Kempener Sommermusik Operettenabend bringt Wiener Leichtigkeit mit

Kempen. · Europäisches Festival Orchester unter Alexander Steinitz führte durch Werke von Strauß, Kálmán und Lincke.

 Auch der klassische Teil der Kempener Sommermusik zog das Publikum in Scharen an. Zunächst hielt das Wetter, später wehte der Wind stark. Die Stimmung blieb bestens.

Auch der klassische Teil der Kempener Sommermusik zog das Publikum in Scharen an. Zunächst hielt das Wetter, später wehte der Wind stark. Die Stimmung blieb bestens.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Zum fünften Mal fand die Sommermusik an der Kempener Burg statt. Und was das Wetter angeht, so das Fazit des Kempener Verkehrsvereins vor dem zweiten Abend, habe man inzwischen kräftig dazugelernt. Habe man es 2011 noch „mit Niederschlägen vom Feinsten“ zu tun gehabt, sei man am Samstag mit dem Regen am Nachmittag vor dem Konzert noch einmal glimpflich davongekommen. Tatsächlich sah zu Beginn noch alles nach einem trockenen Abend aus. Im stimmungsvollen Ambiente der Burgwiese begann der „Zauber der Operette“ mit den einschmeichelnden Klängen der Johann-Strauß-Ouvertüre „Eine Nacht in Venedig“. Und was die Wettervoraussage des Verkehrsvereins betrifft, schien sie tatsächlich erfolgreich zu sein. Jedenfalls für den ersten Teil und die Pause. Aber irgendwann ließ sich nicht mehr übersehen, dass dunkle Wolken aufzogen und ein stärker werdender Wind Laub auf die Bühne wehte und sich die Noten der Musiker zum Ziel nahm.

Aber niemand ließ sich die gute Laune verderben, nicht das Publikum, nicht die Musiker, nicht die Solisten und erst recht nicht Dirigent Alexander Steinitz. Der erwies sich als kompetenter Interpret. Er weiß, wie man Konzertwalzer beizeiten abbremst und wieder auf Touren bringt. Und er versteht sich auf den Pfiff, mit dem einst ein Paul Lincke dem vitalen Lebensgefühl des Berlin vorm Ersten Weltkrieg musikalischen Ausdruck verlieh. Das Europäische Festival Orchester bewährte sich auch in diesem Jahr als ein in allen Instrumentengruppen tadellos besetzter Klangkörper.

Beide Epochen der Wiener Operette kamen zur Ehre

Neben Klängen aus Johann-Strauß-Operetten wie „Die Fledermaus“, „Der Zigeunerbaron“ und „Wiener Blut“ standen auch Walzer wie „Morgenblätter“ und „Tausend und eine Nacht“ auf dem Programm. Die passten schon zum Thema Operette, weil Strauß, ähnlich wie später Franz Lehár, gern aus Melodien einer Operette einen Konzertwalzer schmiedete.

Wie Strauß als Exponent der Zeit der goldenen, fand Lehár als Begründer der späteren, der silbernen Epoche der Wiener Operette Berücksichtigung. Da bewährte es sich, dass man mit Peggy Steiner (Sopran) und Michael Heim (Tenor) zwei ausgezeichnete Solisten verpflichtet hatte. Mit tadellos ausgebildeten Stimmen erwiesen sie sich als sichere Interpreten beliebter Operettenmelodien wie „Dein ist mein ganzes Herz“ aus Lehárs „Land des Lächelns“ oder dem Csárdás „Klänge der Heimat“ aus der „Fledermaus“ von Johann Strauß. Und beide steuerten, zusammen mit dem Dirigenten Steinitz, auch noch eine gehörige Portion Humor bei. Der blitzte nicht nur zwischen den Musikbeiträgen auf, er durchzog auch die Berliner Lieder und Couplets aus Paul Linckes „Frau Luna“. Dabei wurde auch mit „Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe“ an den unvergessenen Theo Lingen erinnert.

Die begeisterten Zuhörer konnten gar nicht genug Zugaben bekommen und hörten noch Kálmáns „Tanzen möcht‘ ich“, „Perpetuum mobile“ von Johann Strauß und, zum endgültigen Schluss, noch Paul Linckes „Berliner Luft“. Und die gleich zweimal, weil der Beifall kein Ende nehmen wollte.

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