Sankt Martin: Viel Applaus fürs Lichtermeer

Mehr als 2000 Kinder und Jugendliche zogen am Donnerstagabend durch die Altstadt. Die Zuschauer erlebten ein tolles Fest und lobten die liebevoll gebastelten Fackeln.

Kempen. Es hätte für Dario eigentlich gar nicht schlimmer kommen können. Seine Fackel hat Feuer gefangen. Und das ausgerechnet zu Hause und noch vor dem Martinszug. Tagelang hatten der Neunjährige und seine Mitschüler aus der Fröbel-Grundschule an den orange-braunen Schulranzen gebastelt.

Draht wurde gebogen — „sehr schmerzhaft“ war das, wie eine Mutter anmerkt, die damit beschäftigt ist, die hibbeligen Kinder vor Beginn des Zuges in Reih und Glied zu halten. Dann wurde noch geklebt und kleine Tafelschwämmchen wurden selbst gehäkelt. Dario kann Donnerstagabend nicht mehr zeigen, wie schön sein Ranzen geworden ist. „Aber ich darf ja die Schulfackel tragen“, sagt er versöhnt.

Im Zug laufen die Fröbel-Schüler an vierter Stelle. Patrick (9) hält das Blechschild mit der schwarzen Nummer drauf. „Es ist schon ganz gut, dass wir nicht vorne, direkt hinter St. Martin laufen“, sagt er, „dann würden wir immer in die Pferdeäpfel treten.“

Mehr als 2000 Kinder und Jugendliche ziehen mit ihren selbstgebastelten Fackeln durch die Kempener Altstadt. Allen voran St. Martin „Jüppi“ Trienekens und seine Herolde Georg Funken und Heiner Schmitz.

Schon lange vor dem geplanten Start um 17.15 Uhr sammeln sich auf der Mülhauser Straße die Schulklassen. Im vorderen Drittel stehen die Kinder der Astrid-Lindgren-Schule. Die Schüler der 3 b haben quadratische Fackeln aus Pappe und buntem Papier gebastelt. Darauf zu sehen sind Elefanten und Figuren, die an die rundlichen Frauen der Künstlerin Niki de Saint Phalle erinnern.

Einige Meter weiter warten die Schüler der Erich Kästner Realschule darauf, dass es endlich los geht. Lillien (10) und Irina (11) haben übergroße Cocktailgläser mit Limettenscheibchen gebastelt. „Den Draht zu formen, war schon etwas schwierig“, sagt Lillien. Dann geht es endlich los. Die Regenbogenschüler trumpfen mit kleinen Fischen und blauen Delfinen auf. Zu deftiger Blasmusik singen sie zart „Ich gehe mit meiner Laterne“. Da gab es viel Beifall von den Zuschauern.

Deolinda Santos, Verkäuferin am Glühweinstand vom Weinhaus Straeten

Es scheint, als sei an diesem Abend wirklich jeder Kempener auf der Straße — glücklich sind die, die direkt am Zugweg einen Balkon haben und von dort aus bei vollem Überblick winken. In der Altstadt sind die Straßenlaternen mit roten Lampions geschmückt und bei relativ milden acht Grad findet sogar der Glühwein reichlich Absatz. „Das geht hier Schlag auf Schlag“, sagt Verkäuferin Deolinda Santos vom Weinhaus Straeten an der Peterstraße. „Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet“, sagt sie erstaunt.

Höhepunkt ist wieder das große Feuerwerk an der Burg, das um kurz nach halb sieben beginnt und von vielen „Ooohs“ und „Aaahs“ begleitet wird. Kempen, St. Martin, einfach nur schön!

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