Proklamation in Kempen Furioser Start des Prinzenpaars

Kempen · Die Besucher der Proklamation erlebten einen unterhaltsamen Abend mit vielen besonderen Momenten.

 Beim Einzug in den Saal machte Prinz Peter I. eine kurze Jubelpause auf dem Stuhl. Derweil herzte Prinzessin Brigitte den Bürgermeister.

Beim Einzug in den Saal machte Prinz Peter I. eine kurze Jubelpause auf dem Stuhl. Derweil herzte Prinzessin Brigitte den Bürgermeister.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

1,96 Meter reichten nicht aus. Trotz seines Gardemaßes stieg der neue Karnevalsprinz Peter Wolters am Samstagabend beim Einzug ins Kolpinghaus kurzerhand auf einen Stuhl. Von Emotionen gepackt, wirkte er so, als wolle er alle Besucher im ausverkauften Saal auf einmal begrüßen und herzen. Auf sein lautes Helau bekam er selbiges hundertfach zurück. Die Proklamation des Prinzenpaars Peter II. und Brigitte I. war originell und bot den Kempener Narren beste Unterhaltung.

Schon bei der Vorstellung des Ehepaars Wolters durch den Komiteepräsidenten des Kempener Karnevalsvereins (KKV), Heinz Börsch, wurde deutlich, dass die Narretei aus dem Leben von „Larry“ und „Gitti“ nicht wegzudenken ist. Am Rosenmontag 1970 hat sich das Paar im Haus am Werthchen beim Feiern kennengelernt. Und aktuell reiht sich im Leben der Familie Wolters eine jecke Zahl an die andere. Beide Ruheständler sind 66 Jahre alt, sie sind seit 44 Jahren verheiratet, wohnen in einem Haus mit der Nummer 11. Und der Vater von Peter Wolters, über dessen Anwesenheit sich der neue Prinz besonders freute, wird bald 88 Jahre alt. „Und in unser beider Geburtsjahr, 1952, gab es in Kempen den ersten Rosenmontagszug“, fügte der Prinz hinzu.

Es bestand also kein Zweifel daran, dass Prinz Peter II. die närrischen Insignien der Macht zustehen. Feder und Pritsche wurden durch den Adjutanten und Ex-Prinzen Heinz Kox überreicht. Damit wich der KKV vom Protokoll ab: Wolters’ Vorgänger Rainer Pasch konnte diese Rolle aus gesundheitlichen Gründen nicht übernehmen und wurde durch Kox vertreten. Auch in Abwesenheit wurde die dreijährige Regentschaft von Rainer und Angelika Pasch aber noch einmal mehrfach gelobt: sowohl vom neuen Prinzen als auch von Heinz Börsch.

Die erste Rede von Prinz Peter ans Narrenvolk war etwas Besonderes. Denn er bewies nicht nur, dass er ein brillanter Rhetoriker ist. Nein, auch an der Gitarre und als Sänger stellte Wolters sein musikalisches Können unter Beweis. Insbesondere seine eigene Version des Schlagers „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ kam besonders gut an. Darin ging er textlich darauf ein, dass es mit ihm nun endlich wieder einen waschechten Kempener Prinzen gibt. Nach Theo Balters, Peter Croonenbroeck, Heinz Kox und Rainer Pasch, die allesamt St. Huberter Wurzeln haben, habe er nun die „Hüppersche Phalanx“ durchbrochen.

Rübos Rede war einer der Höhepunkte des Abends

Im Namen der Stadt Kempen war es Bürgermeister Volker Rübo vorbehalten, das neue Prinzenpaar in Amt und Würden zu begrüßen. Und Rübo gelang es mit seiner Rede, den gesamten Saal mitzureißen. Mit bissiger Ironie arbeitete sich der Bürgermeister daran ab, dass „Larry“ so lange hat warten müssen – auf das „Ja“ seiner „Gitti“ zum Amt der Prinzessin. Mehr als 40 Jahre soll er an ihr „rumgebaggert“ haben, bevor es 2015 am Rande des St. Töniser Tulpensonntagszuges einmal keine Ablehnung gab.

„Meine Herren, was ist den eigentlich aus uns Männern geworden?“, fragte Rübo in den Saal. Das Elend habe wohl vor 100 Jahren damit angefangen, dass die Frauen wählen dürfen. Und vor rund 60 Jahren sei dann zum Beispiel noch hinzugekommen, dass die Damen einen Arbeitsvertrag ohne Zustimmung des Mannes unterschreiben dürfen. Da gab es Raunen, Lachen und tosenden Beifall für den Bürgermeister und Ehrenleutnant der Prinzengarde.

Auch die hatte natürlich ihren Auftritt – ebenfalls mit einer Besonderheit. Denn kurzerhand mischte sich das Prinzenpaar beim letzten Tanz der Garde unter das Ensemble. Ein Höhepunkt des Abends, für den es lang anhaltenden Beifall und Jubel gab.

Nach so viel Action auf der Bühne durfte sich das Prinzenpaar dann in seine Loge neben der Bühne zurückziehen – verziert mit einer Kempener Skyline-Dekoration samt Burg, Mühle, Kuhtor und Propsteikirche. Dieses Motiv ziert indes auch den Prinzenorden, der am Samstag bereits mehrfach an die Beteiligten des Abends überreicht wurde.

Die „Kolibris“ sorgten für beste Stimmung im Kolpinghaus

Durch das Programm nach dem Akt der Proklamation führte der Kölner Redner Hans Jürgen Pinter, der selbst in die Bütt stieg, aber auch die Bands und anderen Künstler des Abends anmoderierte. Für beste Stimmung sorgten da die „Kolibris“. Die Kölsche Band gehört ohne Frage zu den Stars des rheinischen Karnevals – und das seit 25 Jahren. Sie hatte ihren eigenen Hit „Die Hände zum Himmel“ im Gepäck. Aber auch bei ihrer Version von „Wenn et Trömmelche jeht“ hielt es niemanden im Saal auf seinem Stuhl.

Das Fazit des Abends kann nur lauten, dass es ein furioser Start für das Prinzenpaar war. Nun können sich Peter und Brigitte Wolters in die Session stürzen. Weiter geht es am kommenden Samstag mit dem Uniformappell der Prinzengarde. Es folgen diverse Sitzungen. Unter anderem die des Kolping-Elferrates, dessen Sitzungspräsident „Larry“ ist und auch während seiner Amtszeit als Prinz bleibt. Die Höhepunkte des Karnevalswochenendes dürften die Altweiberparty auf dem Buttermarkt, der Kostümball am Nelkensamstag an der Otto-Schott-Straße und der Rathaussturm am Tulpensonntag werden. Der Rosenmontagszug steht dann 2020 an.

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