Loch legt den Bahnverkehr lahm

Die Strecke zwischen Kempen und Krefeld war am Mittwoch gesperrt. Hunderte Pendler waren betroffen.

Kempen. Um 7.52 Uhr bekam die Bundespolizei am Mittwoch die Meldung: In Höhe des Bahnübergangs Hülser Straße tut sich ein Loch in der Fahrbahn auf — etwa 30 Zentimeter groß und bis zu einen halben Meter tief. Für die Verantwortlichen von Stadt Kempen und Deutscher Bahn (DB) ergab sich schnell der Verdacht, dass ein Kanal kaputt und die Hülser Straße deshalb unterspült worden ist. Die Folge: Die Straße musste ab 8 Uhr am Bahnübergang gesperrt werden. Mit einer Baustellen-Ampel wurde vor-übergehend der Verkehr geregelt. Auch Beamte der Bundes- und Landespolizei waren zur Sicherung der Baustelle im Einsatz.

Mitarbeiter von den Stadtwerken, der Firma Hamelmann und des Kempener Tiefbauamtes rückten sofort aus. „Wir haben schnell reagiert, weil das Loch direkt an den Bahngleisen war“, sagte Stadtsprecher Christoph Dellmans am Mittwoch Nachmittag vor Ort im Gespräch mit der WZ. Wegen der Nähe zu den Gleisen musste der Verkehr des Niers-Expresses (RE 10) zwischen Kempen und Krefeld — in beiden Richtungen — ebenfalls unverzüglich eingestellt werden. „Die Ursache des Lochs ist noch nicht ergründet. Deshalb müssen wir aus Sicherheitsgründen gegen 8 Uhr sperren“, sagte ein DB-Sprecher am Mittwoch Vormittag.

Wenige Stunden später konnte die Stadt Kempen Entwarnung geben. „Der Kanal ist mit einer Kamera ausgiebig geprüft worden. Dabei konnte keine Undichtigkeit festgestellt werden“, so Dellmans. Insofern könne eine Unterspülung als Ursache für die abgesackte Straße ausgeschlossen werden.

Der Untergrund der Straße sei in einem tadellosen Zustand. Zur Prüfung sei das Loch auf etwa zwei mal vier Meter Größe erweitert worden. Dellmans: „Die Untersuchungen haben keine Schäden ergeben. Wir können derzeit nicht sagen, warum es zur Absackung gekommen ist.“

Deshalb entschlossen sich die Experten am Mittwoch Nachmittag dazu, das Loch wieder zu schließen und die Hülser Straße für den Verkehr freizugeben. Nach Angaben der Stadt bestehe keine Gefahr mehr. „Im Laufe des Tages sollte wieder alles normal laufen“, so Dellmans am Nachmittag. Sowohl Straßen- als auch Bahnverkehr sollten bis zum Abend wieder planmäßig rollen. Und so kam es dann auch. „Wir hatten aber bis in den Abend Verspätungen von bis zu einer halben Stunde“, sagte Timo Kerßenfischer, Sprecher der Nordwestbahn (NWB).

Bis zum Nachmittag herrschte bei den Pendlern am Kempener Bahnhof allerdings große Unsicherheit. Hunderte Reisende standen an beiden Bahnsteigen und warteten vergeblich auf die Bahn. „Die Züge fuhren nur zwischen Kleve und Kempen sowie Düsseldorf und Krefeld“, so Kerßenfischer. Zwischen Kempen und Krefeld habe das Unternehmen „schnellstmöglich“ Ersatzbusse eingesetzt. Laut Kerßenfischer waren die Busse spätestens ab 9 Uhr unterwegs. „Schneller ging es nicht. Unser Vertragspartner hat derzeit viele Busfahrer im Urlaub.“

Gegenüber der WZ bemängelten einige Pendler, dass die Busse nicht ausreichend als „Ersatzverkehr“ gekennzeichnet waren. Zudem seien zu wenige Fahrzeuge im Einsatz gewesen. Und auch der Informationsfluss über Lautsprecheransagen und Anzeigetafeln sei dürftig gewesen. Kerßenfischer erklärte dazu, dass es sich bei der Sperrung der Gleise um „einen absoluten Ausnahmefall“ gehandelt habe. Deshalb sei die Organisation solcher Notfallpläne auch nicht immer reibungslos. „Die Unannehmlichkeiten sind für die Reisenden ärgerlich. Das tut uns leid“, so der Sprecher.

Pendlerin Evelyn Griebsch wurde am Mittwoch rechtzeitig vorgewarnt, nahm deswegen extra einen Zug früher: „Meine Schwester ist vor vier Stunden dieselbe Strecke gefahren und hat mich direkt angerufen, um mir zu sagen, dass ich mich wahrscheinlich auf eine Stunde mehr Fahrzeit einstellen muss.“

Von Düsseldorf bis Krefeld ist die 29-Jährige noch mit dem Zug gefahren, von Krefeld nach Kempen mit dem Ersatzbus, von Kempen ging es wieder mit der Bahn weiter bis nach Geldern. „Dass die Busse jetzt um die Mittagszeit noch immer fahren, stand allerdings weder im Internet, noch war unter der Info-Rufnummer jemand erreichbar.“ Lediglich am Bahnsteig wurde beim Einfahren der Züge darauf hingewiesen, dass zwischen Kempen und Krefeld Ersatzbusse verkehren.

Oliver Grollmann ist ebenfalls mit der Bahn von Düsseldorf nach Krefeld gefahren, nahm dann das Taxi nach Kempen: „In Krefeld war es recht chaotisch, da standen 70 bis 80 Personen, von denen einige schon über eine Stunde warteten. So viel Zeit hatte ich nicht. Die Taxifahrer wussten zwar entgegen der Angaben der Bahn-Mitarbeiter auch nicht Bescheid, aber ich hoffe jetzt, das Geld zurückzubekommen“, sagte der 38-Jährige. Seine Vermutung: Bis er an seinem Ziel in Geldern angekommen ist, hat er so viel Zeit gebraucht wie für eine Fahrt von Düsseldorf nach Berlin.

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