„Man kann sich nicht einsperren“

Viele Kempener reagieren auf die Bedrohung durch Terrorismus gelassen. Doch ein wenig Angst und Unsicherheit bleibt.

„Man kann sich nicht einsperren“
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Die Terror-Anschläge in Paris haben das Leben verändert: Ein Länderspiel wird aus Sicherheitsgründen abgesagt, NRW-Innenminister Ralf Jäger kündigt verstärkte Polizeipräsenz auf Weihnachtsmärkten an, ein herrenloser Koffer im Düsseldorfer Hauptbahnhof sorgt für einen Großalarm. Wie gehen die Menschen in Kempen mit dieser Bedrohungslage um? Ändert sich dadurch ihr tägliches Verhalten? Das wollte die WZ-Redaktion gestern von Passanten auf der Engerstraße wissen.

Rolf Beckers sagt: „Man kann sich doch nicht zu Hause einschließen. Das ist doch das, was die Terroristen wollen. Überall und nirgends kann einem etwas passieren.“ Als Beispiel nennt der Kempener Geschäftsmann einen durch Wind zu Fall gebrachten Weihnachtsbaum in Wuppertal.

Anneliese Braun ist bisher immer gerne mit der Kempener Altenhilfe zu Weihnachtsfesten gefahren. „Das mache ich jetzt nicht mehr“, sagt die Seniorin. Aber den Weihnachtsmarkt in Kempen wird sie besuchen. „Da sehe ich keine Schwierigkeit, anders als in Großstädten.“ Renate Radtke dagegen wird weiterhin Weihnachtsmärkte besuchen, „kreuz und quer durch Deutschland“.

Rolf Tekolf sagt auf die Frage, ob er besorgt sei: „Ne, ich mach mir keine Sorgen. Es wird alles zu sehr aufgebauscht. Die Terroristen können doch nicht alle zerstören. Es hat schon zu allen Zeiten Verrückte gegeben.“

„Nicht in Panik verfallen, gelassen bleiben“ — nach diesem Motto will Wolfgang Becker handeln. Das sehen Werner Wamers und Eduard Schulz ähnlich: Man denke über so etwas nach, doch anders verhalten werde man sich nicht.

„Es gibt sowieso keine Sicherheit“, meint auch Reinhard Silge. Die Angreifer — hier vom sogenannten Islamischen Staat — seien leider immer im Vorteil.

„Ich habe keine Angst“, sagt eine Frau, die ungenannt bleiben möchte. Sie vertraue Gott und glaube nicht daran, dass in Kempen etwas passieren kann.

„Meine Gefühle wären auf großen Weihnachtsmärkten anders“, sagt ein weiterer Kempener, der beim Besuch solcher Märkte zurzeit „ein ungutes Gefühl“ hätte. Harry Hoff bekennt, dass er sein Verhalten nicht ändern werde — und hofft darauf, dass die internationale Politik sich endlich einig wird im Kampf gegen den IS-Terror.

„Der Krieg soll ruhig bleiben, wo er ist“, lässt Ferdi, bekanntes Kempener Original, im Vorbeigehen wissen. „Man kann sich zu Hause nicht verbarrikadieren“, sagt Christel Klaßen.

„Angst und Schrecken zu verbreiten, ist doch das Ziel dieser Menschen“, sagt CDU-Ratsmitglied Bernd Fröchtenicht. Davon dürfe man sich nicht zu sehr beeindrucken lassen — auch wenn die Bedrohung im Kopf sei. Wenn er für sich und seine fünf Kinder Karten für das Länderspiel in Hannover gehabt hätte „wäre ich sicher ins Grübeln gekommen“.

„Die Terroristen wollen unsere aufgebauten Strukturen zerstören“, ergänzt Rita Ulschmidt, ebenfalls für die CDU im Stadtrat. Eine gewisse Vorsicht sei jetzt angeraten.

„Man kann sich nicht einsperren lassen“, betont auch ein anderer Kempener. „Ich würde zu Fußballspielen gehen. Die wollen doch nur, dass wir keine Ruhe mehr bekommen.“

Über Facebook hat sich „Te Patrick“ gemeldet: „Angst ist ein ganz schlechter Begleiter für den Alltag und sollte niemals das Leben der Menschen bestimmen. Ich sehe mich und meine Familie im Moment keinem erhöhten Risiko ausgesetzt, gleichwohl erwarte ich nun von den UN notwendige Maßnahmen im Kampf gegen den IS.“

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