Kempen Netzwerker stellt die WFG neu auf

Neben dem TZN führt Thomas Jablonski nun auch die Gesellschaft zur Förderung der Wirtschaft im Kreis. Mit der WZ sprach er über seine Ziele.

Kempen: Netzwerker stellt die WFG neu auf
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Seit Ende 2016 hat Thomas Jablonski eine Doppelfunktion. Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Technologie- und Gründerzentrums (TZN) ist der 53-Jährige nun auch in selber Funktion bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) des Kreises Viersen. Als Nachfolger von Peter Hauptmann, der das Feld nicht freiwillig, aber in gegenseitigem Einvernehmen geräumt hatte (die WZ berichtete). In den vergangenen Monaten hat Jablonski hinter den Kulissen viele neue Ansätze auf den Weg gebracht. Darüber sprach er nun im Interview mit der WZ.

Herr Jablonski, über die Visitenkarte ihres Vorgängers wurde am Niederrhein hier und da gespottet. Herr Hauptmann verstand sich als Chief Executive Officer (CEO). Was steht denn nun auf Ihrer Visitenkarte?

Thomas Jablonski: Ich bin Geschäftsführer und deshalb steht das auch auf der Karte. Und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft heißt auch wieder so — und nicht mehr Invest Region. Man sollte nicht mit Anglizismen um sich werfen. Ein Name sollte für das stehen, was man tut. Ein Bäcker verkauft ja auch Brötchen — und keine Wurst.

Wie möchten Sie denn die WFG in Zukunft ausrichten?

Jablonski: Bis jetzt war die WFG eher eine Grundstücksverwaltungs- und eben keine klassische Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Mit den politischen Gremien bin ich mir darüber einig, dass sich das Konzept in diese Richtung verändern soll. Die WFG ist und bleibt ein Dienstleister für die Kommunen im Kreis Viersen. Dazu gehört auch weiterhin die Vermarktung von Grundstücken, aber eben auch viel mehr.

Wie sieht denn das Konzept aus, dass Ihnen der Aufsichtsrat nun abgesegnet hat?

Jablonski: Zunächst sollte es für die WFG um drei wesentliche Aufgaben gehen. Erstens: Wir müssen beim Wissens- und Technologietransfer vermitteln. Dazu gehört zum Beispiel eine noch engere Vernetzung mit den Hochschulen in der Region. Erfahrungen habe ich in diesem Bereich zum Beispiel bei der Kooperation zwischen TZN und der Fontys-Hochschule Venlo. Zweitens: Die WFG muss sich um Fachkräfte-Sicherung bemühen. Auch in diesem Feld geht es um Kooperationen mit Bildungseinrichtungen. Drittens — und das ist der wichtigste Bereich: Wir wollen selbst mehr Projekte anstoßen — zum Beispiel mit Blick auf bereitstehende Fördermittel. Das muss auch grenzüberschreitend passieren. Die Niederlande sind für die Wirtschaft vor Ort ein wichtiger Partner.

Ist die WFG dafür personell gut genug aufgestellt?

Jablonski. Wir haben derzeit vier Projektleiter. Einer davon ist der Tierzuchtberater, eine wichtige Funktion mit Blick auf die modernen Technologien in der Landwirtschaft. Mit der Politik ist bereits abgestimmt, dass ich gerne noch die Stelle der Projektleitung für den Fördermittelbereich besetzen möchte. Da werden wir in Ruhe einen geeigneten Kandidaten suchen.

Wie steht es um die Finanzen der WFG? Nach den Problemen mit den RWE-Aktien war die Finanzierung seitens des Kreises Viersen nicht immer gesichert.

Jablonski: Der Landrat hat ja schon bestätigt, dass die RWE-Aktien verkauft worden sind. Er und die Politik sehen die Finanzierung der WFG über den Kreishaushalt als sinnvoll an. In diesem stehen für das laufende Jahr 1,6 Millionen Euro. Ich gehe davon aus, dass wir die Summe nicht in dieser Höhe benötigen werden.

Wo sehen Sie sich als Wirtschaftsförderer im Spannungsfeld zwischen Kommunen, Unternehmen und dem Umland?

