Nettetal: Der Traum vom Kanzleramt
Das Autoren-Duo Holger Ucher und Christoph Reichen hat den Roman „Querfeldein“ veröffentlicht. Die Geschichte über einen Politiker hat Stärken und Schwächen.
Nettetal. Plötzlich ist er aus, der Traum vom Kanzleramt: Wie ein Politiker durch allerlei Machenschaften in die Krise stürzt, schildern Holger Ucher aus Leutherheide und Christoph Reichen aus Hinsbeck in ihrem neuen Buch "Querfeldein. Ein langer Tag, ein neuer Weg". Dazu der Buch-Check der WZ.
Minister Thomas Koopmann ist als Kanzlerkandidat der Hoffnungsträger seiner Partei. Skandale und Intrigen stellen seine Karriere in Frage, erschüttern sein Weltbild.
Auf der Flucht vor sich selbst lernt er Menschen und ihre Schicksale kennen: Taxifahrerin Marlene, Saskia von der Hilfsorganisation "Querfeldein", Penner Emmeran, Döner-Verkäufer Kemal, die misshandelte Pira. Thomas sucht grübelnd Rat bei der Hilfsorganisation "Querfeldein": Was wird aus seinem Leben?
Die Story ist durchaus spannend, auch wenn Dialoge und Gedankengänge überwiegen. Der Sprachstil kann da nicht mithalten, bleibt gleichförmig umständlich: Viele lange Schachtelsätze, holprig verknüpft, stören den Lesefluss.
Dazu Unmengen unnötiger Ausrufezeichen. Floskeln wie "Vollblut-Mannsweib" und Comic-Zitate wie "Arrrrrrrrrr" oder "Poch! Poch! Poch!" wirken unfreiwillig komisch.
Neben dem Stil stören Ungereimtheiten und Klischees: Da siezen sich "Parteigenossen" (Genossen duzen sich), bei fast jeder Frau registriert Thomas die körperlichen Vorzüge. Die eigentliche Geschichte ist mit 134 Seiten (plus Vor- und Nachworte) sehr kurz, wirkt dadurch hektisch - was andererseits für Spannung sorgt.
Erfreulich: Kaum Druckfehler. Aus der Titelseite wird nicht klar, um was für ein Buch es sich handelt: langer Buchtitel, ödes Bild vom trübsinnigen Krawattenträger, kein Hinweis "Roman". Der Umschlag ist nicht sonderlich stabil.
Aufmachung und Sprachstil sind Geschmackssache, der dünne Roman ist vergleichsweise teuer. Ansonsten ist "Querfeldein" eine originelle, spannende Geschichte, die trotz mancher Klischees unterhält und zum Nachdenken anregt.
