Rathaussturm Prinz Rainers Triumph: Per Drehleiter ins Rathaus

Im und vor dem Zelt auf dem Buttermarkt feierten die Jecken am Sonntag ausgelassen den Kempener Rathaussturm.

Mit Hilfe einer Drehleiter der Feuerwehr errangen die Narren am Sonntag auf dem proppevollen Buttermarkt den Sieg.

Mit Hilfe einer Drehleiter der Feuerwehr errangen die Narren am Sonntag auf dem proppevollen Buttermarkt den Sieg.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. „Du auf deinem Feldherrenhügel, Du hast doch keine Chance!“ Um 14 Uhr war Volker Rübo noch siegessicher. Im stilechten Feuerwehroutfit stand er am Fenster des Ratssaals und verspottete KKV-Präsident Heinz Börsch. „Gebt auf, das wird doch nichts!“ Der erste Bürger der Stadt war siegessicher. Für den gestrigen Rathaussturm fühlte sich Rübo gut gerüstet. Er hatte die Kempener Highlander als schlagkräftige Verbündete auf seine Seite ziehen können und zudem überraschende Unterstützung: Franz-Heiner Jansen, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Kempen. Er verstärkte mit seiner Mannschaft die Reihen der Verteidigung. „Vier neue rote Autos“, hatte Rübo versprochen.

Doch das Kempener Publikum ließ sich nicht auf die Seite der Verteidiger ziehen. Lautstark machte es deutlich, dass es Prinz Rainer I. so schnell wie möglich siegreich sehen wollte. Rübo versuchte vergeblich, die Kempener umzustimmen. Groß war der Schock, als er dann seine Frau auf der Gegenseite erspähen musste. „Irene, das ist doch nicht möglich“, rief er fassungslos.

Rathaussturm in Kempen
27 Bilder

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Um 14.11 Uhr reichte es Heinz Börsch: Er ließ die Truppen der Angreifer in Position gehen. Fast 200 Mann stark und damit zahlenmäßig klar überlegen präsentierten sich die Aufständischen. Prinzengarde, KKV, Funkenartillerie, die KG Blau-Weiß Kamperlings, Narrenzunft — alle waren gekommen, um dem Regiment von Rübo ein Ende zu bereiten. Im Angesicht der schlagkräftigen Truppe versuchte der Bürgermeister mit Prinz Rainer I. in Verhandlungen zu treten. „Lass uns gemeinsam mit dem Propst ein Triumvirat der Heiterkeit bilden“, bot er an und versprach als Herrschaftsgebiet den Buttermarkt mit dauerhaftem Festzelt, „damit Du Dich immer von deinem Volk feiern lassen kannst“.

Doch Rainer I. blieb standhaft und forderte die Kapitulation. Rübo, unterstützt von Hans Ferber (Erster Beigeordneter) und Otto Birkmann (Vize-Bürgermeister) versuchte, die Funkenartillerie auf seine Seite zu ziehen. „Seid spontan, kommt rüber zu uns.“

Das war zu viel für Heinz Börsch und Rainer I.: Sie veranlassten die erste Angriffswelle. Todesmutig stürmte die KG Blau-Weiß Kamperlings vor, doch die Verteidigung hielt stand. Schnell wurden die Bemühungen verstärkt: Die Funkenartillerie und die Prinzengarde griffen ein. Doch die Highlander erwiesen sich als harte Gegner.

Bei der dritten Angriffswelle war es dann soweit. Die ersten Mitglieder der Prinzengarde konnten durchbrechen und stürmten die Treppe des Rathauses. Bald musste Rübo kapitulieren und die weiße Fahne wurde unter lautem Jubel aus dem Fenster gehalten. Zum Schluss lief auch noch die Feuerwehr über: Prinz Rainer I. betrat den Rathaussaal nicht über die Treppe, sondern ließ sich per Drehleiter an das Fenster fahren. „So ist noch kein Prinz ins Rathaus gekommen“, zeigte sich Rübo beeindruckt. Als der Prinz ihm dan anbot, als „Nachwuchsbüttenredner“ im Karneval mitzufeiern, wurde dieses Angebot begeistert angenommen. Das Narrenvolk feierte den Triumph noch den ganzen Tag.

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