Abschied Redaktions-Umzug: Adieu, Burgstraße 28!

Viele Jahrzehnte hatt die WZ ihren Sitz neben dem Thomas-Verlag. Zwei „Urgesteine“ erinnern sich.

Abschied: Redaktions-Umzug: Adieu, Burgstraße 28!
Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Burgstraße 28 — seit Jahrzenten ist dies die vertraute Adresse der Westdeutschen Zeitung in Kempen. Doch heute müssen wir Abschied nehmen: Die Redaktion zieht zur Moosgasse 6 in eine deutlich größere Immobilie unweit des Buttermarktes. In die Vorfreude auf die neuen Räume mischt sich deshalb ein bisschen Wehmut. Vor allem bei zwei „Urgesteinen“ der WZ.

Abschied: Redaktions-Umzug: Adieu, Burgstraße 28!
Foto: Altgaßen

Fotograf Friedhelm Reimann und die langjährige „gute Seele“ der Redaktion, Ingrid Klünder, haben 1972 fast zeitgleich im Unternehmen angefangen. „Friedhelm kam einige Monate nach mir als freier Fotograf zu uns“, erinnert sich Ingrid Klünder.

Das Zeitungsgeschäft an der Burgstraße funktionierte damals völlig anders als heute. Computer und digitale Fotografie, Internet und E-Mail — das alles war noch unbekannt. Nachdem die Redakteure ihre Texte auf der Schreibmaschine verfasst hatten (Redaktionsleiter Karl-August Richter und sein Kollege Charly Werner hatten gemeinsam mit Sekretärin Ingrid Klünder ihr Büro im 1. Stock zur Straße raus), wurden die Zeitungsseiten der Lokalausgaben im benachbarten Thomas-Verlag ganz klassisch gesetzt und anschließend mit dem Taxi zur WZ nach Krefeld gefahren. „Von dort ging es dann mit der Hauspost weiter zur WZ-Druckerei in Wuppertal“, sagt die 68-Jährige. Und wenn mal was auf den Seiten nicht passte, habe Schriftsetzer August Spohr immer zu helfen gewusst.

Die Manuskripte und Fotos der Mitarbeiter aus Nettetal und Grefrath kamen mit dem Bus am Kempener Bahnhof an. „Für den Umschlag musste eine Wertmarke gelöst werden“, so Klünder. Sie selbst sei immer zum Bahnhof gelaufen und habe die Manuskripte abholt.

So lernte sie auch den Hobby-Fotografen Friedhelm Reimann kennen, der damals für die Krevag als Busfahrer arbeitete und Interesse zeigte, freier Mitarbeiter der WZ zu werden. Schon wenig später machte er seine ersten Bilder für die Zeitung.

Mitte der 70er Jahre zog die Redaktion — mittlerweile verstärkt um das Ressort Willich/Tönisvorst — ins Erdgeschoss des Gebäudes. „In der ehemaligen Pförtnerloge des Thomas-Verlags wurde meine Dunkelkammer eingerichtet“, berichtet der 70-Jährige. „Abenteuerlich“ sei die Entwicklung der Bilder gewesen, da es fließendes Wasser nur auf der benachbarten Toilette gab.

Die Redaktion war beengt, drei Redakteure teilten sich ein Zimmer zum Hof hinaus. In einem weiteren Raum zur Straße — bis vor kurzem war dort der Aushang der WZ-Ausgaben — saßen Ingrid Klünder und eine Schreibkraft. Wenn Gäste zum Interview eingeladen wurden, ging man ins benachbarte Burg-Café.

An diesem Zustand änderte sich lange Zeit kaum etwas. Was sich änderte, waren die Produktionsabläufe. Denn in den 80er Jahren stellte die WZ auf Ganzseiten-Umbruch um, die benachbarte Setzerei des Thomas-Verlages wurde nicht mehr benötigt. Faxgeräte wurden installiert, und die ersten Computer — damals mit kleinen, grün hinterlegten Monitoren — verdrängten die Schreibmaschinen.

Bis Friedhelm Reimann sein erstes Handy besaß, dauerte es noch bis Mitte der 90er Jahre. „Vorher hatte ich einige Jahre einen Piepser, mit dem Ingrid mir signalisierte, dass ich in der Redaktion anrufen muss“, erinnert er sich. Was schon ein Fortschritt war, denn in seinen ersten Jahren habe die Sekretärin immer versucht, ihn telefonisch bei Terminen zu erreichen, wenn es mal wieder irgendwo „brannte“.

Ebenfalls in den frühen 90er Jahren verließ die WZ für einige Jahre die Räume an der Burgstraße und zog ihre Niederrhein-Redaktionen am Standort Krefeld zusammen. Was Ende der 90er Jahre aber wieder rückgängig gemacht wurde. Seitdem war die Redaktion wieder an ihrer vertrauten Adresse zu finden — jedenfalls bis heute.

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