Kempen Die Beschützerin der Mümmelmänner

Kempen. · Sabine Quinders’ Herz gehört Hasen und Kaninchen. Die Kempenerin betreibt auch eine Wildauffangstation für die kleinen Vierbeiner.

 Sabine Quinders mit einem Hasenkaninchen. Es ist gerade mal 300 Gramm schwer und heißt „Zwergnase“.

Sabine Quinders mit einem Hasenkaninchen. Es ist gerade mal 300 Gramm schwer und heißt „Zwergnase“.

Foto: Wolfgang Kaiser

Der Wasserkocher in der Küche von Sabine Quinders gibt Alarm. Sekunden später brüht die Kempenerin einen Fenchelteebeutel mit kochendem Wasser auf. Allerdings ist der Tee nicht für sie bestimmt, sondern für jemanden, der gerade einmal 300 Gramm schwer ist und liebevoll „Zwergnase“ genannt wird. Es handelt sich um ein Hasenkaninchen, das von der Mutter nicht angenommen wurde und nun per Hand aufgezogen wird. „Ich habe festgestellt, dass die Katzenaufzuchtmilch, die ich für die Hasenkinder benutze, bekömmlicher wird, wenn ich sie mit Fencheltee anstelle von warmen Wasser anrühre“, sagt Sabine Quinders.

Viermal am Tag und auch in der Nacht braucht „Zwergnase“ die angerührte Ersatzmilch. Wobei pro Mahlzeit nur wenige Milliliter getrunken werden. Inzwischen ist die kleine Flasche mit dem winzigen Schnulleraufsatz fertig. Die 53-jährige Tierfreundin greift in die geräumige Holzbox, in der das Hasenkaninchen auf Stroh und einer zusätzlichen Wärmedecke liegt. Mit dem Winzling in der Hand geht es auf die Couch. Handtuch auf den Schoss und die Fütterung von Zwergnase beginnt. Einer der mehr nur als interessiert schaut, ist „Ferdi“. „Ferdi, du bist noch nicht dran“, sagt Sabine Quinders und blickt lächelnd zu dem Wildhasen hinüber, der durchs Wohnzimmer in Richtung Couch hoppelt.

Ferdi fordert jeden Abend
um 20 Uhr sein Fläschchen ein

„Ferdi“ gehört auch noch zur Riege der Flaschenkinder. „Er frisst zwar schon normales Futter, aber jeden Abend um 20 Uhr kommt er zur Couch und fordert seine Flasche ein“, erzählt die Kempenerin, die ihr Herz an Hasen und Kaninchen verloren hat. „Ferdi“ ist dabei im Gegensatz zu „Zwergnase“ ein Wildtier. Gerade einmal 20 Gramm brachte der kleine Hase auf die Waage, als er Sabine Quinders von Hundebesitzern gebracht wurde, deren Hund das Jungtier in der Sasse aufgestöbert hatte. Neben der Zucht von Hasenkaninchen und Lothringern betreibt Sabine Quinders nämlich auch eine Wildauffangstation für Hasen und Kaninchen.

„Ferdi“ wurde genauso aufgepäppelt wie es derzeit bei „Zwergnase“ der Fall ist. Mehrere Mahlzeiten am Tag und in der Nacht ging der Wecker, damit die Flasche zubereitet werden konnte. „Ferdi ist fast ausgewachsen und steht kurz vor der Auswilderung“, sagt die Fachfrau. Denn ein Wildtier bleibt immer ein Wildtier und gehört in die Natur zurück. Eigens dafür hat Sabine Quinders ein großes Außengehege auf dem Bauernhof, auf dem sie lebt und ihre Kleintierpension betreibt, angelegt. Dort hinein kommen die Jungtiere, wenn sie alt genug sind und das Wetter mitspielt. Schließlich müssen sie sich von der Aufzucht im Haus auf ein Außenleben umstellen.

„Ferdi“, der sehr an Hasenkaninchen „Cäsar“ hängt, der ebenfalls frei im Haus der Familie herumläuft, wird dabei zusammen mit „Cäsar“ ins Außengehege umziehen. „Da die beiden so aneinander hängen, fällt es ‚Ferdi’ bestimmt leichter, sich ans Außenleben zu gewöhnen, wenn ‚Cäsar’ dabei ist“, sagt Sabine Quinders. Die eingezäunten Flächen, die zudem mit einem feinen Kaninchendraht gesichert sind, und über Schutzhäuschen verfügen, werden ein Zuhause auf Zeit, bevor es für den Wildhasen wieder in die Freiheit geht.

Die Liebe zu den Mümmelmännern ereilte Sabine Quinders schon als Jugendliche und ließ sie nicht mehr los. Mit 20 Jahren begann sie, Kaninchen zu züchten. Erfolge blieben nicht aus. Siege bei Landesverbandschauen gehören unter anderem auch dazu. Dass sie eine Fachfrau für Kaninchen ist, sprach sich schnell herum. Und so kam es, dass erste kleine Hasen und Kaninchen aus der Natur bei ihr landeten. Sie päppelte sie auf und wilderte sie wieder aus. Dabei wären viele der Fälle unnötig gewesen. Der größte Fehler ist es nämlich in der Natur einen kleinen Hasen aus der Sasse zu holen. „Viele Menschen meinen, wenn sie Jungtiere in den Feldfurchen sehen, sie wären von ihrer Mutter verlassen worden. Das ist aber nicht der Fall. Die Häsin kommt zur Sasse zurück und versorgt ihren Nachwuchs“, erklärt die Expertin. Die Junghasen sollten einfach in Ruhe gelassen und auch nicht angefasst werden. Hunde gehören ebenfalls nicht auf die Felder, sondern auf die Wege. Bei Kaninchen kommt es dagegen seltener vor, dass Sabine Quinders einen Wildfang groß zieht. Sie werden in Bauten geboren und sind damit vor dem Menschen gut
verborgen.

Weitere Informationen zur Arbeit von Sabine Quinders gibt es im Internet unter:

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