ermitteln nach unseren Informationen weiterhin Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft. Wir bitten um Verständnis, dass wir uns daher – auch angesichts des laufenden Ermittlungsverfahrens – nicht weiter zu den Hintergründen äußern können und wollen.“

Firma sieht sich nicht in der Pflicht, Kunden zu entschädigen

Weil es sich nach Ansicht des Konzerns um eine Straftat handelt, sieht er sich auch nicht in der Pflicht, den Kunden etwas erstatten zu müssen. „Ausfälle aufgrund höherer Gewalt wie in diesem konkreten Fall berechtigen nicht zu Entschädigungsleistungen“, heißt es in der Antwort an die WZ-Redaktion.

Offen ist indes weiterhin, wann der Schaden behoben sein wird. „So schnell wie möglich“, schreibt die Pressestelle. „Nach Freigabe des Standortes durch die Behörden ist unser technischer Dienstleister damit beschäftigt, den Standort vollständig zu sanieren. Einen konkreten Termin für die Wiederaufnahme des Betriebs können wir Ihnen aktuell leider nicht verbindlich nennen. Selbstverständlich streben wir eine schnellstmögliche Wiederherstellung der Versorgung unserer Kunden im betroffenen Gebiet an.“

Bleibt noch die Frage, was die Polizei zu dieser laut Telefonica vorliegenden Straftat sagt. Zunächst nicht viel, denn bei der Kreispolizeibehörde in Viersen ist kein entsprechender Fall für St. Hubert bekannt. Mit diesem Rechercheergebnis hat die WZ dann das Unternehmen Telefonica am Montagnachmittag konfrontiert und um eine Stellungnahme gebeten.

Am Dienstagnachmittag teilte Telefonica dann mit: „Wir haben die mutwillige Zerstörung bei der Polizei in Kempen gemeldet. Die Anzeige bezieht sich auf eine durch den Vandalismusfall betroffene Anlage an der Johannes-Girmes-Straße 27 in Grefrath-Oedt. Ein entsprechendes Aktenzeichen der ermittelnden Behörde liegt uns vor.“ Mit dieser Information wandte sich die WZ wieder an die Polizei. Dort läuft die interne Recherche nach einem entsprechenden Fall von Vandalismus.

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