Prognosen 2009: Was das neue Jahr den Kempenern bringen könnte

Kempen. Es müsste schon viel passieren, wenn der CDU-Kandidat Volker Rübo am 7.Juni nicht zum Kempener Bürgermeister und Nachfolger von Karl Hensel gewählt wird.

Dafür sprechen vor allem drei Gründe: Kempen wählt traditionell konservativ; Rübo ist seit zwölf Jahren im Rathaus in führendener Position, hat mit Sport, Kultur, Geld, Jugend und Schule wichtige Ressorts unter seinen Fittichen und ist durch seinen Verwaltungs-Job bekannt wie ein bunter Hund in der Stadt; ferner: SPD-Kandidat Andreas Gareißen hat bislang nicht das Kaliber gezeigt, den quirligen und nie um eine Antwort verlegenen Volker Rübo ernsthaft herauszufordern.

Mit der neuen Bücherei-Leiterin Ursula Wiltsch und der Übernahme der Bibliothek vom Kreis Viersen hat die Stadt die Kulturampel auf Grün gestellt für eine Neuauflage des 2007 erfolgreich gestarteten Literatur-Wettbewerbs. Nachdem die Literatur in Kempen lange ein Schattendasein geführt hat, dürfte diese Sparte jetzt eine Renaissance erleben. Auch das Klassik-Festival ist in trockenen Tüchern und geht nach 2001, 2003 und 2005 im kommenden Jahr in die vierte Auflage. Die Klosterkonzerte sind ohnehin aufgrund ihrer herausragenden Qualität Selbstläufer und ziehen ein treues Publikum nach Kempen.

Kempens drei katholische Pfarrgemeinden finden einen Kompromiss, wie die vom Bischof verordnete Kirchen-Fusion mit Leben gefüllt wird. 2010 wird die Verschmelzung Realität. Das kommende Jahr nutzen St.Marien und seine ehemaligen Töchter St.Josef und Christ-König, einen Bund für die Zukunft zu schließen, ohne die Identität vor Ort - sprich in Kamperlings und im Hagelkreuz - aufzugeben. Einziger Knackpunkt: Wie soll das "Kind" getauft werden, St.Marien oder St.Peter?

Kempen ist die einzige Stadt weit und breit, die für ihre Fußballer immer noch keinen großen Kunstrasenplatz bereit stellt. Das Mini-Spielfeld in St.Hubert war 2008 immerhin ein guter Anfang. Sportdezernent Volker Rübo sollte mal drüber nachdenken und die Vereins-Verantwortlichen von Thomasstadt Kempen zu sich ins Rathaus bitten - schließlich will der Mann 2009 Bürgermeister werden. Aber auch für St.Hubert ist ein großer Kunstrasenplatz nicht so abwegig. Denn der Aschenplatz AnEulen- ohnehin in keinem guten Zustand- soll seit Jahren zum Stadion Stendener Straße verlegt werden. Warum also nicht auch dort strapazierfähiger und witterungsbeständiger Kunstrasen? Der TuS kickt ja immerhin eine Liga höher als der SV Thomasstadt...

Vor einigen Tagen hat das Architekturbüro PEP aus Lüdinghausen fürs Kempener Orsay-Center ein gelungenes Konzept vorgestellt. Jetzt fehlt nur noch das Wichtigste: ein Investor, der für das letzte "Filetstück" in der Altstadt Geld in Steine umsetzt. Wenn 2009 tatsächlich ein Investor gefunden wird, dürfte im Jahre 2010 tatsächlich der erste Spatenstich fürs Geschäftszentrum neben dem Kulturforum Franziskanerkloster erfolgen. Wenn dieses Center mal Realität ist, geht automatisch auch der Blick auf die benachbarte Burg, den touristisch gesehen "schlafenden Riesen", wo bislang lediglich riesige Archivalien-Berge verwaltet werden. Doch das dürfte ein Thema für die nächste Dekade ab 2010 sein.

Bevor das Orsay-Center kommt, wird die alte Polizeiwache abgerissen - und die Kempener Tafel ist obdachlos. Mittlerweile versorgt die Hunger-Station derart viele Bedürftige, dass es der Stadt ein Anliegen sein muss, für die Einrichtung an zentraler Stelle einen adäquaten und langfristigen Ersatz zu finden. Leerstehende Immobilien hierfür gibt es zur Genüge. Und wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.

Der Zechenturm in Tönisberg wird abgerissen. Weder der Eigentümer Ruhrkohle AG noch die Stadt sind willens, den Stahlriesen am Wartsberg, 45Meter hohes Zeugnis alter Kumpelherrlichkeit, zu sanieren. Das würde eine halbe Million Euro kosten. Ein solches Denkmal wäre zwar originell, aber auch teuer. Die Ruhrkohle-Stiftung für Altlasten wäre bei Abriss um eine Industrie-Ruine erleichtert. Der Turm scheint im Bergdorf keine Lobby zu haben, er verkommt.

Damen-Handball der Extraklasse, neben Trampolin das sportliche Aushängeschild der Stadt, ist auf dem absteigenden Ast. Erfolgstrainer René Baude hat das Handtuch geworfen, weil die Vereinigte Turnerschaft (VT) mehr in die Breite investiert. Bei 2700 Vereinsmitgliedern eine nachvollziehbare Politik. Da auch die Stadt signalisiert hat, keine bundesligataugliche Halle für die Nachfolgerinnen von Anna Loerper & Co. zu bauen, ist der Weg ins Mittelmaß vorgezeichnet. Die Regionalliga ist schwerlich zu halten. Nach dem Krach mit dem Rathaus dürfte auch eine VT-Halle am Sportzentrum illusorisch sein. VT und Stadt müssen erst mal ihre Hausaufgaben machen, was die Nutzung der alten Schule in Ziegelheide betrifft.

Das frühere Tivolihaus am Bahnhof verrottet weiter, gleiches gilt für die alte Feuerwache einen Steinwurf entfernt. St.Hubert wartet weiterhin auf eine alternative Wohnform für Senioren, die im Areal hinter dem geschlossenen Haus Kebben möglich wäre. Stadtpolitisch geht der Daumen nach unten bei Burger-King in der Altstadt, Billard-Café und Disko für die Jugend. Der Kulturbahnhof ist in Sachen dufter Konzerte Stadt-Historie geworden. Und was ist mit dem alten Arbeitsamt an der Wiesenstraße?

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