Jablonski: Zu meiner Aufgabe gehört es, Netzwerke für die Kommunen und Unternehmen im Kreis Viersen zu nutzen. Dabei geht es nicht um die reine Ansiedlung von Unternehmen. Ein Unternehmen, das sich im Kreis Viersen niederlassen möchte, tut das auch ohne einen Wirtschaftsförderer. Unternehmen kommen in aller Regel sehr gut vorbereitet zu uns. Ich muss Netzwerke nutzen, um Rahmenbedingungen zu schaffen oder zu verbessern. Was intensiviert werden muss, ist das Netzwerk nach Düsseldorf. Der Kreis Viersen hat die Landesregierung vor der Haustür. Das müssen wir nutzen.

Sie sprachen die Rahmenbedingungen an. Wie ist der Kreis Viersen in dieser Hinsicht aufgestellt?

Jablonski: Ein wichtiges Thema ist die Digitalisierung und der damit verbundene Wunsch des Gewerbes nach schnellen Internetleitungen. Da ist in den letzten Jahren viel passiert. Glasfaser wird in Kürze in vielen Kommunen verlegt. Für Kempen haben wir über das TZN auch schon Funklösungen gefunden. Nun müssen die Unternehmen diese Angebote aber auch nutzen. Ansonsten sehe ich den Kreis Viersen gut aufgestellt. Wir haben einen guten Branchenmix, sind also nicht zu sehr von einem Bereich abhängig. Wir befinden uns in der Nähe der wichtigen Region um Düsseldorf. Vor allem in diese Richtung sehe ich riesiges Potenzial. Aber auch die Stadt Krefeld ist ein wichtiger Partner in der Nachbarschaft. Und die Zusammenarbeit mit den Niederlanden sollten wir weiter verbessern. Da wäre noch sehr viel mehr möglich.

Das TZN führen sie seit 2011 und haben dort viel bewegt. Geht das auch weiterhin in der Doppelfunktion?

Jablonski: Ich kann viele Synergien nutzen. Das habe ich bereits festgestellt. Und es macht auch nichts aus, ob ich in Kempen oder in Viersen im Büro bin. Das wird draußen auch keiner merken, weil das technisch alles abgestimmt ist. Ich bin aber wie eine Art Außenminister viel unterwegs, um im Kreis Viersen und außerhalb Kontakte zu halten und zu knüpfen. Bei anderen Wirtschaftsförderern bin ich bereits sehr aufgeschlossen empfangen worden.

Und wie sind Sie von den Bürgermeistern der Kommunen aufgenommen worden?

Jablonski: Sehr positiv. Ich habe bereits mit allen Bürgermeistern persönlich gesprochen. Einige kannte ich ja schon über das TZN.

Das war in den Kommunen nicht immer so. Mit Blick auf die WFG war man auch skeptisch — zum Beispiel in den Rathäusern in Willich und Tönisvorst.

Jablonski: Noch einmal: Die WFG ist ein Dienstleister der Kommunen. Da sollte es zu den einzelnen Wirtschaftsförderern in den Städten kein Konkurrenzdenken geben. Ich möchte die Kollegen und Kolleginnen vor Ort unterstützen. Mit Blick auf die Konkurrenz zwischen den Städten und Gemeinden kann ich nur sagen, dass es besser ist, wenn ein Unternehmen im Kreis Viersen bleibt, als wenn es ihn verlässt.

Wie lange wird denn der Umbau der WFG dauern?

Jablonski: Es geht nicht von heute auf morgen, aus einem Dampfer ein Schnellboot zu machen. Beim TZN haben wir dafür auch zwei bis drei Jahre gebraucht. Heute ist es durch seine bloße Existenz eine der wichtigsten wirtschaftsfördernden Maßnahmen.

Zum Schluss noch ein leidiges Thema: Wie sieht es mit der Vermarktung des grenzüberschreitenden Gewerbegebietes VeNeTe aus?

Jablonski: Zunächst muss ich sagen, dass VeNeTe nicht so schlecht ist, wie es oft geredet wird. Dort gab und gibt es regelmäßig Anfragen von Unternehmen. Letztlich sind Ansiedlungen aber an Details wie zum Beispiel Grundstückszuschnitten gescheitert. Nun ist es so, dass die Stadt Nettetal das Gebiet gerne übernehmen möchte. Da sind wir in guten Gesprächen. Als Dienstleister stehen wir bei der Vermarktung aber weiterhin parat — das gilt für sämtliche Grundstücksfragen in allen Kommunen.

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