Ritterspiele auf Gut Heimendahl in Kempen : Unterm Helm fällt Atmen schwer
Kempen. Ein Selbstversuch bei den Ritterspielen auf Gut Heimendahl.
Hin und wieder habe ich mir die Frage gestellt: Wie würde ich mich schlagen – wörtlich, wie im übertragenen Sinne –, wenn ich plötzlich ins Mittelalter geworfen würde. Darum war ich sofort dabei, als jemand gesucht wurde, der beim Ritterlager am Gut Heimendahl in die Rolle eines Ritters schlüpft und einfach einmal Rüstung und Kampf ausprobiert. Am Lager angekommen, sehe ich zunächst viele Zelte. Rund um die Zelte wimmelt es vor Menschen. Manche tragen ein Wams aus grobem Leinen, andere tragen Ritterrüstungen. Meist allerdings nur Teile davon.
Ich werde zur Gruppe „Waera Frijaen“ gebracht. Die Mitglieder stammen alle aus dem Rheinland oder dem westlichen Ruhrgebiet. Von Essen bis Kempen, von Krefeld bis Köln. Einer von ihnen ist Carsten Burgers. Er ist nicht nur einer der Organisatoren des Ritterlagers, sondern auch einer der Heerführer und wird bei dem folgenden großen Ritterkampf die Angreifer anführen. Er stellt mir seine Rüstung zur Verfügung. Sie ist etwas zu groß, aber mit etwas strammer gezogenen Riemen passt sie. Zunächst schlüpfe ich in Beinschienen und einen Gambeson, eine leichte Stoffrüstung. Dann bekomme ich eine Haube über den Kopf. „Damit Du Dir am Kettenhemd nicht alle Haare ausreißt“, erläutert Nikolai Guido. Es folgen Kettenhemd, Lamellenpanzer, Kettenhaube und Vollhelm.
Die Rüstung ist schwer, es ist warm, das Atmen fällt schwer, da sich die verbrauchte Luft unter dem Helm sammelt. Odo, ein Mitglied der Linner Ritterrunde aus Krefeld, stellt sich mir zum Kampf. Ich nehme Schild und Schwert auf. Insgesamt sind es gut 30 Kilogramm Gewicht. „Du musst Dich mit dem Schild schützen und es auch als Waffe nutzen“, erläutert Odo. Dann geht es los. Seine ersten Schläge kann ich gut parieren, doch ich merke: Der Schild wird immer schwerer. Die Muskulatur in der Schulter ist bei mir schlicht nicht trainiert. So kann ich immer weniger auf seine Angriffe reagieren. Trotzdem lande ich auch ein, zwei Treffer. Dann schaltet Odo einen Gang höher. Er rammt mich mit seinem Schild. Immer mehr Treffer kassiere ich, bis ich die Waffen strecke. Es kommt mir vor wie eine Stunde, in Wirklichkeit waren es wohl keine zehn Minuten. Mein Arm zittert, ich schwitze.