Porzellan im Archivschrank

Im Obergeschoss des Kramer-Museums werden edles Geschirr, Gläser und Bilder gehortet. Elisabeth Friese öffnet für die WZ die Tür zum Fundus im Rollregal-System.

Kempen. Schlicht und braun ist die Tür, hinter der im Obergeschoss des Kramer-Museums Bilder, Gläser und Porzellan ein von der Öffentlichkeit unbeachtetes Dasein fristen. Bevor diese Tür, die noch aus der Zeit stammt, als im Franziskanerkloster die Kreisverwaltung untergebracht war, geöffnet werden kann, muss der Besucher durch eine mehrfach gesicherte Pforte schreiten. „Keine Sorge, alles ist gut geschützt, wie es sich gehört“, versichert Musuemsleiterin Elisabeth Friese.

Porzellan im Archivschrank
Foto: Kurt Lübke

Adventsserie: Die WZ öffnet Türen

Etwa 60 Quadratmeter groß ist der Raum, in dem aber nur ein Teil des gesamten Museum-Fundus lagert. Im Keller stehen Möbel, liegen Waffen, Besteck und Metall. Aber im Gegensatz zum feuchten Keller ist es unterm Dach trocken und warm. „Deshalb waren wir froh, dass wir die Gläser aus dem Keller noch oben bringen konnten. Die Gefahr von Glasbrand war doch groß“, sagt Friese. Die Gefahr, dass Gläser milchig und trüb werden, ist gebannt.

Ebenso froh ist sie darüber, Nutznießer gewesen zu ein, als das Kreisarchiv einige seiner Schränke ausgemistet hat. „Das Rollregal-System ist für unsere Zwecke prima“, schwärmt die Museumsleiterin. Dabei handelt sich um Metallschränke, deren Schiebetüren sich mit einem Rad, ähnlich dem eines Ruders auf der Kommandobrücke eines Schiffs, bewegen lassen.

An den Regalen ist eine mehrziffrige Zahlenfolge befestigt. Die Nummer, unter der man die Dingeim Depot findet. Und das sind zurzeit 75 Gemälde, mehr als 250 Gläser, Keramik, Fayence und Porzellan — zusammen knapp 1000 Objekte.

Das Museum benutzt das Inventarprogramm Faust, wie in Museen und Bibliotheken üblich. „Dafür ist bei uns Matthias Sandmann zuständig. Ich bin eher ein visueller Mensch. Ich kann mit besser merken, wo etwas steht, als mir die Zahlen zu merken“, sagt Friese. Vor allem, weil auch immer mehr Nummern dazu kommen.

„Wir bekommen ständig etwa Neues dazu“, so Friese. Zuletzt ein paar Biedermeier-Gläser einer Krefelderin sowie eine Art-Deco-Lampe und Jugendstillampe. Die Neuzugänge werden fotografiert, katalogisiert und bewertet, bevor sie ihren Platz im Schrank finden.

Das übernimmt im Moment Ingeborg Unger, die seit Jahren als ehrenamtliche Fachfrau Keramiken sowie Ausgrabungsstücke aus der Bauzeit des Klosterhofs bewertet. „Eine wichtige Arbeit auch mit Blick auf die künftige neue Ausrichtung des Museums, das die Stadtgeschichte in den Vordergrund stellen wird“, erklärt Friese. Dann werden beispielsweise nicht mehr mehrere Schalen einer Epoche ausgestellt, sondern eine, „die das Nonplusultra des damaligen Bürgertums war“.

Bilder lagern schon von Anfang an im Obergeschoss. Sie hängen an Stellwänden, die wie Schiebetüren hin und hergeschoben werden können. „Grafiken haben wir im Amt in Grafikschränken“, sagt Friese. Schadet Wärme den Bildern nicht? „Nein“, so Friese, „ Ölgemälde leiden eher bei Temperaturschwankungen, die haben wir hier nicht.“

Und auch Reinigungsarbeiten halten sich in Grenzen. Alle drei bis vier Monate wird vorsichtig mit einem Staubwedel geputzt. Das Geschirr — häufig mit einer Goldauflage — mag ja sowieso nicht so gerne Wasser.

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