Initiative „Ein Leben retten. 100 Pro Reanimation“ Übungen, die Leben retten können

Kempen. · Kempener Notfallsanitäter zeigten, was bei Herzstillstand zu tun ist. Bürger konnten die Herzdruckmassage üben.

 Die beiden Kempener Notfallsanitäter Katharina Wiechek und Daniel Caelers mit der Übungspuppe bei der Aktion am Donnerstagvormittag auf dem Buttermarkt, im Hintergrund Besucher Henry Sontrop.

Die beiden Kempener Notfallsanitäter Katharina Wiechek und Daniel Caelers mit der Übungspuppe bei der Aktion am Donnerstagvormittag auf dem Buttermarkt, im Hintergrund Besucher Henry Sontrop.

Foto: Wolfgang Kaiser

Immer wieder fallen neugierige Blicke von Passanten auf die beiden Puppenoberteile, die vor dem Krankenwagen der Rettungswache Kempen auf dem Boden liegen. „Möchten sie einmal die Herzdruckmassage üben?“, spricht Notfallsanitäterin Katharina Wichek zwei Frauen an, die interessiert stehen geblieben sind. Ingrid Hacker und Irmgard Eisentraut treten näher. „Das muss man doch dreimal machen und dann beatmen“, meint Eisentraut. Ein Kopfschütteln von Daniel Caelers, ebenfalls Notfallsanitäter. „Sie haben die Null vergessen. 30-mal Massage, dann zweimal beatmen“, informiert er. Hacker hat sich indes schon neben eine der Puppen gekniet. „Wenn jemand umfällt, ansprechen, an den Schultern schütteln und Atmung kontrollieren. Kommt keine Reaktion und ist auch keine Atmung mehr vorhanden oder liegt eine Schnappatmung vor, den Notruf 112 absetzen und sofort mit der Herzdruckmassage beginnen“, erklärt Wichek und demonstriert, wie die Massage ausgeübt wird. Hacker platziert den Ballen ihrer Hand entsprechend an der vorgegeben Stelle in der Mitte der Brust, zwischen den beiden Brustwarzen, legt den Ballen der anderen Hand darüber und beginnt mit dem Drücken.

Auch an der zweiten wird inzwischen geübt. Wobei Erich Wabersek wie ein Profi arbeitet. Die Finger seiner Hände sind beim Drücken verschränkt und er hält die Arme gerade, um senkrecht von der Schulter kommend, den optimalen Druck ausüben zu können. „Ich war bei der DLRG“, erklärt der Senior. Caelers lobt die hervorragende Arbeit, die sich nach 30-mal Drücken in der ebenfalls perfekt ausgeführten Mund-zu-Mund-Beatmung fortsetzt. Ein korrektes Überstrecken des Halses, Nase zuhalten, und Wabersek beatmet zweimal, bevor er mit der Herzdruckmassage fortfährt.

Die beiden Notfallsanitäter erklären den Zuschauern unterdessen, dass die Mund-zu-Mund-Beatmung kein Muss ist. Wichtig ist die Massage, die pro Minute 100-mal durchgeführt werden muss, bis der Rettungsdienst eintrifft und übernimmt. „Vielen Menschen ist es unangenehm, eine Beatmung durchzuführen. Das ist zu akzeptieren. Aber eine Herzdruckmassage kann jeder machen“, betonen die beiden Fachleute.

Und diese steht bei der Aktionswoche der Initiative „Ein Leben retten. 100 Pro Reanimation“ im Mittelpunkt. Das Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, dem Berufsverband der Anästhesisten und der Stiftung Deutscher Anästhesiologie unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Gesundheit möchte über die Wiederbelebung informieren, wobei „100 Pro Reanimation“ für 100-mal pro Minute Drücken bei einer Herzdruckmassage steht. Das Gehirn kann aufgrund eines Sauerstoffmangels bereits nach drei Minuten erheblich zu Schaden kommen.

Nach fünf Minuten ist ein
Überleben unwahrscheinlich

Deshalb ist es wichtig, schon vor dem Eintreffen des Notarztes oder der Sanitäter die Wiederbelebung zu starten. Wird nach einem Herzstillstand nicht innerhalb von fünf Minuten eine Herzdruckmassage vorgenommen, ist ein Überleben unwahrscheinlich. „Eigentlich müsste man regelmäßig einen Erste-Hilfe-Kurs besuchen. Jeder kann in die Situation kommen, dass er Hilfe braucht, und dann wäre es sehr gut, wenn jemand da ist, der Erste Hilfe leisten kann, bis der Rettungsdienst da ist“, meint Hacker, die die Aktion auf dem Kempener Buttermarkt sehr gut findet.

Dem kann sich Sabine Küsters nur anschließen. Durch ihren Beruf nimmt sie zwar an regelmäßigen Ersthelfer-Schulungen teil, aber nichtsdestotrotz kniet auch sie an einer der beiden Übungspuppen nieder und trainiert die Wiederbelebung. „So etwas kann man gar nicht oft genug üben“, meint sie. Hier werde man schnell und unkompliziert auf Niveau gebracht, um im Ernstfall helfen zu können, fasst es der 64-jährige Siegfried lobend zusammen.

Was er, genau wie viele der anderen Besucher, gut findet, ist zudem die Tatsache, dass es neben einem Flyer, der die Vorgehensweise bei einer bewusstlosen Person samt Herzdruckmassage zeigt, auch ein Beatmungstuch gibt. Praktisch verpackt und mit einem Schlüsselring versehen kann es so überall mit hingenommen werden, um dann im Notfall eine Beatmung hygienischer zu
machen.

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