Geschichte des Kreises Viersen 24 Autoren präsentieren ihr neues Heimatbuch

Kreis Viersen · Für das neue Heimatbuch haben 24 Autoren spannende Beiträge verfasst. Sie sind der Geschichte des Kreises Viersen nachgegangen, stellen besondere Menschen und Tiere vor und schlagen den Bogen in die Gegenwart.

 Ina Germes-Dohmen (l.), Stefani Pleines (4.v.l.), Arie Nabrings (4.v.r.), Angela Wegers (3.v.r.) und Berndt Goossens (2.v.r.) stellten mit Michael Habersack (2.v.l.), Vera Meyer-Rogmann (3.v.l.) und Matthias Herm (r.) das Buch vor.

Ina Germes-Dohmen (l.), Stefani Pleines (4.v.l.), Arie Nabrings (4.v.r.), Angela Wegers (3.v.r.) und Berndt Goossens (2.v.r.) stellten mit Michael Habersack (2.v.l.), Vera Meyer-Rogmann (3.v.l.) und Matthias Herm (r.) das Buch vor.

Foto: Norbert Prümen

(biro) Die Abende werden länger, draußen wird es kälter – welch ein Genuss ist es da, sich mit dem neuen Heimatbuch des Kreises Viersen in einen Sessel zu setzen und eine Reise durch den Kreis Viersen und seine Geschichte unternehmen zu dürfen. Reiseleiter sind 24 Autoren, die aus allen Teilen des Kreises Viersen Beiträge für das neue Heimatbuch geliefert haben, die allesamt spannend und lesenswert sind. Dass der Band für das Jahr 2022 dicker ist als gewohnt, liegt nicht am Umfang – mit 352 Seiten hat es nicht mehr Seiten als sonst. Allein das Papier ist dicker, wie der Leiter des Kreisarchivs, Michael Habersack, der die Redaktion des Heimatbuchs leitet, bei der Präsentation am Mittwoch im Kreisarchiv in der Kempener Burg erklärte.

In der Gliederung bleibt das Heimatbuch dem gewohnten Bild treu. Die Rubrik Lebensbilder stellt Persönlichkeiten aus dem Gebiet des heutigen Kreises Viersen in den Vordergrund. Dazu hat Ina Germes-Dohmen, die tief in die Brüggener Ortsgeschichte eingetaucht ist, einen Beitrag über die Geschicke der Familie Printzen in Amern und Brüggen verfasst – eine reiche Kaufmannsfamilie, die 1815 die Brüggener Burg kaufte und den Söller wie die Wirtschaftsgebäude zur Lagerung von Getreide nutzte. Vera Meyer-Rogmann beschreibt das Leben des Breyeller Dominikaners Thomas Maria Therstappen von der Profess bis zum Tod, seine Primiz fand 1893 in Breyell statt.

Leo Peters erzählt von dem Kaldenkirchener Ehrenbürger Hermann Lueb und seiner Familie im Ersten Weltkrieg, in dem Lueb zwei Söhne verlor, Ludger Peters berichtet, wie Nikolaus Roth von 1919 bis 1936 als Bürgermeister in Hinsbeck und Leuth wirkte, Berndt Goossens und Angela Wegers beschreiben schließlich, wie Freunde und Förderer um das „Nachleben“ des Breyeller Dichters Paul Therstappen bemüht waren, sich darüber auch stritten. Heute erinnert eine eigene Straße in Breyell an den Dichter, dessen Geburtstag sich 2022 zum 150. Mal jährt.

Einen Blick zurück in die Geschichte wirft Arie Nabrings mit der Auswertung der Visitationsprotokolle, die die Roermonder Bischöfe zwischen 1667 und 1730 bei Besuchen in Viersen anfertigten – damals gehörte unter anderem Viersen zum Bistum Roermond. Die Berichte geben Aufschluss etwa über die Bevölkerungsentwicklung, den Zustand und die Ausstattung der Kirche, die Finanzen und die Schulen.

Wilde Szenen gibt Alfred Knorr in seinem Beitrag über Haus Aldenhoven in Grefrath-Mülhausen wider, wenn er davon erzählt, wie der ehemalige Rittersitz im 18. Jahrhundert belagert wird. In einem weiteren Beitrag schreibt Knorr über die Eisenbahnverbindungen durch Grefrath, Oedt und Mülhausen. Manfred Birk geht der Geschichte der Wackertap-Mühle im Grefrather Heitzerend nach, die 1818 erstmals erwähnt wurde. An ihrer Stelle steht heute eine Kapelle, die die St.-Matthias-Schützenbruderschaft Schlibeck errichtete – eine Tafel dort weist auf die Existenz einer früheren Mühle hin.

Unter dem Titel „Wie Viersen Krefeld beinahe ins Gehege kam“ wertet Wolfgang Löhr kritisch einen Bericht des französischen Politikers und Publizisten Louis Reybaud aus, der um 1856 bei einer Reise in die preußische Rheinprovinz auch die Seidenstädte Krefeld und Viersen besuchte und über das Seidengewerbe und die Seidenweber und -weberinnen und ihre Lebensverhältnisse schrieb. Bernd-Dieter Röhrscheid und Udo Holzenthal widmeten sich dem Panzerkampf in Willich-Schiefbahn 1945 und schildern ihn in einem neuen Licht, indem sie die Erinnerungen des Lieutenants Fred Brems, dessen Aufzeichnungen jetzt vorliegen, mit den Angaben deutscher Quellen verglichen.

In weiteren Beiträgen beschreiben die Autoren den Kampf gegen die Wohnungsnot in St. Tönis (Michael Braun), die Spielshow „Spiel ohne Grenzen“ in Kempen 1969 (Tina Hirop), die Geschichte des Ordens der Schwestern Unserer Lieben Frau in Mülhausen (Beate Brinkert-Rütten und Theo Rütten) und die Kanzler-Galerie im Friedenspark in Hinsbeck (Ralf Hendrix). Für die Biologische Station Krickenbecker Seen berichten Stefani Pleines und Barbara Thomas von Gewinnern des Klimawandels – Libellen, die in unseren Breiten ideale Bedingungen vorfinden und deshalb im Bestand zugelegt haben. Hinzu kommen im Rahmen der aktuellen Dokumentation Beiträge zur neuen Tektonik, also zum logischen Aufbau, des Kreisarchivs (Michael Habersack), zu den Kempener Urkunden im Kreisarchiv, ihrer Erhaltung und Digitalisierung (Matthias Herm), den Heiratsverbindungen im Kreis Viersen und darüber hinaus (Karl Thoer und Marcus Ewers) und den neuen Schriften zum Kreis Viersen (Sigrid Meyer-Süsterhenn). Genug Stoff für lange Winterabende.

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