Lobberich: Streit um Miete eskaliert

Der Verein Helfende Hände hat Zoff mit seinem Vermieter. Willi Terstappen behauptet, dass er noch 10 000 Euro Miete bekommt.

Lobberich. Für Renate Verhalen geht es weder vor noch zurück. Denn mit ihrem Auto steckt sie fest. Eingekeilt zwischen zwei riesigen Containern, die hinter und neben ihrem Peugeot stehen. Und vorne blockiert ein Zaun die Weiterfahrt. "Die Container hat unser Vermieter hier hingestellt, jetzt lässt er mich mit dem Auto nicht mehr raus", sagt die Vorsitzende des Vereins "Helfende Hände mit Herz".

Es ist die Eskalation eines seit zwei Monaten andauernden Mietstreits zwischen dem Verein, der an der Straße Dyck 10 finanzschwache Menschen mit gebrauchten Einrichtungs-Gegenständen versorgt, und dem Vermieter. Seit Oktober 2008 ist der Verein in den Räumen und wird vor allem von Hartz-IV-Empfängern aufgesucht.

"Doch das ist momentan kaum möglich, da der Vermieter unseres 400 Quadratmeter großen Ladenlokals mit seinem Containern auch den Eingang zugestellt hat. Wir können mit unserem Lieferwagen nicht mehr vorfahren und einladen", sagt Verhalen. Sie wissen gar nicht, warum sich ihr Vermieter so aufführt.

Eine Aussage, die Willi Ter-stappen zur Weißglut bringt. "Die wissen ganz genau, warum die Situation so ist, wie sie ist. Weil sie ihre Miete nicht zahlen. Nichts habe ich bekommen. Inzwischen sitze ich auf mindestens 10 000 Euro Schulden", sagt der Vermieter. Und was den zugestellten Wagen angeht, habe er sich nicht mehr anders zu helfen gewusst: "Ich habe mehrmals gesagt, dass der Platz nicht mitgemietet ist. Zudem stand immer der alte Lieferwagen dort, der auch noch Öl verliert".

Die Sache mit der Miete will Birgit Dlugay, kommissarische 2.Vorsitzende des Vereins, nicht auf sich sitzen lassen. "Wir haben eine Vereinbarung, dass wir zum Ende des Monats zahlen dürfen. Komisch, dass Herr Terstappen davon nichts mehr wissen will." Doch für ihn ist das alles "erstunken und erlogen". Terstappen: "Ich bin fassungslos, was hier passiert ist. Ich wollte den Helfenden Händen wirklich helfen und habe sie als Mieter genommen. Zunächst sechs Wochen kostenlos."

Terstappen und die Vereinsmitglieder kennen sich gut. Denn im Februar war er für rund drei Wochen nicht nur Mitglied der Helfenden Hände, sondern auch 2.Vorsitzender. "Da habe ich gesehen, was es dort für ein Chaos gibt. Der Verein hat absolut keine Buchführung", sagt Terstappen. Schnell verhärteten sich die Fronten zwischen ihm und der Vorsitzenden, so dass er nach drei Wochen wieder austrat.

Dann begannen die Querelen. Nicht nur um den Verkaufsraum, sondern auch um die Lagerhalle an der Straße Bochholt in Lobberich. Dlugay: "Das ist überhaupt unfassbar, da kommen wir nicht mal mehr rein. Dort stehen Möbel, die verkauft sind und die wir jetzt nicht ausgeliefern können."

"Natürlich kommen die da nicht rein, ich hab das elektrische Tor gesperrt. Die Halle steht bis unters Dach zu mit Müll und Unrat, das ist unerträglich. Ich lasse nicht zu, dass die da noch mehr rein räumen", sagt Terstappen. "Das ist ja wohl der Gipfel. Was hier als Müll bezeichnet wird, ist für viele Menschen das einzige, was sie sich überhaupt leisten können", erwidert Verhalen.

Inzwischen haben sich Mieter und Vermieter gegenseitig angezeigt. Sowohl bei der Polizei als auch beim Finanz- und Ordnungsamt. Kündigungen für die Immobilien sind inzwischen für Ende des Monats ausgesprochen.

Vermutlich wird auch so lange Verhalens Auto zwischen den Containern festsitzen. Nach Auskunft der Polizei könnte die Vorsitzende die Container nur auf eigene Kosten versetzen lassen. Willi Terstappen jedenfalls weigert sich, sie zu entfernen.

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