Nettetal: Longlife-Mitarbeiter kennen Gründe für Schließung nicht

Die Longlife-Mitarbeiter sind enttäuscht, dass der Teppichboden-Hersteller Mitte des Jahres schließt. „Die wahren Gründe wurden uns nicht genannt“, so der Betriebsrat.

Nettetal. Die Longlife-Mitarbeiter sind sauer auf die Geschäftsleitung. "Die wahren Gründe für die Schließung wurden uns nicht genannt", fasst Heinz Schmetz, der Vorsitzende des Betriebsrates, die Meinung der Beschäftigten zusammen.

Die Brüder Harald (58) und Hans-Jürgen (59) haben am Montagabend bekannt gegeben, den Betrieb des traditionsreichen Teppichboden-Herstellers zu schließen. Angestrebt wird ein sozialverträgliches Ende der Firma zur Mitte des Jahres. 75Mitarbeiter werden dann auf der Straße stehen.

Dass es in den letzten Monaten einen starken Produktionsrückgang gegeben hat- Harald Cleven sprich von zweistelligen Prozentzahlen-, hat natürlich auch die Belegschaft mitbekommen.

Doch sie ist überzeugt, dass man hätte gegensteuern können. Schmetz: "Aber unsere Vorschläge zur Kurzarbeit wurden einfach vom Tisch gewischt." Das sei auch einer der Gründe, warum das Vertrauensverhältnis zwischen Belegschaft und Geschäftsführung erheblich gestört sei.

Für viele Longlife-Beschäftigte wird es wohl schwer, eine neue Arbeit zu finden- nicht nur wegen der allgemein schlechter werdenden Wirtschaftslage. Denn die meisten sind um die 50 Jahre, eine Handvoll steht vor der Pensionierung.

Wie sieht es mit Abfindungen oder der Gründung einer Beschäftigungsgesellschaft aus? Schmetz: "Dazu kann ich zurzeit noch nichts sagen."

Zum angekündigten sozialverträglichen Ende der Firma habe es bisher erst ein Gespräch gegeben. Und: "Es gibt bei uns derzeit überhaupt viele Fragezeichen."

Gut zwei Jahre haben sich die Cleven-Brüder, Söhne des im November 2008 verstorbenen Firmengründers Berndt, mit der Verlagerung des Betriebs beschäftigt.

Der Hauptbetrieb an der Niedieckstraße mit Verwaltung, Weberei und Ausrüstung sollte genau wie Werk II an der Johann-Cleven-Straße mit Veredlung/Färberei am etwa gleich großen neuen Standort zusammengeführt werden: Auf dem westlichen Teil des ehemaligen Niedieck-Geländes, 24000Quadratmeter direkt neben dem "Toom"-Baumarkt.

Die Pläne für den neuen Betrieb sind fertig, werden aber nicht mehr verwirklicht. "Die Kosten sind nicht beherrschbar", sagt Harald Cleven. Er verweist darauf, dass für die Umsetzung ein zweistelliger Millionenbetrag nötig sei.

Klar ist, dass Werk II für die Kaufland-Ansiedlung verkauft wird. Aber was geschieht mit dem Hauptbetrieb und mit dem neuen Areal an der van-der-Upwich- Straße? "Dazu kann ich noch nichts sagen. Wir wollen erst einmal geordnet den Betrieb abwickeln. Dann schauen wir weiter", sagt Harald Cleven.

Dies gelte auch für seine eigene berufliche Zukunft. Fest steht für den 58-Jährigen aber, dass er die Hände beruflich nicht in den Schoß legen will.

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