Lobberich: 120. Geburtstag des Begründers des neuen Humanismus

Werner Jaeger: Lobberichs größter Sohn wurde vor 120 Jahren geboren.

Lobberich. Es gibt dreifachen Anlass, an Werner Jaeger, Lobberichs größten Sohn, zu erinnern: Heute ist sein 120.Geburtstag, vor 75Jahren wurde die "Paideia" herausgegeben und 50.Jahrestag der Namensgebung "Werner-Jaeger-(Pro)Gymnasium".

Als "Begründer eines neuen Humanismus im 20.Jahrhundert" ist Werner Jaeger zu seinem 100.Geburtstag von Uvo Hölscher in Erinnerung gerufen worden. Der klassische Philologe rühmte nicht nur Jaegers "Paideia- Die Formung des griechischen Menschen" als "monumentales Werk", sondern beschrieb auch dessen "reiche Lehr- und Forschungstätigkeit" an der US-amerikanischen Harvard-Universität "mit bedeutender Wirkung auf die amerikanische Geisteswissenschaft".

Werner Jaeger wurde am 30.Juli 1888 als einziges Kind des Lithographen Carl Jaeger und dessen Frau Helene geboren. Er wuchs im Hause Breyeller Straße40 auf (Ecke heutige Freiheitsstraße). Nach Sassenfelder Volks- und Rektoratsschule (1898-1902) wechselte er zum Gymnasium Thomaeum in Kempen, an dem er 1907 das Abitur mit herausragendem Ergebnis ablegte.

Dass Jaeger ein außerordentlicher Schüler war, notierte später auch der aus Lobberich stammende Theologie-Professor Johannes Hessen, las er doch "als Untertertianer auf eigene Faust die lateinischen und griechischen Schriftsteller der Untersekunda". Der Protestant Jaeger wusste auch katholische Gebetstexte schneller als seine Klassenkameraden aufzusagen.

Nach dem Studium in Marburg und Berlin machte Jaeger Karriere, 1921 übernahm er den Lehrstuhl seines Lehrers Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff. 1933 erschien der erste Band seiner "Paideia", die weiteren folgten 1944 und 1947. 1936 emigrierte Jaeger mit seiner zweiten Frau, einer Jüdin, und vier Kindern in die USA, wo er 1939 Professor an der Harvard-Universität wurde. Ab 1950 war er oft in Deutschland, wo er vor allem mit Kollegen die Gesamtausgabe der Werke des Kirchenvaters Gregor von Nyssa vorantrieb.

Kontakte nach Lobberich hat er vor allem über Professor Max Haas und Studienrat Albert Fenkes gepflegt. Als im September 1958 das neue Pro-Gymnasium (ohne Oberstufe) nach ihm benannt wurde, konnte er nicht kommen. Doch 1959 und 1961 besuchte der Philologe "seine" Schule. Jaegers Wunsch, dass aus dem Pro- ein vollwertiges Gymnasium werde, ging 1967 in Erfüllung. Erlebt hat er dies allerdings nicht mehr: er starb am 19. Oktober 1961 in den USA.

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