Lebhafte Debatte um „lebendige Krippe“

Zur tierischen Attraktion auf dem Kempener Weihnachtsmarkt erreichten die Redaktion sehr viele kritische Mails und Kommentare.

Lebhafte Debatte um „lebendige Krippe“
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Lebhafte Diskussionen unter den WZ-Lesern hat unser Artikel zur „lebenden Krippe“ im „Mini-Zoo“ auf dem Kempener Buttermarkt ausgelöst. Sowohl über „Facebook“ als auch per E-Mail erreichten die Redaktion viele Meinungen unserer Leser. In den meisten Kommentaren wird die Idee sehr kritisch beurteilt.

So heißt es zum Beispiel in einem „Facebook“-Post: „Zertifikate hin oder her. . . Es bleibt purer Stress für die Tiere! Ekelhaft! Für uns tatsächlich ein Grund, nicht nach Kempen zu fahren!“ Ein anderer Nutzer unterstellt der Stadt Kempen, „auf dem Tierschutzauge blind zu sein“, denn auch Kastrationspflicht für Freigängerkatzen oder das Ferkelrennen beim Bauernmarkt stießen auf kein politisches Interesse.

Diskutiert wird auch darüber, ob Tiere nur auf einem solchen Markt fehl am Platze sind. Wenn es um die Belustigung gehe, müsse man auch Hunde abschaffen, so ein „Facebook“-Eintrag. „Denn streng genommen sind Haustiere auch nur zur Belustigung von Menschen da.“

Es gibt aber auch andere Meinungen: „Das Tier (Anm. d. Red.: das Kamel) steht doch da nicht wochenlang rum, sondern nur am Wochenende ein paar Stunden. Im Zoo leben die Tiere auch auf engstem Raum, da regt sich aber keiner auf“, urteilt eine „Facebook“-Nutzerin. Natürlich kann dieses Argument bezweifelt werden: „Auch gegen die Zoohaltung engagieren sich viele Tierschützer“, so ein weiterer „Facebook“-Eintrag.

„Liebe Tierschützer, bitte behaltet Augenmaß!“, wünscht sich Thomas Biener in einer E-Mail an die Redaktion. „Ich selbst bin Laie und kann das wohl nicht beurteilen, weiß aber, dass auch ich Tiere liebe — jedoch mit einer gewissen Distanz zum Aktionismus“, so Biener weiter. Ingeborg Dohren hingegen glaubt, dass Tiere inmitten des Weihnachtsmarkt-Trubels Stress haben. Solche Tiere gehören nach ihrer Meinung genauso wenig auf einen Weihnachtsmarkt wie Ponys, „die als lebendes Karussell für Kinder im Kreis herumlaufen müssen“.

Eine Alternative schlägt Karin Effmert in ihrer E-Mail vor: Sie glaubt, allen wäre geholfen, wenn die lebende Krippe auf den Kirchplatz vor der Propsteikirche verlagert würde.

Die Tierrechtsorganisation Peta fordert die Stadt Kempen auf, „künftig keine Tiere mehr als lebendige Requisiten für die Weihnachtskrippe zu missbrauchen“. „Dass Tiere zu Unterhaltungszwecken ausgenutzt werden, ist nicht mit dem ,Fest der Liebe’ vereinbar“, so Peter Höffken von Peta in einer E-Mail an die WZ-Redaktion. Er verweist auf das Tierschutzgesetz und die darin verankerte art- und bedürfnisgerechte Haltung, die auf einem Weihnachtsmarkt nicht möglich sei. Hinzu kämen laute Musik und die vielen Lichter.

Peta ist der Meinung, dass unterschwellig auch Kindern ein falsches Bild vermittelt werde. Tiere seien nicht zur Unterhaltung da. „Kinder sollten Tiere als Individuen mit eigenen Bedürfnissen kennenlernen, nicht als Unterhaltungsobjekte“, heißt es in der E-Mail von Peta weiter.

Des Weiteren gebe es Gefahren für die Tiere — zum Beispiel, wenn sie von Besuchern mit Süßigkeiten gefüttert würden.

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