Grefrath Milder Winter bereitet im Eisstadion große Sorgen

Die warmen Temperaturen in November und Dezember haben laut Geschäftsführung einen sechsstelligen Betrag gekostet. Die Zahlen der Besucher sind aber zufriedenstellend.

Grefrath: Milder Winter bereitet im Eisstadion große Sorgen
Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Plusgrade im zweistelligen Bereich und nachts auch nur unwesentlich kälter — das kostet Energie. Während sich der „normale“ Hausherr kurz vor Weihnachten gefreut hat, dass er nur wenig heizen musste, war Bernd Schoenmackers dagegen weniger glücklich: Der Geschäftsführer des Grefrather Eisstadions und sein Team mussten kühlen, sonst schmolz seinen Kunden das Eis unter den Kufen weg.

Grefrath: Milder Winter bereitet im Eisstadion große Sorgen
Foto: Kurt Lübke

Als er am 6. November abends nach Hause gefahren sei, habe das Thermometer 20 Grad gezeigt. „Und das zog sich so durch. Die Kühlanlage war in Dauerbetrieb“, sagt er im WZ-Gespräch. Flüssiges, bis zu minus 45 Grad kaltes Ammoniak wird unter den Eisflächen durch zirka 50 Kilometer Leitungen gepumpt — etwa wie bei einer Fußbodenheizung. Die Chemikalie entzieht dem Boden Wärme. Anschließend wird das erwärmte und gasförmige Ammoniak wieder abgekühlt. Das kostet Strom und ist ein kostspieliger Kreislauf. Erst wenn die Temperatur unter acht Grad sinkt, kann die Anlage ab und an mal ausgeschaltet werden. Insofern sorgten die Temperaturen der vergangenen Tage im Eisstadion für etwas Entspannung.

Grefrath: Milder Winter bereitet im Eisstadion große Sorgen
Foto: Eissportzentrum

Alles zusammen hat der bislang laue Winter das Eisstadion im November und Dezember bereits einen sechsstelligen Betrag gekostet, doppelt so viel wie im Vergleich zum Vorjahr. „Trotz der guten Konditionen, die wir den Gemeindewerken in harten Verhandlungen abgetrotzt haben“, sagt der Geschäftsführer.

Auch wenn die Energiekosten „eine Katastrophe“ sind, zählt Schoenmackers das Eisstadion nicht zu den Verlierern des warmes Winters. „Wir haben bis jetzt zumindest annähernd die Besucherzahlen wie im Vorjahr“, sagt der Geschäftsführer. So war beispielsweise der Sonntag nach Weihnachten mit etwa 4000 Besuchern sehr erfolgreich. Doch er will die Saison nicht vor deren Ende am 11. März loben.

Beim Rückblick auf 2015 nennt Schoenmackers als die wichtigsten Punkte die Feier zum 40-Jährigen des Eisstadions und Holiday on Ice. Zum Jubiläum hätte es „fantastische Rückmeldungen“ gegeben. Besonders habe ihn gefreut, dass die Vereine mitgemacht und auch zusammen Aktionen gestartet hätten. „Bei Holiday sind wir 2010 bis 2012 durch ein Tal gegangen,. Aber das ist jetzt vorbei“, ist Schoenmackers stolz. Bei den Zuschauerzahlen habe man die 10 000 knapp verpasst. In puncto Karten und Umsatz sowie der Probenwoche habe es von Stage-Entertainement, dem Holiday-Veranstalter, nur positive Resonanz gegeben. Konkrete Zahlen nannte der Geschäftsführer nicht.

Die Chance, dass auch weiterhin die Premiere der größten Eisschau der Welt in Grefrath stattfinden wird, sei gut. Dennoch gebe es ein „Wenn“: Denn die Internetverbindung sei im Außengebiet, in dem das Eisstadion liegt, sehr schlecht. Schoenmackers: „Und Stage-Entertainment ist darauf angewiesen, große Dateien mit Fotos und so weiter zu verschicken. Das klappt hier nur sehr schlecht.“ Das Problem sei der Gemeinde bekannt. „Wir werden wohl auf eine mobile Lösung auf LTE-Basis zurückgreifen müssen.“ Und Schoenmackers hofft, dass eine dauerhafte Lösung gefunden wird, damit es in diesem Jahr auch zum 40. mal eine Holiday on Ice-Schau in Grefrath gibt.

Das Panorama-Restaurant sei aus seinem Dornröschen-Schlaf geweckt worden. Durch den externen Eingang könnten auch Gäste kommen, ohne Eintritt fürs Schlittschuhlaufen bezahlen zu müssen. Doch auch für die Sportler sei das Restaurant, das sonn- und feiertags geöffnet hat, interessanter geworden. Zum einen erhält jeder Erwachsene mit seiner Eintrittskarte einen Zwei-Euro-Wertgutschein und zum anderen müssen die Läufer nicht mehr ihre Schlittschuhe ausziehen. Kufenschoner werden zur Verfügung gestellt.

In der laufenden Saison gibt es unter anderem noch drei Eis-Discos, die nächste am Freitag, Karneval auf dem Eis (30. Januar) sowie die Kreismeisterschaften. Mit der Abtauparty (11. März) geht zwar die Eissaison zu Ende, doch die Veranstaltungen in der Halle und auf dem Gelände gehen weiter. Und zwar direkt eine Woche später mit einer „50 plus Messe“. Es folgen unter anderem Comedy-Veranstaltungen, Kindermusical, Public Viewing zur Fußball-EM in Frankreich sowie die US-Car& Bike- Show und dann zum 40. Mal in Grefrath: Holiday on Ice.

Daneben gebe es, so Schoenmackers, immer mehr nichtöffentliche Termine beispielsweise von Firmen, „so dass wir übers Jahr an nur etwa drei bis vier Wochenenden keine Events haben“. Hierbei habe sich die Präsenz bei Messen und die „hervorragende Promotion-Mappe“ bewährt. Schoenmackers: „Wir mussten uns nicht mehr nur als Eissporthalle sehen, sondern unsere vielfältigen Möglichkeiten ausschöpfen mit Gebäuden, Außenzelt, Werbeflächen bis hin zur Eventplanung.“ Diese Vielfalt und auch die Besucherzahlen, mit bis zu 20 000 beim Vereinssport, 60 000 bei Veranstaltungen und 180 000 Menschen beim Eislaufen, beeindruckten künftigen Kunden. Das seien Pfunde, mit denen man wuchern könne und ein Gebiet, das ausgebaut werden müsse, um rentabel zu sein.

„Wir erhalten im Gegensatz zu anderen keine Kulturpauschale der Gemeinde. Die Eissportvereine bekommen eine gewisse Summe, um bei uns Eislaufzeiten zu kaufen. Mehr nicht“, sagt Schoenmackers. Er hofft, dass trotz der anhaltenden Finanzprobleme der Gemeinde diese weiter die Vereine unterstützt. „Sonst ist der Eissport in Grefrath tot“, befürchtet er. Trotz aller finanziellen Schwierigkeiten sieht er die Gemeinde in der Pflicht, zum Erhalt des Eisstadions beizutragen. „In guten Zeiten wurde das alles hier errichtet. Dann muss man aber auch in schlechten hinter seinem Projekt stehen.“

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