Kempen Ritter kreuzen die Klingen vor Gut Heimendahl

Das mittelalterliche Lager bot den Besuchern viel für die Sinne: Viele der 120 Aussteller gingen einer Beschäftigung nach — als massierender Leypkneter oder Musikant.

Kempen: Ritter kreuzen die Klingen vor Gut Heimendahl
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Hannes von Heimendahl hat vor allem eine Zielgruppe vor Augen: „Das Ritterlager ist in erster Linie etwas für Familien mit kleineren Kindern.“ So ganz genau wusste er nicht, ob es jetzt die fünfte oder doch schon die sechste Ausgabe war.

Kempen: Ritter kreuzen die Klingen vor Gut Heimendahl
Foto: Kurt Lübke

Noch nie war ein Ritterlager auf Gut Heimendahl so groß wie am Wochenende — rund 120 Rittersleut’ fühlten sich trotz des eher mäßigen Wetters wohl.

Es waren die unterschiedlichsten Geräusche zu hören, Zeichen dafür, dass die Ritter nicht auf der faulen Haut lagen und sich von den Besuchern wie Zootiere anstarren ließen — nein, fast jeder hatte eine sinnvolle Beschäftigung.

Axel Wartburg aus Holzminden trat als „Leypkneter“ auf. Und wenn er mal gerade nichts zu tun hatte, massierte er einfach seine Frau. Er brauchte dabei in keine Rolle schlüpfen, sondern nur das machen, was auch sonst sein Job ist.

„Eierknacker“ war ein Hinweis, dessen Bedeutung viele Besucher neugierig machte. Es handelt sich dabei um ein mittelalterliches Spiel: Es galt, die drei Eier zu treffen, die in je einer Mulde auf einem Baumstumpf lagen — die Baum-stümpfe waren unterschiedlich weit von den Werfern entfernt, die die Eier treffen mussten.

Ein Ritter mit Zahnspange: Philipp (11) aus Köln kämpfte mit dem Schwert gegen seinen Vater Markus Müller — beide mimen Mitglieder des Templer-Ordens.

Rainer Küpper aus Krefeld hatte auf der Basis eines alten Pferdewagens einen unheimlich alt aussehenden Holzwagen gebaut, so etwas wie der Campingwagen des Mittelalters.

Bei allem Streben nach Authentizität (die Gefäße auf den Tischen waren aus Ton oder Holz, Tupperware wäre völlig deplatziert), gab es an jedem Ritterlager mit offenem Feuer einen amtlich verordneten Stilbruch in Form eines roten Feuerlöschers.

Aus dem Dortmunder Norbert Burgholz war Norbert von Tremonia geworden, der wahre Norbert ist Monteur, der mittelalterliche vom „Konglomerat der Chimäre“ ist Kaufmann. Ein Norbert kommt in einem Ritterlager selten allein: Ritter Norbert van Thule - „mein richtiger Name ist ohne Bedeutung“ — aus Stolberg versteht sich als eine Figur aus der Zeit um 1288, als die Schlacht von Worringen geschlagen wurde.

Norbert van Thule über das Flirten der Ritter

Gegenüber der WZ verriet er, wie die sittsamen Rittersleut’ einst flirteten, als noch niemand an Parshippen dachte: „Ein gewisser Daumendruck beim Tanzen bekundete Interesse an der Dame — man traf sich dann nachher.“

Die auf mittelalterliche Musik spezialisierte Formation „Firlefanz“ begeisterte die Kinder mit der „Biene Maja“. Armin Jungnickel, Teilzeit-Ritter aus Krefeld, der unter anderem kleinere Antiquitäten feilbot, eilte abends nach Hause, um Fußball zu gucken und Ulrike Bitterlich-Nietsch wusste sich am Spinnrad zu beschäftigen. Sie hatte unter anderem gehäkelte Ketten im Angebot.

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