Nordwestbahn-Bilanz zur Pünktlichkeit Jeder fünfte Zug des RE 10 hat Verspätung

Kempen. · Nur 82 Prozent der Nordwestbahn-Züge auf der Strecke durch Kempen schaffen es, weniger als drei Minuten zu spät zu kommen. Das Unternehmen hat eine Statistik für den Niers-Express vorgelegt.

 Die Pünktlichkeit der Züge des RE 10, auf den viele Pendler angewiesen sind, ließ 2019 zu wünschen übrig und hat sich im Januar sogar noch verschlechtert.

Die Pünktlichkeit der Züge des RE 10, auf den viele Pendler angewiesen sind, ließ 2019 zu wünschen übrig und hat sich im Januar sogar noch verschlechtert.

Foto: Norbert Prümen

2019 war knapp jeder fünfte Zug der Nordwestbahn (NWB) auf der RE 10-Strecke zwischen Düsseldorf und Kleve zu spät. Wie die NWB auf Anfrage mitteilte, lag die Pünktlichkeitsquote bei 82 Prozent. Ein Zug gelte als pünktlich, wenn die Verspätung weniger als drei Minuten beträgt. Messpunkte auf der RE 10-Strecke sind Kleve, Krefeld und Düsseldorf.

Bei der NWB waren von 100 Fahrten 18 Züge unpünktlich. Laut NWB sind davon 16 auf externe Ursachen zurückzuführen, die vor allem bei DB Netz oder in veralteter Infrastruktur liegen. Nur ein kleiner Anteil gehe auf das eigene Konto. Zum Vergleich: Laut dem Qualitätsbericht, den der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr jedes Jahr veröffentlicht, lag die Pünktlichkeitsquote aller RE-Linien in NRW 2018 bei 78,2 Prozent. Die Werte für die Regionalbahn-Linien liegen darüber (85,5), ebenso die für die S-Bahnen (89,6). Zahlen für 2019 liegen noch nicht vor.

Die Verspätungen bauten in den meisten Fällen aufeinander auf

Die Deutschen Bahn (DB) erklärt aber, dass die meisten Verspätungen sogenannte Zugfolgenverspätungen seien. „Denn jede Verspätung sorgt für Zugfolgeverspätungen, wenn die Züge in die hoch frequentierten Knoten Krefeld, Neuss oder Düsseldorf einfädeln müssen“, sagt eine Bahnsprecherin: „Verpasst ein Zug – egal ob durch eine gestörte Fahrzeugtür oder eine Signalstörung – seinen Zeitslot beim Einfahren in die Knoten, muss er oftmals warten, und es baut sich eine zusätzliche Verspätung auf.“ Die Störungen, die aufgrund der Infrastruktur zwischen Kleve und Kempen verursacht wurden – wie Bahnübergangs-, Weichen- oder Stellwerksstörungen –, habe man bereits nennenswert reduzieren können, sagt die Sprecherin. Mit 20 Prozent in 2017 und 16 Prozent in 2018 wäre der Anteil an den Verspätungen geringer gewesen als der, der auf die Eisenbahnverkehrsunternehmen (wie die Nordwestbahn) zurückgehe. „Hier betrug der Anteil jeweils rund 29 Prozent“, sagt die Sprecherin.

In den ersten beiden Wochen dieses Jahres fällt die Bilanz noch etwas schlechter aus. Demnach habe die Pünktlichkeitsquote vom 1. bis zum 14. Januar nur bei 75 Prozent gelegen. Laut NWB seien die Verspätungen in diesem Zeitraum zu 92 Prozent auf externe Ursachen, nur acht Prozent demnach auf Probleme im eigenen Betrieb zurückzuführen.

Immer wieder beschweren sich Pendler über Verspätungen und Zugausfälle. Seit dem 15. Dezember kann der Niers-Express nicht seine gewohnte Strecke fahren. In Düsseldorf wird der S-Bahnhof in Düsseldorf-Bilk weiter zum Regionalhalt ausgebaut. Bis zum 20. April muss der RE 10 deshalb über Duisburg fahren.

Ein betroffener Pendler ist Phil Hofbauer. Er sagt: „Mit dem RE 10 klappt’s mal gut, mal weniger gut. Die Züge fahren nach Duisburg, wo dann auch ein unkomplizierter Umstieg in andere Züge nach Düsseldorf möglich ist.“ Leider komme es dennoch zu vielen Verspätungen. „Daran sieht man, dass die Infrastruktur ab Kempen in Richtung Kleve einen großen Teil für Verspätungen und Ausfälle hergibt und nicht die Strecke zwischen Krefeld und Düsseldorf“, so Hofbauer.

