Freiwilligendienst im Ausland Nach dem Abitur geht es in die Ukraine

Florian Goertz arbeitet ein Jahr lang in einem Museum für jüdische Geschichte und Kultur.

Freiwilligendienst im Ausland: Nach dem Abitur geht es in die Ukraine
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Beim ersten Versuch der Kontaktaufnahme geht nur die Mailbox dran. Einige Zeit später erfolgt der erbetene Rückruf: „Ich saß in einem Abi-Vorbereitungskurs in Düsseldorf und musste daher mein Handy abschalten“, erklärt Florian Goertz. Der Kempener bereitet sich in diesen Tagen in einer Mathe-Schule auf die Prüfungen am Luise-von-Duesberg-Gymnasium vor.

Für die Zeit danach hat der 20-Jährige bereits weitaus mehr als einen Plan: „Ich habe mich entschieden, von Anfang September bis Ende August 2016 einen Freiwilligendienst zu absolvieren.“ Mit der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF, siehe Info-Kasten) geht der Abiturient mit den schulterlangen Haaren in ein Land, das seit geraumer Zeit die Schlagzeilen bestimmt: die Ukraine. Zwar befindet sich der Projektstandort im Westen des Landes, also nicht im umkämpften Teil, der an Russland grenzt.

Doch auch die zentral gelegene Hauptstadt Kiew war in der jüngeren Vergangenheit bekanntlich ein Ort, an dem Gewalt und Chaos herrschte. „Ich habe Respekt vor der Situation im Land“, sagt Florian Goetz. „Es ist ein mulmiges Gefühlt, das sich mit Abenteuerlust mischt.“

Schon lange hatte er einen mehrmonatigen Auslandsaufenthalt im Kopf, dachte zunächst an „Work & Travel“, für das unter anderem Australien und Neuseeland berühmt sind. Auch eine Au-pair-Zeit hätte er sich vorstellen können. Durch Recherchen im Internet kam er schließlich auf die Idee, eine Reise mit einem sozialen Engagement zu verbinden.

Seinen „Friedensdienst“ wird er in einem Museum für jüdische Geschichte und Kultur der Bukowina verrichten. „Die Bukowina ist ist eine Region mit einer sehr interessanten und wechselvollen Geschichte“, erklärt Goertz. „Bis zum Holocaust gab es einen bedeutenden jüdischen Bevölkerungsanteil.“ Seine Aufgaben bestehen unter anderem aus Übersetzungsarbeiten und Führungen für deutsch- und englischsprachige Besuchergruppen.

Um sich zumindest im Alltag halbwegs auf Russisch verständigen zu können, besucht Florian Goertz im Sommer einen Intensivkurs in der Bundeshauptstadt Berlin. Dort beginnt im September auch sein Abenteuer als Freiwilliger. Nach einer Einführungswoche geht es dann in die Ukraine, wo er sich mit einer weiteren Freiwilligen eine WG teilt.

Bis dahin gibt es noch einiges zu tun. „Ich habe die Aufgabe, 15 Paten zu finden, die meine Arbeit und die er ASF mit einem monatlichen Beitrag von jeweils 15 Euro ein Jahr lang unterstützen“, sagt der 20-Jährige. „Damit möchte ASF es allen Freiwilligen ermöglichen, egal aus welchen sozialen Schichten, einen Dienst zu leisten und den Eigenbetrag so gering wie möglich zu halten.“ Er selbst steuert rund 1000 Euro für seinen Aufenthalt bei.

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