Trubel im Niederrheinischen Freilichtmuseum Mittelaltermarkt begeistert die Besucher

Grefrath · Im Niederrheinischen Freilichtmuseum in Grefrath konnten Besucher am Wochenende in die Welt des Mittelalters eintauchen. Allein am Samstag gingen rund 2000 Gäste auf Zeitreise, um Ritter, Gaukler und Spielleute zu sehen.

 „Graf Heinrich von Vürneburg“ führte am Sonntagmittag den mittelalterlichen Umzug durch das Freilichtmuseum an.

„Graf Heinrich von Vürneburg“ führte am Sonntagmittag den mittelalterlichen Umzug durch das Freilichtmuseum an.

Foto: stefanie keisers

Der beliebte Mittelaltermarkt auf dem Gelände des Niederrheinischen Freilichtmuseums des Kreises Viersen in Grefrath hat am Wochenende zahlreiche Besucher auf das Museumsgelände rund um die historische Dorenburg gelockt. Insbesondere die Handwerkskünste, die dort gezeigt wurden, begeisterten die Besucher, die einen spannenden Einblick in die Welt des Mittelalters erhielten. Doch auch für Unterhaltung war gesorgt – beispielsweise beim „Mäusebaron“.

Hexenturm, Wachturm, Kerker oder Mäuseturm? Das war die alles entscheidende Frage beim „Mäusebaron“. „Ein Edelstein für den Gewinner, eine Träne der weinenden Kinder für den Verlierer“, pries der „Mäusebaron“ das „Mäuseroulette“ an. Lina musste nicht lange überlegen. Für sie war klar: Die Maus „Prinzessin Tausendschön“ läuft in den Hexenturm. Das Glücksspiel des Mittelalters startete. Vorsichtig setzte der „Mäusebaron“ die kleine weiße Maus in der Mitte der Arena mit ihren vier Wachtürmen ab. Und nicht nur Kinderaugen verfolgten voller Spannung, für welche Richtung sich die „Prinzessin“ entscheiden würde. Wer auf den Mäuseturm gesetzt hatte, lag richtig. Lachen bei den Gewinnern, als die Maus im Mäuseturm verschwand.

Während so mancher das Mittelalter mit dem Glanz der Ritter und Edelleute verbindet, erinnerte Ede, der Bettler, auch an die Armut und Not der Zeit. Das Klingeln der Glöckchen, die er als mit schaurig aussehenden Wunden versehener Leprakranker trug, machten ihn schon von weitem erkennbar. Mit seinem lumpenverhüllten Buckel zog er durch die Lager. „So sieht man aus, wenn man sich die Zähne nicht putzt. Einen Zahnkamm gab es im Mittelalter nicht“, sagte er grinsend und gab damit den Blick auf schauerlich aussehende Zähne samt Lücken frei.

Auf dem Gelände des Freilichtmuseums pulsierte am Wochenende das mittelalterliche Leben in all seinen Facetten. Auf den Wiesen waren Zelte aus Holz und Stoff aufgeschlagen. Mal waren es farbenprächtige Unterkünfte für Ritter mit im Wind flatternden Bannern, mal ganz einfach in Weiß. Die Zelte gaben den Blick auf fellbestückte Schlafstätten und grobe Holzmöbel frei, über offenen Feuern wurde gekocht. Frauen in langen, bäuerlichen Gewändern wachten über die Eintöpfe, die sie in Kesseln über knisternden Flammen zubereiteten.

Am Stand der „Botanica Historica“ informierte Ernst Bosch über die Heilpflanzen des Mittelalters. So wurde Mädesüß bei Kopfschmerzen eingesetzt und Beinwell bei Verstauchungen und Brüchen genutzt. „Die Kraft des Bogens kommt aus dem Holz“, erklärte Michael Kieweg von „Eifelpfeil“ interessierten Besuchern an seinem Stand für die handgemachte Ausstattung für Bogenschützen. Der Fachmann sprach über den Bogenbau, die Kraftübertragung, die Zugkraft und die Drehrichtung von Pfeilen, während seine Frau Dorothea vor dem Tisch am sogenannten Sehnenbrett Nylongarne zu Bogensehnen drehte. Für Oscar wurde es ein besonderer Moment, als Michael Kieweg dem Fünfjährigen die Handhabung eines Kinderbogens erklärte und er mit dem Fachmann den Bogen samt Pfeil spannen durfte.

Begleitet von den Dudelsackklängen und den Trommeln vom Spielmannsfeuer zogen die Besucher an den Lagern vorbei. Bei der Ritterschaft Dortmund und Herne ging es lehrreich zu. Sabine Staske demonstrierte mit dem Rechenbrett nach Adam Ries, wie einst bei den Handelsleuten und Adeligen gerechnet wurde. Auf den ersten Blick erscheint das System mit den römischen Zahlen und Holzkerben kompliziert, wer es aber einmal durchschaut hat, kann mitrechnen.

Wie im Mittelalter gereist wurde, welche Bedeutung Gewürze hatten, wie Seile oder Kettenhemden hergestellt wurden, wie man Wolle färbte oder eine Armbrust nutzte – all das erfuhren Besucher auf dem Mittelaltermarkt an der Dorenburg. Und an den Verkaufsständen lockt das Mittelalter zum Mitnehmen, beispielsweise mit Met, Trinkhörnern, Kinderschwertern, Fellen, Schildern mit Wappen, Schmuck oder Lederwaren. Für Spaß sorgte die gebaute Schiffsschaukel mit ihren Wikingerbooten und die „Wipp-Lounge“ an der Burg. Dort trieb auch der „Narrenkai“ seinen Schabernack mit Jonglage, etlichen Kunststücken und Mitmachtheater.

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