Nettetal: SPD bootet Müller-Wirtz aus

Der Fraktions-Vorsitzende verlässt nach einer Wahlschlappe die Mitgliederversammlung. Der Grund: Hans Kettler kandidiert doch wieder für den Kreistag.

Nettetal. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Drinnen dankte Vorsitzende Claudia Schürmann den Mitgliedern des SPD-Ortsvereins Nettetal für "eine der ruhigsten Veranstaltungen der letzten Jahre". Draußen am Ausgang jedoch laute Empörung, altgediente Genossen scharten sich um Bernhard Müller-Wirtz: Er hatte nach einer Wahlschlappe frustriert die Sitzung verlassen und vorher seinen Rücktritt als Fraktionsvorsitzender angekündigt.

Statt der erhofften Aufbruchstimmung im Wahljahr 2009 bot die Mitgliederversammlung am Mittwochabend in der Hattrick-Hall in Lobberich erneut partei-internes Machtgerangel.

Dabei hatte alles verheißungsvoll angefangen. Vorsitzende Schürmann beschwor die Geschlossenheit der Genossen. Stellvertreter Hans Kettler prophezeite "andere Mehrheiten" nach der Kommunal- und Kreistagswahl am 7. Juni- und sorgte für neue Mehrheiten innerhalb der Partei.

Die Demontage des Fraktionsvorsitzenden ging vom Vorstand aus, der ursprünglich Müller-Wirtz für Platz 1 der Kreistags-Reserveliste als Kettlers Nachfolger vorgeschlagen hatte. Kurzfristig entschied sich Kettler jedoch, wieder zu kandidieren, Ex-Fraktions-Chef Ralf Hussag sprang als Kandidat mit ins Boot. Beide nahmen dabei in Kauf, dass sie Müller-Wirtz ganz ausbooteten: Er hatte sich wegen des vermeintlich sicheren Listenplatzes für die Politik auf Kreisebene statt wie bislang im Stadtrat entschieden.

So merkwürdig das Gebaren wirkte - den Genossen schien’s egal: keine Diskussion, keine Aussprache, kein Widerspruch. Auffällig auch: Junge Hoffnungsträger wie Alexander Schwan, bei der letzten Wahl mit beachtlicher Stimmenzahl, scheiden aus beruflichen Gründen aus. Und Genossen, die aus privaten (Kettler) oder beruflichen Gründen (Hussag) kürzer treten wollten, mischen plötzlich wieder mit.

Müller-Wirtz stellte klar, dass er bei einer Niederlage keine Basis mehr für seine Arbeit als Fraktionsvorsitzender sieht. Doch Kettler und Hussag machten das Rennen. Um Fassung ringend, verließ Müller-Wirtz wortlos die Sitzung. Einige Mitglieder folgten ihm, murrten draußen: "Die schießen gnadenlos ehrliche Genossen ab!" Drinnen meinte Claudia Schürmann sichtlich genervt: "Ich gehe davon aus, dass jeder seine Pflichten erfüllt, die er übernommen hat." Müller-Wirtz hat nun die Fraktion für Dienstag "zum klärenden Gespräch" eingeladen. Mindestens bis dahin stehen in der Nettetaler SPD, wieder mal, die Zeichen auf Sturm.

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