Wie viele andere Pendler aus der Region, die den Niers-Express regelmäßig nutzen, bemängelt auch Hofbauer die häufig fehlerhafte und unübersichtliche Fahrgastinformation am Kempener Bahnhof: „An der Anzeigetafel am Busbahnhof wird der Zug immer noch in Fahrtrichtung Düsseldorf deklariert und nicht nach Duisburg.“

Vernachlässigt würden derzeit Gelegenheitsfahrer. Die wollten meistens nach Düsseldorf, wo der Zug ja normalerweise auch hinfahren würde. Aber am Duisburger Hauptbahnhof sehe man in diesen Wochen dann doch viele fragende Gesichter. Hofbauer: „Keine Plakate oder Informationsbanner weisen auf die Umleitung hin.“ Nur auf einem DIN-A 3-Ersatzfahrplan hinter einer zerkratzten Glasscheibe einer Vitrine gebe es Auskunft. Die Anzeigetafeln am Bahnsteig wiesen nicht auf die Umleitung und damit verbundene Haltepunktausfälle hin.

„Vor einigen Jahren wurden während ebenfalls umfangreicher Bauarbeiten Informationen über die Anzeige und über Lautsprecher-Durchsagen bereitgestellt. Ich erinnere mich sehr gut an die Durchsage: ,Information zu NWB RE10 nach Düsseldorf Hbf, heute nach Duisburg Hbf, Abfahrt XX.XX Uhr, heute ohne Halt in Meerbusch-Osterath und Düsseldorf Hbf, und heute mit Halt in Duisburg Hbf. Grund dafür sind laufende Bauarbeiten“, berichtet der Bahnfahrer. Diesmal gebe es jedoch keine akustischen Informationen, obwohl das gesetzlich vorgeschrieben sei. Dabei hätten die Fahrdienstleiter in Kempen sicherlich die Möglichkeit, die Lautsprecheranlage zu nutzen und vor Einfahrt des Zuges eben eine kurze Durchsage abzusetzen, um auf die Umleitung hinzuweisen.

Mit Blick auf die Zukunft meint Hofbauer: „Mal schauen, ob die neue Fahrgastinformationsanlage, die in diesem Sommer installiert werden soll, dann bessere Informationen liefert, und ob dann der gesamte Bahnsteig beschallt wird – und nicht nur im kleinen Umkreis der Anzeige, obwohl an jeder Laterne und in den Lichtleisten unterm Dach schon seit der Modernisierung des Bahnhofs 2009 Lautsprecher angebracht sind.“ Damals seien diese auch von den Fahrdienstleitern genutzt worden. „Züge wurden vor Einfahrt angesagt, Verspätungen wurden früh und umfangreich durchgesagt; und heute nichts davon“, so Hofbauer. Dass sich der Service am Kempener Bahnhof verbessern soll, hatte SPD-Bundestagsabgeordneter Udo Schiefner zuletzt angekündigt (die WZ berichtete).

Auch der Pendler Christian Derksen aus Kevelaer berichtet von einem Negativerlebnis mit dem Regionalexpress 10. „Momentan ist die Situation wieder eine große Katastrophe, kaum ein Zug kommt pünktlich“, sagt der Architektur-Student, der mit dem RE 10 regelmäßig nach Düsseldorf zur Uni fahren muss. Auch er bemängelt die zuweilen fehlende Fahrgastinformation.

Die Kritik vieler Pendler zwischen Kleve und Düsseldorf über die oftmals mangelhafte Kommunikation weist eine Nordwestbahn-Sprecherin zurück: „Wir informieren absolut zeitnah auf unserer Internetseite und bei Twitter“, sagt sie. Sie räumt aber zumindest ein, „dass es immer wieder mal Fälle gibt, in denen es nicht astrein läuft“. Die Weitergabe der entsprechenden Informationen erfolge automatisiert, das System sei stabil. Fehlende Durchsagen am Bahnhof seien oft auf die Deutsche Bahn zurückzuführen. „Für den Bahnhof selbst und die Durchsagen dort ist die DB Station & Service zuständig, an die wir die Infos weitergeben.“ ate/rei/tkl

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