Preise für Fernwärme sollen gerechter werden

Der Gesetzgeber gibt zur Berechnung eine neue Grundlage vor. Die Änderungen greifen 2016.

Preise für Fernwärme sollen gerechter werden
Foto: Lübke

Kempen. Rund 10 000 Menschen in mehr als 2700 Haushalten beziehen in Kempen Fernwärme. Ihnen versprechen die Stadtwerke in Zukunft gerechtere Preise, die jedes Jahr entsprechend der aktuellen Marktlage neu berechnet werden sollen. „Das kann sowohl niedrigere als auch höhere Preise bedeuten“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Sandmann.

Hintergrund ist eine neue Berechnungsgrundlage: Bisher wurde der Preis für Fernwärme anhand der zwei statistischen Faktoren (sogenannte Indizes) Preis für leichtes Heizöl und Lohn ermittelt. Ab dem 1. Januar 2015 werden insgesamt fünf Faktoren in die Berechnung einbezogen. Das ist durch die „Verordnung über allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme (AVB)“ verbindlich vorgeschrieben. „Wir folgen damit den Gegebenheiten des Marktes, sonst wären wir nicht mehr konkurrenzfähig“, erläutert Sandmann. Die Indizes beruhen auf Daten, die das Statistische Bundesamt jährlich neu erhebt.

2015 bleiben die Preise für Fernwärme aber noch stabil. Veränderungen können sich frühestens ab dem 1. Januar 2016 ergeben. Bis dahin werden die neuen Daten anhand der fünf Faktoren erhoben. Bei der Berechnung werden Erdgas-, Investitionsgüter-, Wärme- und Lohnindex sowie die Kosten für europäische Emmissions-Zertifikate einbezogen. So fließen beispielsweise Daten von Ferngasbetreibern ebenso ein wie die Entwicklungen an den Börsen.

„Entscheidend für unsere Kunden ist aber, dass die Berechnung die aktuellen Bedingungen des Energiemarktes aufgreift. Somit wird der Fernwärmepreis zukünftig ausgewogener gestaltet“, sagt Sandmann.

Ausgenommen von den neuen Bestimmungen ist vorerst die Wartsberg-Siedlung in Tönisberg. Die rund 700 Kunden dort zahlen vorerst weiterhin einen höheren Fernwärmepreis als die übrigen Kempener. Dort werden bis zum nächsten Jahr Fernwärmeleitungen und die Heizzentrale saniert. „Unser Vorgänger RWE hat dort leider zehn bis 15 Jahre nichts investiert“, so die Erklärung von Sandmann. Ab 2016 soll die Wartsberg-Siedlung dann auch an die neue Preisgleitklausel angeschlossen werden — mit Auswirkungen fürs Portemonnaie in 2017.

Befürchtungen, die Stadtwerke könnten ihr Monopol auf die Fernwärmeversorgung in der Stadt für Preiserhöhungen ausnutzen, will Sandmann zerstreuen: „Das würde nicht funktionieren. Wenn wir es übertreiben, würde uns sofort das Kartellamt auf den Füßen stehen.“ Außerdem gehörten die Stadtwerke zu den zehn günstigsten Fernwärmeanbietern in Deutschland. Und das solle auch so bleiben. Er ist aber auch sicher, dass die Kunden viele Fragen zu den Neuregelungen haben werden. Diese werden am Servicetelefon beantwortet. „Es muss aber niemand Angst haben. Die Preisanpassungsklausel ist kein Ungeheuer, sondern bringt mehr Sicherheit“, sagt Sandmann.

Die Stadtwerke sind ein sogenannter Komplettanbieter für Wasser, Strom, Erdgas und Fernwärme. Ein Teil der Energie wird mit eigenen Blockheizkraftwerken erzeugt. In diesen wird gleichzeitig Strom und Fernwärme durch Kraft-Wärme-Kopplung hergestellt.

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