Segel-Surf-Club: Im Winter auf den See

Der Segel-Surf-Club Kempen lädt außerhalb der Saison zur „Matsch- Eis-Regatta“.

St. Hubert. Der kalte Nordwestwind lässt die Grashalme erzittern, er zeichnet ein unruhiges Muster auf den Königshüttesee. „Auf diesen Tag freue ich mich seit zwei Wochen“, sagt Veit Bothmann und reibt sich die Hände.

Sein Blick ist aufs Wasser gerichtet, seine Konzentration gilt dem Regattakurs. Zum ersten Mal haben die Segler vom Segel-Surf-Club Kempen (SSCK) am Sonntag eine „Matsch-Eis-Regatta“ ausgerichtet.

„Wir wollen Spaß haben und Teamförderung betreiben“, erklärt Mitorganisator Jürgen Knops das Tagesziel. Die Segel- und Surfsaison endet eigentlich im Oktober und beginnt dann wieder Mitte März. In den Wintermonaten ruht der Betrieb und die Boote werden gewartet.

Umso erstaunlicher war die hohe Teilnehmerzahl am Juxturnier: „27 Segler sind dabei, unterteilt in Dreier-Teams“, stellte Knops kurz vor der ersten Runde fest.

Wenn erwachsene Segler Spaß haben wollen, steigen sie also in sogenannte Optimistenboote, um darin einen Kurs mit zwei Umrundungen zu bewältigen. Das sieht komisch aus, denn die Einsteigerboote — 2,54 Meter lang, 3,5 Quadratmeter Segelfäche, 35 Kilogramm Gewicht — werden sonst von Acht- bis 15-Jährigen gefahren. Das maximale Zuladegewicht beträgt etwa 160 Kilogramm — da ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Erste kentert.

Dies geschah sehr zur Freude aller Anwesenden nur wenige Minuten nach dem ersten Start. „Oh Gott, der versenkt das Teil“, rief ein Zaungast und sah zu, wie der Segler — sein Boot hielt sich nur kaum mehr auf dem Wasser — den Optimisten mit bloßen Händen von Wasser befreite.

Die Teams wurden drei Dreiergruppen zugelost, fuhren zwei Vorläufe und einen Finallauf. Am Ende gewannen die Schnellsten. Aber auch die fairen Verlierer verloren ihren Humor nicht: „Der Optimist segelt genau so schlecht wie ein Pessimist. Aber er hat viel mehr Spaß dabei“, bemerkte ein Teilnehmer.

Gleichzeitig begann der „Frosti-Cup“ der Surfer, der seit mindestens zwölf Jahren auf dem Königshüttesee ausgetragen wird. „Diesmal fahren wie ein kleines Dreieck um zwei Tonnen“, erklärt Dagmar Fix-Gollan den Kurs.

Titelverteidiger Tim Koslowski fragte sich bei Windstärke eins bis zwei wie andere Teilnehmer: „Wo ist denn die Windmaschine?“ Doch der Sieg des Wanderpokals, der seit 2004 vergeben wird, steht nicht im Mittelpunkt des Geschehens, wie Koslowski erklärt: „Es ist ein Wintertreffen fanatischer Wassersportler.“

Zu dieser selbstorganisierten Party gehören vertauschte Rollen — die SSCK-Jugendabteilung bewirtet die Erwachsenen, bei Glühwein, Suppe oder Kaffee wird geredet und gelacht. Da spielt es auch keine Rolle mehr, dass kalter Nordwestwind die Grashalme erzittern lässt.

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