„Schlimmste Dürre seit 1976“

Die Landwirte sind besorgt. Die anhaltende Trockenheit hat Ernteausfälle und weniger Milch zur Folge.

Kempen/Kreis Viersen. Schadensbegrenzung auf den Feldern — geschäftige Landwirte retten derzeit, was zu retten ist. Anbauflächen werden rund um die Uhr von Beregnungsanlagen bewässert. Ein Großteil der Ernte kann dadurch erhalten werden. Einbußen müssen Landwirte trotzdem hinnehmen. Kurzum: Die Dürre hat die Bauern fest im Griff.

„Schlimmste Dürre seit 1976“
Foto: Friedhelm Reimann

Peter-Josef Coenen, Ortsbauernvorsitzender Kempen, geht bei Weizen und Gerste von einer „durchschnittlichen Ernte“ aus. Bei Kartoffeln, Rot- und Weißkohl sieht es schlechter aus: Der Landwirt aus Schmalbroich rechnet mit einem Ernteverlust von 20 bis 30 Prozent. „Auch der Mais leidet unter dem Wetter und bildet teilweise gar keine Kolben“, sagt Coenen. Seine Beregnungsanlagen bewässern in drei bis vier Tagen eine Fläche von fünf Fußballfeldern. „Mehrmals müssen sie in dieser Zeit auf- und abgebaut werden. Auch nachts bedeutet das: Raus auf die Felder und die Bewässerung sicherstellen.“

In einem durchschnittlichen Jahr bewässert der Landwirt nach eigenen Angaben seine Felder bis zur Ernte zwei bis dreimal. In diesem Jahr sei er bereits beim fünften Durchgang. Trockenheit und Hitze sorgen für mehr Aufwand und höhere Kosten, die noch nicht genau abzuschätzen seien. „Das Ganze übertrifft aber die Dürren von 1959 und 1976“, ordnet Coenen die Trockenperiode 2018 ein.

Sein Kollege Paul-Christian Küskens aus Niederkrüchten, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen und Vizepräsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbands, kämpft ebenfalls gegen die Dürre: „Die Verdunstung ist zu hoch. Mit Beregnung kommen wir kaum dagegen an“, sagt der Kreislandwirt. Es sei noch zu früh, seine Ernteausfälle abschätzen zu können.

Nicht nur die Pflanzen, auch die Tiere haben mit dem extremen Wetter zu kämpfen. Kühe müssen abends gefüttert werden, da sie zu warmes Futter nicht vertragen. Mehr als 100 Liter Wasser pro Tag trinke eine Kuh bei diesen Temperaturen. Wie für Menschen bedeutet dieses Wetter auch für Tiere Stress: „Die Kühe leiden, ihre Euter sind schnell gereizt und entzünden sich“, erklärt Küskens und rechnet mit weniger Milchertrag als gewöhnlich. Die Qualität der Milch verändere sich dadurch nicht.

Die Hitze macht auch den Schweinen des St. Huberter Landwirts Jörg Boves zu schaffen. Die dämmerungsaktiven Tiere halte er überwiegend in klimatisierten Ställen. Dort könnten es die Tiere gut aushalten. In den unklimatisierten Strohställen sei es problematischer. Eine Weidehaltung bei Schweinen ist aufgrund von Infektionsgefahren mit aufwendigen baulichen Vorgaben verbunden. Die Kosten würden diese Art der Haltung nicht rechtfertigen.

Aufgrund der Ernteausfälle beim Getreide werden die Futtermittelpreise steigen, da ist sich Boves sicher. Für den Schweinebauern ein großes Problem: „Bei aktueller Marktlage produziere ich schon nicht mehr kostendeckend.“ Wie sich das auf den Fleischpreis auswirken werde, sei momentan noch nicht abzusehen.

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