Late-Night-Shopping in Kempen und St. Tönis Bei der „Lichternacht“ bleibt die Kundschaft aus

St. Tönis/Kempen. · Mit der „Lichternacht“ in St. Tönis und dem „Feierabend-Shoppen“ in Kempen wollte der örtliche Einzelhandel wegen der Corona-Krise entgangene Umsätze zumindest teilweise wettmachen. Doch die Kundschaft blieb aus.

 Zum Late-Night-Shopping in St. Tönis war die Hochstraße ansprechend beleuchtet.

Zum Late-Night-Shopping in St. Tönis war die Hochstraße ansprechend beleuchtet.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Zwei Gelegenheiten zum abendlichen Einkauf mitten in der zweiten Corona-Welle: Am Freitagabend lockten sowohl die Interessengemeinschaft „St. Tönis erleben“ als auch der Werbering Kempen mit verlängerten Öffnungszeiten bis 22 Uhr in ihre jeweiligen Innenstädte.

In St. Tönis hat die „Lichternacht“ am ersten Freitag im November Tradition. Und auch diesmal schimmerten die Bäume am Rathausmarkt in sanftem Rosa. Die Geschäfte in der Fußgängerzone hatten ebenfalls Farbakzente erhalten. Gegen 20 Uhr bummelten nur wenige Menschen durch die Straßen, die meisten als Paar oder im kleinen Familienverbund – alle ausgestattet mit ihrem Mund-Nasen-Schutz. Von dem gefürchteten Gedränge jeglicher Art war dies aber meilenweit entfernt.

 Auch in Kempen kam kaum Kundschaft beim Feierabend-Shoppen in die Geschäfte der Altstadt. Die Bilanz des Handels fällt mäßig aus.

Auch in Kempen kam kaum Kundschaft beim Feierabend-Shoppen in die Geschäfte der Altstadt. Die Bilanz des Handels fällt mäßig aus.

Foto: Norbert Prümen

Besucher vermissen Essens-
und Getränkestände

Familie Böhm aus Forstwald trug zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Einkaufstüten in Richtung Parkplatz. „Wir wollten einfach mal rauskommen, den örtlichen Einzelhandel unterstützen“, so ihre Motivation, zumal der Familienvater im Homeoffice ist. „Leicht enttäuscht“ seien sie von der gesamten Präsentation jedoch schon. Auch Harald Herzig und Oliver Schütt sind bereits auf dem Heimweg. Die beiden St. Töniser wollten die Veranstaltung „im Dorf“ unterstützen. Sie vermissen jedoch die Essens- und Getränkestände. „Das hätte unsere Verweildauer sicher erhöht“, sagen sie bedauernd.

Melanie Barth-Langenecker, Inhaberin von Optik Scholl an der Hochstraße und im Vorstand von „St. Tönis erleben“, erinnert sich mit etwas Wehmut an die Lichternacht in früheren Jahren. „Das war eine sehr beliebte Veranstaltung, es war immer sehr voll im Ortskern“, sagt sie. Aufgrund der verschärften Corona-Regeln durften die ursprünglich geplanten Essens- und Getränkestände nicht aufgebaut werden. „Aus Kostengründen haben wir uns auch entschlossen, die Illumination der Hausfassaden etwas abzuschwächen“, sagt sie.

Ihr Kollege Stefan Robben vom gleichnamigen Herrenausstatter hat die Leute an diesem Abend als „sehr verhalten erlebt“. „Dass unsere Veranstaltung parallel zu Kempen verläuft, finde ich sehr unglücklich“, erklärt er. Eva Engelbrecht bietet in ihrem Laden „Liebelotte“ Kleidung und Design an. Bei ihr sei die ganze Zeit etwas los gewesen. „Doch mit den früheren Lichternächten ist das nicht vergleichbar“, sagt sie. „Da sind schon Ängste“, bekundet sie. Der Einzelhandel dürfe einerseits öffnen, ihm stehe aber auch kein Ausgleich für Einnahmeverluste zu. „Denn unsere Kosten laufen unvermindert weiter“, sagt sie. In Kempen sieht es beim „Feierabend-Shoppen“ eine halbe Stunde später trostlos aus. Die Engerstraße ist menschenleer. Fast alle Geschäfte sind zu. Etwas belebter ist die Judenstraße, wo auch einige Farbakzente an den Fassaden erstrahlen. Aber auch hier haben längst nicht alle Geschäfte geöffnet.

Allem zum Trotz hat Aycan Gümus die Eröffnung ihres Geschäfts an der Judenstraße 11 mit Damenbekleidung, Schuhen, Taschen und Schmuck auf diesen Abend gelegt. Luftballons schmücken die Fassade. Mehrere Nachbarn haben Blumensträuße als Willkommensgruß vorbeigebracht.

Silke Zander vom „Radieschen“ an der Judenstraße 7 setzt die negative Stimmungsmache gegen die verkaufsoffenen Events derzeit sehr zu. „Wir dürfen öffnen, aber wir müssen dafür auch um jeden Euro kämpfen“, sagt sie, die auch im Vorstand des Kempener Werberings aktiv ist. Die Menschen würden derzeit immer ängstlicher und unsicherer, mieden die Innenstädte und würde eher im Internet bestellen.

Auf dem dunklen Buttermarkt sind zu dieser Zeit nur noch Tatiana Koplin und David Angenvoort unterwegs. „Für uns jüngere Leute ist das mal eine Gelegenheit rauszukommen“, sagen sie. Aber es sei insgesamt schon „etwas trostlos“. Vor Moden Möller brennen derweil zwei große Außenkerzen und es erschallt leise Musik – im Meer der Dunkelheit und Stille an dieser Ecke.

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