Rathaussturm: Kanonen machen Rübo mürbe

Die Kempener Jecken haben vom Bürgermeister das Rathaus erkämpft. Zuvor wurde allerdings hart verhandelt.

Kempen. Von einem Bein auf das andere hüpften viele Narren, als sie sich auf der Judenstraße aufstellten. Bei Sonnenschein und frostigen Temperaturen zogen sie von dort zum traditionellen Rathaussturm. Prinz Heinz II. zeigte sich überzeugt vom Kampfeswillen seiner Mannen. Alle Kempener Karnevalsvereine waren angetreten. Auch die kleinen Narren waren ganz aufgeregt: „Der Bürgermeister freut sich bestimmt, dass wir kommen und für ihn tanzen“, erzählte Lucas (5) von den Minis der Stadtgarde.

Alle drei Jahre stürmen die Narren am Tulpensonntag das Rathaus. In diesem Jahr wäre der Sturm beinah ausgefallen. Denn die Übergabe könne man auch friedlich regeln, dachte sich Bürgermeister Volker Rübo und bot sein Rathaus zur Versteigerung an. Vom Fenster seines Büros aus und mit Unterstützung von Vize-Bürgermeister Otto Birkmann lieferte er sich mit Heinz Börsch, Komitee-Präsident des Kempener Karnevalsvereins (KKV), und Prinz Heinz II. ein Wortgefecht nach dem anderen. Einige hundert Kempener verfolgten das Scharmützel und feierten mit.

Der Bettelorden unter Rübos Führung hat es satt, dass es im Rathaus immer zieht. Nun haben die Stadtwerke auch noch Strom und Fernwärme abgeschaltet. Stadtwerke-Chef und Ehrenleutnant der Prinzengarde, Siegfried Ferling, solle sich schämen, so Rübo. „Mr. Feierling“ ward im Rathaus nicht mehr gesehen, seit er die Uniform trägt. Rübo und sein Orden wollen daher in den Klosterhof ziehen. Ex-Bürgermeister Karl-Heinz Hermans, der auf der Seite der Karnevalisten stand, hatte da einen guten Tipp. Ist es zu zugig, ist es zu kalt, wüsste er ein Motto: „Arbeitet halt!“

4 521 365,24 Euro wollte der Bürgermeister für das Rathaus haben und 206 000 Euro für den Buttermakt. „Ich runde ab. Sagen wir 4,7 Millionen“, bot Rübo an. Der Prinz willigte ein. Bruder Otto (Birkmann) und Amtsschwester Irene (Steeger) sollten nachzählen. „Volker, lass Dich auf nichts ein“, rief Birkmann. „Für einen Apfel und ein Ei wollen die das Rathaus haben.“ Bares gab es nicht viel zu holen. „10,12 Euro hab ich grad noch“, sagte Prinz Heinz beim Blick ins Portemonnaie. „Dann bleiben wir halt hier und machen das Rathaus zu einem Ort der Stille und der Ruhe“, so Rübo.

Bewaffnet mit Bleistiften und Besen stellten sich Politiker und Beamte den kämpferischen Narren in den Weg. Unterstützung bekamen sie von einem guten Dutzend Kempener Highlandern. Erst wurden die Verteidiger mit der Konfettikanone mürbe gemacht. Dann durchbrachen die Funkenartillerie der Feuerwehr und die Funkengarde der KG Weiß und Blau Kamperlings die Festung. „Ich hab Euch doch so eine schöne Leiter spendiert“, versuchte Rübo vergeblich die Feuerwehrleute auf seine Seite zu ziehen. Kurz vor 15 Uhr wehte die weiße Fahne.

Die Narren bekamen den Schlüssel der Stadt und es wurde im Rathaus und auf dem Buttermarkt kräftig gefeiert. Bürgermeister Rübo freute sich über tolles Wetter, tolle Narren und ein großartiges Prinzenpaar.

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