Mitreißend und pulsierend

Boogie-Woogie-Pianist Jörg Hegemann begeistert bei der „Kultur am Montag“.

Grefrath. In einen Tempel der Boogie-Woogie-Glückseligkeit verwandelte am Montagabend Jörg Hegemann die Grefrather Buchhandlung. Fast zweieinhalb Stunden hämmerte der 44-Jährige in die Tasten — was nicht ohne Folgen blieb. „Das Material ist der Kraft nicht mehr gewachsen“, kommentierte der Mann aus dem Ruhrgebiet (geboren in Dortmund, wohnhaft in Witten), nachdem ein Seilzug am Piano gerissen war. Doch stoppen ließ er sich dadurch nicht.

Jörg Hegemanns Erscheinung ist klassisch: dunkler Anzug, dessen Jacket den ganzen Abend über geschlossen bleibt, dazu ein weißes Hemd. Und wenn er am Mikrofon die Geschichte des Boogie Woogie und seiner Protagonisten vor allem aus den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts erzählt, macht er das auf amüsante, aber keineswegs aufdringliche Art und Weise. Und mit einem ganz speziellen Humor. „Er hat am Ende stark an Substanz verloren“, beschreibt er einen Pianisten kurz vor dessen Tod.

Doch wenn der 44-Jährige in die Tasten greift, dann ist Schluss mit Zurückhaltung. Dann gibt es mitreißende Bassfiguren, pulsierenden Rhythmus und Melodien von virtuos bis fast schon akrobatisch. Zu hören sind in Grefrath Klassiker von Hegemanns großem Vorbild Albert Ammons und Eigen-Kompositionen wie „Wall Street Diver“, der schon mehr als 33 000-Mal bei „You tube“ angeklickt wurde. Da wird George Gershwins „Oh Lady be good“ zum energiegeladenen Boogie. Und es ist unglaublich, wieviel Feuer in einem Titel wie „Hello Dolly“ stecken kann.

„Wenn diese Musik aufhört, weiß man nicht mehr, was man sagen soll“, bedankte sich abschließend Karl Gross. Und die Fortsetzung ist schon beschlossene Sache: Spätestens 2012 wird Jörg Hegemann mit seinem Trio eine weitere Ausgabe der „Kultur am Montag“ bestreiten.

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