Lokale Wirtschaft Lackwerke Peters – ein Kempener Name von Welt

Kempen · Die Lackwerke Peters bestehen seit 50 Jahren. Die Firma hat weltweit Erfolg. Während der Corona-Krise läuft das Geschäft in Asien wieder an.

 Der Kern der Familie, der das Unternehmen Lackwerke Peters führt (v.l.): Benjamin Alfes, Britta Schwartz sowie Brigitte und Ralf Schwartz.

Der Kern der Familie, der das Unternehmen Lackwerke Peters führt (v.l.): Benjamin Alfes, Britta Schwartz sowie Brigitte und Ralf Schwartz.

Foto: WZ/Peter Roskothen

Seit 50 Jahren sind die Lackwerke Peters, eines der bekanntesten Kempener Unternehmen, nun schon in Familienhand. Am 5. Januar 1970 hatte Werner Peters die alleinige Verantwortung der gerade käuflich erworbenen Niederrheinischen Lackfabrik in Krefeld übernommen. „Hätten wir diesen tatsächlichen ,Jubeltag’ für unsere Feierlichkeiten gewählt, wären wir noch knapp an den Folgen der Corona-Pandemie vorbei geschrammt“, sagt sein Schwiegersohn und heutiger Geschäftsführer Ralf Schwartz rückblickend.

Doch statt des wettermäßig ungemütlichen Januars hatten sich die Verantwortlichen den lieblichen Mai ausgeguckt. „In drei Wochen wollten wir mit Geschäftsfreunden und unseren Mitarbeitern aus aller Welt ausgelassen in Kempen feiern“, sagt Schwarz. Daraus wird nun aus bekannten Gründen nichts. „Unsere bereits über ein Jahr laufenden Planungen für das Jubiläumsfest wurden regelrecht über den Haufen geworfen“, sagt Ralf Schwartz. Gemeinsam mit der WZ blickt die Familie (auch Schwartz’ Frau Brigitte, Tochter Britta und ihr Verlobter Benjamin Alfes) dennoch zurück auf die vergangenen fünf Jahrzehnte – und in die Zukunft.

1984 zog die Firma
von Krefeld nach Kempen

Werner Peters, Anfang 2017 gestorben, gilt als niederrheinischer Pionier in Sachen Leiterplatten, wie sie heutzutage unter anderem in Smartphones Verwendung finden. Und für diese „gedruckten Kabelbäume“, wie Ralf Schwartz sie anschaulich nennt, braucht man hochauflösende Lacke. Daher kommen die Produkte vom Hooghe Weg auch nicht etwa als Wandfarbe zum Einsatz, sondern werden haarfein aufgetragen. Der jährliche Jahresausstoß liegt bei gerade einmal 1500 Tonnen. Doch in Nischen lässt es sich erfolgreich arbeiten, das beweist die Lackwerke Peters GmbH & Co. KG mit ihren weltweit etwa 160 Mitarbeitern seit Jahrzehnten. In der Kundenliste stehen Namen wie BMW, Bosch, IBM und Philips. Auch die NASA ist zu finden.

Bereits seit Ende der 70er Jahre ist das Unternehmen in den „vier kleinen Tigerstaaten“ Hongkong, Singapur, Taiwan und Südkorea erfolgreich unterwegs. „Dort war damals das Wort ,Leiterplatte’ – englisch ,printed circuit board – noch nahezu unbekannt“, sagt Ralf Schwartz. Der Marktaufbau und -ausbau in Asien – „wo heute 80 bis 90 Prozent der weltweiten Elektronikproduktion stattfinden“ –, erfolgte über Jahrzehnte mit Hilfe unabhängiger, lokaler Handelsvertretungen. Vor fünf Jahren ist das Unternehmen dort aber mit eigenen Gesellschaften erfolgreich an den Start gegangen – mit Schwerpunkt China.

1984 zog die Firma von Krefeld nach Kempen, in einen größeren Neubau am Hooghe Weg. „In Kempen bei Düsseldorf, nahe an der Grenze zu den Niederlanden“ – so antwortet Schwartz, wenn er in Deutschland oder im Ausland nach dem Standort gefragt wird. „Aus beruflicher Perspektive bringt Kempen als Hauptstandort unserer Gruppe vieles mit sich, was man sich als Unternehmen in unserem Umfeld wünscht“, sagt Wirtschaftsingenieur Benjamin Alfes. „Mit dem im Fachbereich Chemie angesiedelten Lackingenieurwesen der Hochschule Niederrhein finden Ausbildung und Forschung vor unserer Haustüre statt und bieten uns die Möglichkeit daran bei unseren Kernprodukten zu partizipieren – sei es durch qualifizierte Absolventen oder Forschungskooperationen.“ Das Rheinland mit seiner Grundstoffchemie sei als einer der Chemie-Hubs in Europa zu sehen – „mit Flandern und den Niederlanden einer der Chemie-Hubs weltweit“.

„Aus persönlicher Sicht ist Kempen Heimat“, betont Alfes. „Hier bin ich aufgewachsen. Die Möglichkeit berufliche Aufgaben in einem solch international aufgestellten Unternehmen mit engen Kontakten zu Familie, Freunden und Bekannten kombinieren zu können, ist daher umso erfreulicher.“ Seine Verlobte Britta Schwartz, sie repräsentiert die dritte Familiengeneration im Unternehmen, hat International Business in Maastricht und Kopenhagen studiert und ist seit dreieinhalb Jahren an Bord. Ihr Metier ist das „Supply-Chain-Management“ der Peters-Gruppe, sie kümmert sich also um funktionierende Lieferketten.

Familiäre Werte sollen
weltweit vermittelt werden

Nach Meinung von Brigitte Schwartz wird das „Familienunternehmen“ besonders deutlich durch die Werte, „die wir weltweit an unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vermitteln. Wir möchten familiär agieren und als globales Familienunternehmen auftreten. Das Lebenswerk von unserem Firmengründer, Vater und Großvater Werner Peters möchten wir auf soliden Pfeilern so nachhaltig fortführen.“ Seitdem Britta und Benjamin mit an Bord seien, führe man viele generationsübergreifende Gespräche. „Dabei profitieren wir aus der Mischung aus langjähriger Erfahrung einerseits und neuen Ideen anderseits, die aufgrund von Erfahrungen außerhalb des Unternehmens eingebracht werden.“

Mit Blick auf die aktuelle Herausforderung sieht ihre Tochter Licht und Schatten: „Während die Pandemie weite Teile der Welt fest im Griff hat, können unsere Kollegen in China der Arbeit inzwischen wieder tatkräftig nachgehen. Die Produktionen laufen wieder an, die Nachfrage nach unseren Produkten steigt“, so Britta Schwartz. Allerdings verzeichnet man dennoch einen Rückgang im Auftragseingang, dem das Unternehmen mit einer Vier-Tage-Woche begegnet: An Freitagen werden Urlaubstage aus dem vergangenen Jahr und Überstunden abgebaut. „Auf diese Weise können wir das Arbeitsaufkommen strecken und weitere Maßnahmen bisher verhindern.“

Die große Feier zum 50. gilt als aufgeschoben, nicht aufgehoben. „Wir werden sie im kommenden Frühjahr nachholen, dann heißt es eben ,Peters 50+1’“, so der Geschäftsführer. Gefeiert werden könnte dann zugleich, dass man das „verflixte Jahr 2020“ gemeinsam überstanden habe. „Danach sieht es jedenfalls bisher aus“, sagt der Kempener Unternehmer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort