Nettetal: Bald Gräber ohne Särge?

Ausländerbeirat: Für Beerdigungen nach muslimischem Ritus in Kaldenkirchen soll die Friedhofssatzung geändert werden. Die christlichen Kirchen müssen noch zustimmen.

Nettetal. Im offenen Grab stehen Männer, nehmen den Leichnam entgegen, der sorgsam in Leinentücher eingewickelt ist: So könnten schon bald Beerdigungen auf dem Friedhof in Kaldenkirchen aussehen. Denn der Ausländerbeirat beschloss am Dienstagabend einstimmig, in Nettetal auch Bestattungen nach dem islamischen Ritus zuzulassen.

Nun sollen Gespräche mit Vertretern der Kirchen und Bürger in Kaldenkirchen den Weg dafür ebnen, damit letztlich der Rat der Stadt entscheiden kann. "Wir sind nahe dran an einer Lösung", freute sich Cüneyt Deveci, Vorsitzender des Ausländerbeirats.

Lange genug hat es gedauert: Bereits im Sommer 2007 baten muslimische Mitbürger um Beerdigungsmöglichkeiten vor Ort. Vor genau einem Jahr schlug Petra Hauser vom Familienzentrum Brigittenheim im Nettetaler Netzwerk Integration vor, auf dem südöstlichen Gräberfeld des Kaldenkirchener Friedhofs muslimische Bestattungen zuzulassen. Anfang 2008 folgte eine Unterschriftensammlung von Muslimen in der Seenstadt.

Das Problem: Die Nettetaler Friedhofssatzung sieht keine Bestattungen nach dem islamischen Jinaza-Ritus vor: Beerdigung möglichst innerhalb von 24 Stunden, Leichenwäsche in einem geeigneten Raum, kein Sarg, eine Grabstätte "für die Ewigkeit". Die knapp 1500 Nettetaler Muslime sind im Trauerfall auf Friedhöfe benachbarter Kommunen oder gar auf eine teure Überführung des Leichnams beispielsweise in die Türkei angewiesen.

Das komplizierte Verfahren erläuterte der 1.Beigeordnete Armin Schönfelder. Die Friedhofssatzung müsse geändert werden- entsprechend den Vorgaben des Innenministeriums, der Deutschen Islamkonferenz, nach dem nordrhein-westfälischen Bestattungsgesetz, das keine Sarg-Pflicht vorsehe, und Untersuchungen des Grünflächenamtes. Resümee Schönfelders: "Ich sehe da überhaupt kein Problem."

Letzter Knackpunkt: Bestattungen, in welcher Form auch immer, dürften laut Schönfelder "nicht den Empfindungen der Bevölkerung widersprechen". Darum stehen nun Gespräche mit den christlichen Kirchen in Kaldenkirchen und mit dem Ortsvorsteher an. Wie Deveci zeigte sich auch Schönfelder zuversichtlich: "Eine vernünftige Regelung für muslimische Bestattungen ist möglich."

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